Ralf G. Poppe

Bürokratie abbauen und Jagd vereinfachen

Die grünen Direktkandidaten Canina Rzicka und Joachim Fuchs waren in der Region unterwegs, sprachen mit Landwirten und Jägern.

Landkreis Rotenburg. Knapp drei Wochen vor der Bundestagswahl stimmt sich die drittgrößte Partei aus dem Landkreis auf den Endspurt ein. Canina Ruzicka und Joachim Fuchs gingen dazu mit potenziellen Wählern ins Gespräch.

Pazifismus funktioniert praktisch nicht

Canina Ruzicka kandidiert für den Wahlkreis Rotenburg I - Heidekreis. Sie hat kürzlich den landwirtschaftlichen Betrieb der Lobetalarbeit in Stübeckshorn, Soltau besucht. Zuvor war sie im Januar im Panzermuseum in Munster, wo sie bekräftigte, im Herzen Pazifistin zu sein, aber gleichzeitig konstatieren musste, dass der ausschließlich pazifistische Gedanke im wahren Leben leider ebenso wenig wie der Kommunismus funktioniere. Daher müsse auch sie Vorkehrungen treffen, um sich und das eigene Land mit all seinen Verbündeten präventiv bestmöglich zu schützen.

Auf dem Hof in Stübeckshorn suchte die 21-jährige Politikerin mit ihrem dortigen Ansprechpartner nach Lösungen, um ein Fortschreiten der Verbreitung der afrikanischen Schweinepest (ASP) im Landkreis zu verhindern. Folglich trat sie ihren Rundgang durch die Stallungen des Betriebs in entsprechender Schutzkleidung an.

Anschließend ging es für die junge Studentin nach Visselhövede, wo sie mit Wilfried Stegmann und Geschäftsführerin Carolin Grieshop in den Räumen vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH (KÖN) intensiv weitere Lösungsmöglichkeiten für agrartechnische Probleme erörterte. „Durch meinen Besuch auf dem Neulandbetrieb, einem konventionellen Hof, und dem KÖN habe ich viele Einblicke gewonnen. Besonders im Austausch mit den Landwirten wurde klar, wo die größten Probleme liegen - die Bürokratie steht dabei ganz oben. Hier muss dringend etwas passieren, damit nachhaltige, regionale Landwirtschaft nicht durch übermäßige Auflagen ausgebremst wird“, so Ruzicka, die mit dem Besuch eines weiteren, konventionellen landwirtschaftlichen Betriebs in der Region den Vorwurf entkräftete, die GRÜNEN würden sich nicht für Landwirtschaft interessieren.

Nutria-Jagd zur Deichsicherheit

Joachim Fuchs, Bundestags-Kandidat für den Wahlkreis Stade I - Rotenburg II hat in den vergangenen Wochen unter anderem Gespräche in Gnarrenburg und mehrmals in Bremervörde geführt.

Auf die Problematik zur aktualisierten Jagdnovelle in Niedersachsen wurde der 32-jährige Lehrer aus Buxtehude aufmerksam gemacht, als er in Sachen Deichschutz im Alten Land unterwegs war. Das Winterhochwasser 2023/2024 habe „uns“ deutlich vor Augen geführt, dass der Hochwasserschutz oberste Priorität haben müsse. Daher gelte es, die Bekämpfung von Nutria und Bisam im Sinne des Hochwasser- und Deichschutzes zu vereinfachen und so effektiv wie möglich zu gestalten. Die Jägerschaft sei bislang bei der Bejagung der Nutria ein wichtiger Akteur. Dennoch müsse es künftig landesseitig möglich sein, im Einzelfall zusätzliche Bekämpfungsmaßnahmen durch sachkundige Dritte in den Jagdbezirken anzuordnen, wenn die örtlich verantwortlichen Jagdausübenden Nutria nicht ausreichend bejagen. Hierzu plane man eine Duldungspflicht und beabsichtige, Nutria als zu bejagende Art im Jagdgesetz zu belassen.

Künftig dürften Hunde allerdings nicht mehr abgeschossen werden, sondern müssten eingefangen werden. Auch der Abschuss von Katzen werde stärker eingeschränkt. Die Ausbildung von Jagdhunden im Schwarzwildgatter solle jedoch weiterhin erlaubt sein. Sie sei aus Sicht des Landwirtschaftsministeriums wichtig, um den Hundeeinsatz bei der dringend notwendigen Schwarzwildbejagung besonders für den Hund sicher zu gestalten.

Die Notwendigkeit des Einsatzes von lebenden Füchsen in Schliefenanlagen sei fachlich allerdings umstritten. Die rot-grüne Koalition in Hannover vereinbarte daher, bei einer Delegationsreise nach Dänemark, die dortige Praxis mit dem Ersatz der lebenden Füchse durch Dummies („Ever Fox“) mit den Beteiligten zu erörtern. Insbesondere sollten die Erfahrungen der dortigen Jäger:innen in die Abwägung einfließen, ob die Praxis in Niedersachsen in dieser Wahlperiode gesetzlich dahingehend weiterentwickelt werden solle, die Schliefenanlagen künftig nur noch ohne lebende Füchse zu betreiben. „Mit dem Eckpunktepapier hat unsere Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte gezeigt, dass sie bereit ist, in Verhandlungen Kompromisse zu machen. Sie hat einen Entwurf vorgelegt, der mehr Tierschutz ins Jagdrecht bringt. Insbesondere beim Thema Schliefenanlagen hätte ich mir mehr erhofft. Ich bin dabei gespannt auf die weitere Entwicklung nach der vorgeschlagenen Delegationsreise nach Dänemark. Mit Blick auf die Deichsicherheit und den damit verbundenen Hochwasserschutz ist die Novelle ein wichtiger Schritt, der gerade hier in unserer Region von zentraler Bedeutung ist“, so Fuchs.


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