Ingrid Mahnken

Klimaschutz, Erhalt und Entwicklung  - Stephan Weil unterwegs in einem noch unberührten Land

Karlshöfenermoor. Die Jubiläumsfeierlichkeiten anlässlich des 300. Geburtstages des Moorkolonisators Jürgen-Christian Findorff in 2020 und der Klimaschutz der Moore nahm Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil zum Anlass, im Rahmen seiner Sommertour dem Torfhafen in Karlshöfenermoor einen Besuch abzustatten.
Kreuzkuhlenwirt Heino Lütjen (stehend) und Hermann Röttjer (Bildmitte), Initiator der anstehenden 300. Geburtstagsfeierlichkeiten des Moorkommissars Jürgen Christian Findorff informierten Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil während einer Torfkahnfahrt ins Kollbecksmoor über die Geschichte der Teufelsmoorregion. Fotos: im

Kreuzkuhlenwirt Heino Lütjen (stehend) und Hermann Röttjer (Bildmitte), Initiator der anstehenden 300. Geburtstagsfeierlichkeiten des Moorkommissars Jürgen Christian Findorff informierten Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil während einer Torfkahnfahrt ins Kollbecksmoor über die Geschichte der Teufelsmoorregion. Fotos: im

Der Landesvater, der sich volksnah, ehrlich und interessiert zeigte, unternahm nach einer herzlichen Begrüßung durch den SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Stefan Prüß, dem stellvertretenden Gemeindebürgermeister Volker Kullik und dem Vorsitzenden des Vereins Findorffs Erben Richard Henning zum ersten Mal in seinem Leben an eine Torfkahnfahrt ins Moor teil.
Mit launigen Worten erinnerte der benachbarte Kreuzkuhlenwirt Heino Lütjen an die Geschichte der historischen Stätte der früheren Zollstation an dem sogenannten Dreiländereck zwischen den damaligen Landkreisen, Zeven, Osterholz und Cuxhaven. Seit fünf Generationen betreibe seine Familie dort eine Gastwirtschaft. Sein Opa habe neben der Kneipe eine Landwirtschaft betrieben und sei noch mit dem Torfkahn nach Bremen gefahren. Das entlockte Weil die Aussage: „Dann gehören sie ja dem alten Moor-Adel an.“ Längst habe sich der benachbarte noch junge Torfschiffhafen zu einem kulturellen wie touristischen Highlight entwickelt, so Heino Lütjen.
Dass Menschen in der unwegsamen Teufelsmoorregion eine Heimat fanden, ist nicht zuletzt dem Wirken des Moorkolonisators Jürgen-Christian Findorff zu verdanken. Sein 300. Geburtstag soll im kommenden Jahr in der ganzen Teufelsmoorregion ganz groß gefeiert werden. Den Stein ins Rollen brachte der Iselersheimer Heimatfreund Hermann Röttjer. Er informierte Weil über den Stand der Vorbereitungen, die zurzeit auf Hochtouren laufen. „Als Vater aller Moorbauern“, so Röttjer, sei der Name Findorff in der Region ein Begriff. In Hochzeiten seien die Moorbauern jährlich mit rund 15.000 torfbeladenen Moorkähnen auf den Kanälen und Flüssen nach Bremen unterwegs gewesen.
Richard Henning sieht die Jubiläumsfeierlichkeiten als große Chance, den Zusammenhalt in der Region zu stärken und die Geschichte für die Nachwelt lebendig zu erhalten.
Auf halber Strecke wechselte der Ministerpräsident den Torfkahn, um mit weiteren Bürgern ins Gespräch zu kommen. Dazu zählten Vertreter der Dorfjugend aus Findorf, die von ihren Aktivitäten berichten konnten, ebenso wie Arne Börnsen, vom Förderverein zur Schaffung eines Nationalparks „Naturpark Teufelsmoor Hamme und Wümme Niederung“. Den Moorgebieten käme als CO² Speicher eine große Bedeutung zu, so Börnsen. 38 Prozent der deutschen Moore befänden sich in Niedersachsen. Sie seien nicht nur wichtig für die Artenvielfalt, sie seien vor allem ein effektiver Kohlenstoffspeicher. Hauptziel sei es, erklärte Börnsen weiter, Projekte zu entwickeln, bei dem der Charakter der Landschaft erhalten bleibe und die Landwirtschaft eine Zukunft habe. Die Initiatoren des Naturparkes haben es sich zur Aufgabe gemacht, Probleme zu analysieren und Lösungen zu erarbeiten. Seit rund anderthalb Jahren arbeiten sie ehrenamtlich mit Vertretern aller betroffenen Gemeinden eng zusammen, um diese Landschaft unter Naturschutz zu stellen.
Es könne laut Arne Börsen, „keinen wirksamen Klimaschutz ohne den Erhalt der Moore geben.“ Weil konnte berichten, dass ihn sowohl das Thema, wie die Nutzungskonflikte durch den heißen Sommer begleiten. „Naturschutz braucht Zustimmung“, so Weil. Aktuell entstünden durch die Trockenlegung der Moore circa 50 Prozent Treibhausgase. So gelte es an vorderster Front, die Landwirtschaft und die Bevölkerung mit ins Boot zu nehmen. Die beiden letzten heißen Sommer hätten gezeigt, dass ein Umdenken in der Bevölkerung stattfinden müsse, denn so könne es nicht weitergehen.
„Das Interesse insbesondere der jungen Landwirte ist groß“, konnte Arne Börnsen berichten. Wenn sie nun auch von der Landesregierung Unterstützung fänden, seien alle schon einen großen Schritt weiter.
Nach rund anderthalb Stunden auf dem Wasser hatte Stephan Weil, wieder im Torfhafen angekommen, festen Boden unter den Füßen. Ihm habe der Ausflug ins Moor außerordentlich Spaß gemacht. Mit Blick auf den Klimawandel Umwelt- und Klimaschutz stellte er fest, das Niedersachsen bundesweit das Torfland und das Agrarland Nummer eins sei. Wie das in Einklang zu bringen ist, sei eine wichtige, wie schwierige Aufgabe der Zukunft. Jede Menge Anregungen nehme er mit nach Hannover, die an der einen oder anderen Stelle Auswirkungen haben werden, versicherte Weil.


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