Lothar Tabery

Gastkommentar: Bremervörde - quo vadis?

Architekt Lothar Tabery findet kritische Worte für die pauschalen Zielsetzungen im "Zukunftsbild Bremervörde 2030".

Es ist immer gut, wenn sich Menschen Gedanken über die Zukunft ihrer Stadt machen und diese dann zur Diskussion stellen. Das gerade durch die Bremervörder Wirtschaftsgilde vorgestellte „Zukunftsbild Bremervörde 2030“ handelt in diesem Sinne und zieht mit einer Zusammenstellung strategischer Ziele einen Bogen über 6 als Leitthemen definierte Felder. Ergebnisse des bereits 2008 bzw. 2015 vorangegangenen Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) wurden berücksichtigt. Das Zukunftsbild soll als informelle Grundlage für zukünftiges Handeln von Politik und Verwaltung dienen. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass die meisten der erarbeiteten Inhalte nicht über eine schlagwortartige Benennung von Zielen und Absichten hinauskommen, die überwiegend bekannt sind und die nur wenig konkrete Umsetzungsmaßnahmen benennen. Aber genau das ist das Problem in Bremervörde. Pauschale Zielsetzungen und Absichtserklärungen gibt es bereits genug. Was fehlt, das sind klar definierte und verbindliche Maßnahmen und deren konsequente Umsetzung zum Beispiel im Umwelt- und Klimaschutz und bei der Stadtbildgestaltung. Weil das so ist, wurden in der Vergangenheit Entscheidungen getroffen, die Zielsetzungen und Absprachen ignorierten und ohne ausreichend qualifizierte Diskussion umgesetzt wurden. Es fehlt eine angemessene Dialogkultur, die bei Stadtentwicklungsthemen alle Betroffenen mit einbezieht. Wenn z. B. bei einem für die Brunnenstraße und den Rathausmarkt ausgeschriebenen freiraumplanerischen Wettbewerb weder die Anlieger noch der zuständige Ausschuss für Stadtentwicklung in die Materie eingebunden werden, dann muss man sich nicht wundern, wenn aufseiten der Bürger:innen Verdruss aufkommt und gegen unklar definierte Ziele Vorbehalte entstehen. Bleibt zu hoffen, dass die auch von der Wirtschaftsgilde im Zukunftsbild geforderte neue Dialogkultur endlich in die Stadt einzieht und breit angelegte konstruktive und fachlich hinterlegte Debatten erzeugt, die Bremervörde einen guten Weg in die Zukunft weisen können.
 
Lothar Tabery ist Architekt und Stadtplaner in Bremervörde
 


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