Ralf G. Poppe

Vertrautheit mit Bäumen

Der Soldat und Naturschützer Uwe Baumert berichtet im Gespräch mit dem Anzeiger über seine Familiengeschichte, sein Leben und wie er zum Naturschutz kam.
Uwe Baumert vor der NABU-Umweltpyramide in Bremervörde.

Uwe Baumert vor der NABU-Umweltpyramide in Bremervörde.

Bild: Rgp

Bremervörde. Der Soldat und Naturschützer Uwe Baumert berichtet im Gespräch mit dem Anzeiger über seine Familiengeschichte, sein Leben und wie er zum Naturschutz kam.

Uwe Baumert lebt seit 2016 in der Ostestadt. Wer viel in der Natur spazieren geht, wird ihn kennen. Baumert wurde oft gefragt, wie er als Soldat ausgerechnet zum Naturschutz gekommen sei. Er antwortet stets, der Naturschutz und das Soldatenleben sei in seiner Familientradition eng verknüpft. Er habe etwas gutzumachen, empfinde am Naturschutz Freude und Erfüllung.

Baumert zitiert ein Gedicht: „Bäume lieb‘ ich sehr. Auch lieb‘ ich bunte Blumen; doch sie verblühen so schnell. Die Bäume werden steh‘n und grünen, wenn ich schon längst nicht mehr bin. Bäume sind Leben.“ Er sagt, es stamme von seiner Ehefrau Angelika (und Edith Hoppe).

Vorgeschichte aus dem Riesengebirge

Das Gefühl, etwas „gutmachen zu müssen“ haben Baumert Vorfahren eingebrockt, die „Baumroder“ waren. Während der Kreuzzüge, so erzählt der 81-Jährige, wurden sie im Riesengebirge (Schlesien) fußlahm. Sie blieben zurück und begannen zum Überleben Bäume zu roden. Durch die „Baumroder“ entstand der Name Baumert. Diese Geschichte spiegele sich mit Wasser (wohl Oder), Bergkuppen (Riesengebirge), Baum (Baumroder), Axt (Bäume roden) und Hellebarde (Verteidigung, Angriff) im sehr einfachen, gegenständlichen Familienwappen wider.

Auch in der jüngsten Familiengeschichte spielten Soldaten und Naturschutz eine besondere Rolle. „Mein Großvater väterlicherseits war Forstmann für die Wälder des Reichsgrafen von Schaffgotsch im Riesengebirge, mein Großvater mütterlicherseits versorgte als Brauereibesitzer nicht nur sie mit Getränken. Mein Onkel trug als Flottillenchef die soldatische Komponente bei. Also war mein Lebensweg vorgezeichnet - Soldat und Naturschützer“, erzählt Baumert mit einem Lächeln.

„Besser ein Licht anzünden, als über Dunkelheit klagen“

Schon als Junge hatte er auf dem elterlichen Grundstück einen eigenen, kleinen Garten, der ihn faszinierte. „Ich pflanzte winzige Bäumchen an einen provisorischen Bachlauf, dessen Zementwände jedes Jahr im Winter platzten, und säte verschiedene Samen, die ich selbst gesammelt oder von den Eltern erhalten hatte. Noch heute stehen in meiner Heimat zwei dieser nunmehr über sechzig Jahre alten Bäume.“ Diese Vertrautheit mit den Bäumen führte „zu einem Schock bei einem Großmanöver“ während seiner aktiven Zeit bei der NATO, als alliierte Soldaten ihren Gefechtsstand mit Logistikzentrum auf einem Gutshof aufbauten. „Ausgerechnet in einen der beiden im Park vorhandenen Bäume, von denen seinerzeit dort lediglich noch zwei Exemplare existierten, wurden große Kupfernägel geschlagen. Fortan durften Soldaten nicht mehr auf das Gelände des Erbgroßherzogs.“

Daraufhin entwarf Baumert mit einem kanadischen und einem amerikanischen Soldaten gemeinsam eine kleine ‚Verhaltensfibel‘.“ Darin enthalten war der Leitspruch der Führungsakademie, der oftmals in schwarzer Schrift auf Metall- und Holzplatten angebracht war: „Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit das eine vom anderen zu unterscheiden“. „Genau dieser Spruch begegnete mir Mitte der 1970er Jahre bei einer NATO-Übung am Polarkreis in Norwegen. Es gab eine Abschiedseinladung beim norwegischen König. Am Ende seiner Ansprache zitierte er sinngemäß ‚Es ist besser ein Licht anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen‘. Danach ging im Saal das Licht aus. Ringsherum zündeten Soldaten Kerzen an. Das war beeindruckend.“ Und Uwe Baumert sollte seither - gemeinsam mit seiner Ehefrau Angelika- getreu diesem Motto handeln.

Naturschützer und Umweltstrategin

„Nach Jahren beruflicher Wanderschaft haben meine Frau und ich ein Zuhause gesucht und eine Heimat zwischen der Stader Geest und dem Teufelsmoor gefunden.“ Baumerts schlugen Wurzeln. Sie engagierten sich gemeinsam für ehrenamtlichen Naturschutz vor der Haustür. Am aktivsten und überzeugendsten sei diesbezüglich der Naturschutzbund Deutschland (NABU) gewesen. Als Soldat - und damit als Seiteneinsteiger - habe er eine Ausbildung zum Naturschutzberater mit über 50 Seminaren/Workshops absolviert. „Meine Frau wurde immer mehr zur glühenden Naturschützerin und so meine unverzichtbare ‚Umweltstrategin‘.“

Baumert setzte sich weltweit insbesondere für naturverträgliche Energie aus Biomasse ein. Dafür wurde er im Jahr 2012 im Schloss Bellevue in Berlin durch Bundespräsident Joachim Gauck mit der Verleihung des Bundesverdienstordens am Bande gewürdigt. Bäume werden auch den Kreis der Baumerts beschließen: „In einem Ruheforst hatten meine Frau und ich vor Jahren eine Eiche ausgesucht. Die Eiche ist Symbol für Stärke und Beständigkeit, ein Zeichen für Gastfreundschaft und Schutz. Am Fuß der Eiche wurde meine Frau im Jahr 2008 beigesetzt.“


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