Ralf G. Poppe

Keine Macht für Giftmüll

Haaßel. Die sozialkritischen Musiker von „Ton Steine Scherben“, die schon immer die Profitgier der Mächtigen kritisieren, besuchten kürzlich spontan das Naturschutzgebiet in Haaßel, wo eine umstrittene Deponie geplant ist.

„In Zeiten des Klimawandels wäre es ein Verbrechen, intakte Natur zu zerstören. Noch mehr, wenn Abfall und Schutt aus Geldgier die Natur verschlingen“, ist Gründungsmitglied Kai Sichtermann nach dem Besuch in Haaßel empört.
Die Mitglieder von Ton Steine Scherben kämpfen seit 50 Jahren für soziale Gerechtigkeit und gegen die Profitgier der Mächtigen. Reinhard Lindenberg (WFB) engagiert seit zehn Jahren im Kreistag dafür, eine Deponie im Naturschutzgebiet Haaßeler Bruch zu verhindern. Die Arbeit der Bürgerinitiative (BI) sowie die fachlichen Einwände von Lindenberg haben wesentlich dazu beigetragen, das Deponie-Projekt bisher aufzuhalten.
 
Besondere Öffentlichkeitsarbeit
 
Lindenberg unterstützt nun die Ziele der BI mit einer besonderen Art der Öffentlichkeitsarbeit: Engagierte Personen der Zeitgeschichte sind eingeladen, sich vor Ort in Haaßel über den Sachverhalt zu informieren. Während also die Entscheidung über eine wasserrechtliche Erlaubnis für die geplante Deponie in die nächste Runde geht, hat Kreistagspolitiker Lindenberg Musiker von „Ton Steine Scherben“ spontan nach einem Konzert in Oldenburg nach Haaßel eingeladen. Die Konzertroute wurde für ein Informationsgespräch und eine Besichtigung unterbrochen.
Die drei Musiker touren derzeit durch Deutschland, um mit ihren Konzerten auch für die neue Jubiläumskompilation „50 Jahre / Ton Steine Scherben“ die Werbetrommel zu rühren.
Die Bandmitglieder konnten kaum glauben, dass die Natur in Haaßel unter einem 30 Meter hohen Abfallberg verschwinden soll, wobei dann nicht ausgeschlossen ist, dass dort auch mineralische Abfälle aus dem Rückbau von Kernkraftwerken gelagert werden könnten.
 
Ton Steine Scherben
 
Die Band „Ton Steine Scherben“ (TSS) debütierte 1970 mit Sichtermann beim „Love + Peace Open Air“ auf der Ostseeinsel Fehmarn, kurz nachdem ebendort Jimi Hendrix das letzte Konzert seines Lebens absolviert hatte, und setzte sich seither persönlich dafür ein, Missstände zu benennen, um diese nach Möglichkeit zu beheben. TSS-Titel wie „Keine Macht für Niemand“, „Macht kaputt was euch kaputt macht“ und/oder „Mein Name ist Mensch“ sind heute Klassiker, und werden auch von jungen Leuten noch häufig gespielt. Original-Scherben-Sänger Rio Reiser starb 1996, nachdem er zehn Jahre eine erfolgreiche Solo-Karriere („König von Deutschland“, „Alles Lüge“) geführt hatte. Claudia Roth war eine Tour-Managerin der Band. Sie ist seit Oktober 2013 Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages.
www.deponie-haassel.de.
www.scherben.net.


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