Wohlklang dank Kooperation
Bremervörde/Hamburg/Chicago. Als der Schüler Nils Finkeisen in den 1990er Jahren in Bremervörde noch den Anzeiger austrug, war Darryl Jones bereits Bassist der Rolling Stones. Eine sehr ungewöhnliche Geschichte nahm ihren Lauf. Heute sind der ehemalige Bremervörder und der Bassist der Rolling Stones gute Geschäftspartner.
Nils Finkeisen lebt mittlerweile in Hamburg. Er spielte als Musiker für Die Krupps, sowie bei Kingdom Come und Joachim Witt Gitarre. Seit einigen Jahren ist Finkeisen einer von drei Geschäftsführern der No.1 Guitar Center GmbH in der Hansestadt. In dieser Funktion hat er Jones bereits mehrmals zu Gast gehabt. Kürzlich vermittelte er der Redaktion ein persönliches Gespräch mit dem Bassisten der Rolling Stones, bei dem es zunächst um den Bau der eigenen Bass- und Gitarren-Linie ging.
Sound wichtiger als Design
„Ich war bereits zuvor seit einiger Zeit an der Entwicklung von Instrumenten beteiligt“, so Jones. Er habe einmal den Bau eines selbstentworfenen Instruments realisiert, und den Vertrieb davon an eine Gitarrenfirma mit Sitz in Chicago lizenziert. Sein Interesse am Bau und Design von Instrumenten war geweckt. „Ich glaube, im Jahr 2011 begannen wir mit meiner eigenen Firma, Instrumente zu bauen. Wir beschlossen, ein paar neue Bautechniken in Angriff zu nehmen, Instrumente mit Hilfe von CNC-Maschinen zu fertigen. Der individuelle Aspekt sollte allerdings gewahrt bleiben“, erläutert Jones die Hintergründe.
Er selbst sei mit Fender-Instrumenten aufgewachsen. Deshalb liebe er diese Art von Instrumenten. Auf jeden Fall besitze der Sound Priorität, so Jones weiter. Das sei wichtiger als das Design. Er habe auch Fretless-Bässe (bundlose Bässe) im Angebot, sogar Instrumente für Linkshänder.
Dann erinnert Jones an seinen Karrierestart. „Wenn ich Leute höre, wie sie über Vantage-Jazz-Bässe von 1975 sprechen, dann fühle ich mich alt. Doch ich liebe nicht nur Bässe, ich liebe auch Gitarren. Daher haben wir beschlossen, auch Gitarren zu bauen.“ Schließlich gebe es mehr Gitarristen auf der Welt als Bassisten. Selbst spielt Jones allerdings nur auf seinen eigenen Platten-Produktionen Gitarre. „Ich würde mich nicht als einen guten Gitarristen bezeichnen, sondern eher als einen schlechten Gitarristen. Aber ich liebe das Instrument, um damit Musik, die ich schreibe, selbst zu spielen.“
Unbedingte Vertragstreue
Im November 1993 ersetzte der in Chicago aufgewachsene Darryl Jones den langjährigen Rolling Stones-Bassisten Bill Wyman. Letzterer hatte als Nachfolger des Gründungs-Mitglieds Dick Taylor ab 1962 fast 31 Jahre den Rhythmus der Supergruppe vorgegeben. Jones zählt zwar neben Mick Jagger, Keith Richards und Ron Wood nicht als offizielles Bandmitglied, nichtsdestotrotz spielt er bereits seit mehr als 31 Jahren den Bass für die Stones - und damit länger als seine Vorgänger.
Geboren wurde Jones am 11. Dezember 1961 in Chicago. Sein Vater brachte ihm bereits im Alter von sieben Jahren das Schlagzeug- und Xylofon-Spielen bei. Doch als Jones seinen Nachbarn Angus Thomas in einer Talentshow der Schule Bass spielen sah, war es um ihn geschehen. Er begann umgehend bei Thomas mit dem Studium und spielte innerhalb eines Jahres seinen ersten Auftritt bei der nächsten Talentshow der Schule.
Seine ersten Plattenaufnahmen realisierte Jones mit Miles Davis. „Die erste Aufnahme war eine Platte namens ‚Decoy‘ (1984). Dann folgte ‚You´re Under Arrest‘ (1985).“ Die dritte Veröffentlichung, Stings erstes Soloalbum „The Dream Of The Blue Turtles“, folgte noch im selben Jahr.
Erstmals auf einem Stones-Album zu hören ist Darryl Jones auf dem 1994 veröffentlichten Album „Voodoo Lounge“. Es folgten „Bridges To Babylon” (1997) und “Blue & Lonesome” (2016).
Im Jahr 2023 musste Jones seine Teilnahme an den Arbeiten zu „Hackney Diamonds“ aufgrund von Terminüberschneidungen allerdings von seiner Seite aus absagen. „Ich habe versucht, meinen Zeitplan einzuhalten. Aber die Stones verschoben ihren Aufnahmetermin. Deren Management sagte mir, wir nehmen in Los Angeles auf. Genau dort, wo du wohnst. Ich erwiderte, dass ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht in Los Angeles, sondern in Europa, bin, und daher an den geplanten Aufnahmeterminen nicht in der Stadt“, erzählt Jones ganz ohne Häme. Er war zur gebuchten Aufnahmezeit mit dem dänischen Pianisten Niels Lan Doky auf Europa-Tour. „Bis zum 15. bin ich in Europa, sagte ich. Wie lange werden die Aufnahmen denn andauern? Sie antworteten, dass die Sessions am 16. enden würden. So verpasste ich leider den größten Teil der Aufnahmen. Dafür kam Bill Wyman für einen Track (Bass zu “Live By The Sword”) zurück - was ich sehr gut finde. Auch Paul McCartney ist auf der Platte zu hören, was sehr cool ist (Bass zu “Bite My Head Off“).“ Es ist bemerkenswert, wie freundlich und positiv Jones über das Album spricht, es unentwegt lobt. Das beweist nicht nur die Vertragstreue des Musikers, sondern auch seine Charakterstärke.