Ralf G. Poppe

Tag vieler Begegnungen

Zum zehnjährigen Bestehen der Bremervörder Tafel wurde zum einen der „Tag der Begegnungen“ gefeiert und zum anderen das Ergebnis der Bremervörder Bürgermeisterwette verkündet.

Bremervörde. Beim „Tag der Begegnungen“ der Bremervörder Tafel wurde deren zehnter Jahrestag des Umzuges aus der Neuen Straße an den jetzigen Standort gefeiert und das Ergebnis der Bürgermeisterewette aufgelöst.

 

Kidsköpfe

 

Neben der Livemusik von „Die Drei“, leckerem Essen aus der „Soul Kitchen“ sowie Apfelpunsch war einer von vielen weiteren Programmpunkten das „Porträt-Malen“ der Kidsköpfe gGmbH. Während Laura Pilz Besucher:innen porträtierte, informierten ihre Kollegen Besucher:innen über ihre Arbeit. Das Kidsköpfe-Prinzip, mit einem multiprofessionellen Team, Kindern und Jugendlichen in allen Lebenslagen bestmögliche Unterstützung zu bieten, sei für das Team Verpflichtung und Herzenssache in einem. Denn in diesem Land gebe es viele junge Menschen, die Unterstützung benötigten. „Manche davon mehr, manche weniger. In deutschlandweiter Zusammenarbeit mit Jugendämtern sind wir für diejenigen jungen Menschen da, die ganz besonders viel Unterstützung benötigen“, sagen Jessica Foekens, medizinische Leitung, Rieke Hilck von Glahn, pädagogische Begleitung und Kazou Bräutigam, Student für Soziale Arbeit.

 

Ein sozialpolitischer Skandal

 

Andreas von Glahn, Vorsitzender des Tafel-Trägers Tandem e. V., fasste die Beweggründe für das Engagement der Tafel-Mitarbeiter:innen in einer kurzen Ansprache zusammen. Seit nunmehr zehn Jahren würde man am jetzigen Standort Lebensmittel retten und damit Menschen helfen. Diese Arbeit sei für ihn ein Handeln im Widerspruch, da wir einerseits in einem reichen Land lebten, in dem Lebensmittel und Konsumgüter im Überfluss vorhanden seien. Andererseits müssten dennoch leider viele Millionen Menschen als Kunden bei der Tafel vorstellig werden. „Die Tafeln sind Seismografen für gesellschaftliche Fehlentwicklungen, ein Symbol für Armut in einem der reichsten Länder der Welt, für einen versagenden Sozialstaat. Kurz gesagt - ein sozialpolitischer Skandal“, so von Glahn. Das, was in der Tafel passiere, seien keine Almosen, sondern praktische Solidarität. Die Menschen, die zur Tafel kommen sind Kunden, keine Hilfeempfänger:innen.

Von Glahn betonte, sich große Sorgen um den „Kitt der Gesellschaft“ - so benenne die Politik gern das bürgerschaftliche Engagement für den Nächsten - zu machen. Fast 50 ehrenamtliche Helfer:innen engagieren sich aktiv für die Bremervörder Tafel, um vor Ort rund 800 Kunden zu betreuen. Sie übten Solidarität, zeigten Respekt sowie Mitmenschlichkeit in ihrer einfachsten und intensivsten Weise. „An diesem offiziellen Teil zeigen nur wenig (regionale Politiker) Interesse“, so von Glahn. Der besagte „Kitt“ würde brüchig, wenn verlorenes Vertrauen in die Politik und Verwaltung nicht wieder zu miteinander verbunden würden. „Nur wenige der fast 800 Kunden werden heute den Weg hierher finden. Für sie gibt es nichts zu feiern. Sie haben genug zu tun mit ihrem Alltag, mit dem Ringen, klarzukommen.“ Bei den Beteiligten herrsche nicht selten Sprachlosigkeit, Hilflosigkeit, Resignation und bisweilen sogar Wut gegenüber der Politik, die oft keine Lösungen anbiete.

 

Menschenwürde

 

Die Politik wertschätze oft weder den „Kitt der Gesellschaft“, noch diejenigen, die in unsere Mitte gehörten, anstatt durch Armut ausgegrenzt, ihrer Chancen und Würde beraubt zu sein.

Eine Bundestagskandidatin aus der Region habe kürzlich kommuniziert, man müsse „den Gürtel enger schnallen. Sprudelwasser statt Schampus.“ Von Glahn mache ein derartiges verbales Verhalten sprachlos, aber auch wütend: „Wer täglich um sein Dasein kämpfen muss, nicht genau weiß, wie es weitergeht und man über die Runden kommen soll, nicht vor Selbstbewusstsein strotzt, seinen Kindern nicht die üppigen Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke bieten kann, den Gürtel eh schon eng geschnallt hat, dem so etwas entgegenzuschleudern, ist mindestens respektlos und verletzend“ Ein derartiger Sprachgebrauch dürfe auf keinen Fall Einzug halten in einer bereits sehr verrohten Zeit. Menschen in Not würden zu Sündenböcken, und nicht zum Mittelpunkt eines notwendigen solidarischen Handelns. Weitaus erfreulicher war der abschließende „Höhepunkt“ der Veranstaltung.

 

Bürgermeisterwette

 

Nachdem im vergangenen Jahr in Gnarrenburg bereits eine „Bürgermeisterwette“ realisiert worden war, fand diese Wette nun in Bremervörde ihre Fortsetzung.

Während die zwölf Bürgermeister:innen Vanessa-Kim Zobel, Dirk-Frederik Stelling, Stefan Imbusch, Matthias Haak, Fridtjof Schröter, Thorsten Noetzelmann, Niklas Brockmann, Werner Schröder, Andreas Itzen, Ralf Worringen, Erich Gajdzik, Michael Hannebacher und Andreas von Glahn gemeinsam insgesamt 1.080 Kilogramm auf die Waage brachten, sammelten die Bürger:innen 1.338 Kilogramm an Lebensmitteln. Damit ging auch hier, wie „erhofft“, die Wette für die Bürgermeister:innen verloren. Die gespendeten, haltbaren Lebensmittel werden nun in den Ausgabestellen von Bremervörde und Gnarrenburg verteilt. Die Bürgermeister:innen als Wettverlierer werden zeitnah verschiedene Aufgaben erledigen - diesbezüglich wird der Anzeiger bestmöglich individuell berichten.


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