Zukunft kann beginnen
Bremervörde. „Ich lade alle Stammkunden, sowie diejenigen, die es vielleicht werden möchten, am 2. und 3. Januar herzlich in die Bahnhof-Apotheke ein, um mich im persönlichen Gespräch kennenzulernen“ sagt Britta Schleßelmann. „Mein Job macht mir Spaß. Ich bin gerne Apothekenleiterin.“ Fortan wird die 43-Jährige drei Apotheken leiten, denn sie wird die Bahnhof-Apotheke in Bremervörde ab dem 1. Januar 2025 übernehmen.
Synergien schaffen
Ab dem 1. Januar 2025 ist die Bahnhof-Apotheke die neue Hauptapotheke. Hier wird mit einem Kommissionierer der Firma ROWA gearbeitet. Neben der Versorgung verschiedener Arztpraxen soll perspektivisch ab dem kommenden Jahr auch hier Arzneimittelgroßhandel betrieben werden, wie bereits seit 2024 in Selsingen. Die dortige Alte Apotheke Selsingen war seit 2017 Schleßelmanns ursprüngliche Hauptapotheke, 2022 wurde die Moor Apotheke Hüttenbusch als Filialapotheke übernommen. „Die Übernahme der Bahnhof-Apotheke ist eine großartige Chance für mich. Ich erhoffe mir Synergien, um langfristig alle Standorte halten und positiv in die Zukunft führen zu können“, sagt die in Haaßel bei Selsingen aufgewachsene Pharmazeutin.
Apotheken haben einen gesetzlichen Versorgungsauftrag, ergänzt sie. Sie müssten Vorrat für eine Woche am Lager haben, und könnten damit gut 90 Prozent aller fachlichen Wünsche abdecken. Dennoch würden ihre Häuser je einmal pro Tag und pro Nacht angefahren werden, um mit Medikamenten beliefert zu werden. Auch außerhalb dieses Rahmens würden zudem ohne Mehraufwand besondere Produkte besorgt werden. Im „Notfall“ habe sie nun obendrein den Vorteil, Wünsche auf kurzem Dienstweg zwischen ihren Filialen zu organisieren.
Leistungsfähiger als Online-Shops
Das Nachrichtenportal von T-Online vermeldete unlängst, dass in Deutschland immer mehr Apotheken schließen würden. Des Weiteren werbe der TV-Moderator Günther Jauch für einen niederländischen Arzneimittel-Versender. Darauf angesprochen, zeigte Schleßelmann dezidiert die Vorteile von regionalen Apotheken auf. Die Leistung, die Jauch bewerbe, realisierten hiesige Apotheken mindestens ebenso gut: „Wir können alles sofort besorgen. Auch bei uns kann man die Karte ans Handy halten“. Allerdings arbeiteten die Apotheken vor Ort noch schneller als jene, für die Jauch werbe. Nur käme hier direkt der menschliche Faktor hinzu. „Bei uns gibt es ein persönliches Beratungsgespräch on top. Hier stehen Menschen, die sich persönlich kümmern, und individuell beraten.“
Sigrid Kölling fügt hinzu, dass der besagte Werbeauftritt tatsächlich für etwas Aufruhr gesorgt habe. Sie erinnerte zudem an Reformen, die es immer gegeben habe, allerdings nie zugunsten der Apotheken. Jahrelang sei man von Preissteigerungen abgekoppelt gewesen, habe jedoch immer mehr leisten müssen. Überbordende Bürokratie inklusive eines Dokumentationswahnsinns von bis zu drei Protokollen pro Rezept habe die Arbeit stetig erschwert, die sie trotzdem sehr gern mit Leben erfüllt habe. „Als Inhaberin sitzt man mehr am Schreibtisch, als dass man bei seinen Kunden ist, um sie zu beraten. Dabei ist der Apothekerberuf an sich wunderschön. Ich habe ihn immer mit viel Engagement und Freude ausgefüllt“, so Kölling.
Nach mehr als 30 Jahren gebe sie die Apotheke zum 1. Januar 2025 nun in junge Hände. „Ich bedanke mich ganz herzlich für die jahrelange Treue und das Vertrauen meiner Kundinnen und Kunden. Ein Riesendank gilt meinem großartigen Team für eine wundervolle Zeit.“ Man merkte der langjährigen Apothekenleiterin an, dass ihr der Abschied doch etwas schwerfällt. Sie ist in der Immobilie, in der sich die Bahnhof-Apotheke befindet, aufgewachsen. Es war ihr Zuhause.
Intensive Ausbildungszeiten
Britta Schleßelmann hat ihr privates Zuhause gemeinsam mit ihrem Ehemann und den zwei Kindern auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb in Godenstedt gefunden. Damit kommende Kunden sie besser kennenlernen, lässt sie ihre berufliche Karriere Revue passieren: „Meine pharmazeutische Ausbildung begann im Jahre 2000 an der PTA-Schule in Bremervörde, die damals noch in Sichtweite der Bahnhof-Apotheke lag.“ Zur Ausbildung gehörte damals ein halbjähriges Praktikum, das sie in der Burg-Apotheke Rhade absolvierte. Anschließend sei es zum Pharmaziestudium nach Braunschweig gegangen. „Nach vier Jahren Studium folgte ein Jahr Famulatur. Das erste halbe Jahr in der öffentlichen Apotheke in Selsingen, das zweite halbe Jahr in der Krankenhausapotheke der Elbe-Kliniken Stade-Buxtehude.“
Auch während ihres Studiums habe sie in den Semesterferien in der öffentlichen Apotheke bzw. für die Elbe-Kliniken gearbeitet, da ihr die Arbeit sowie der direkte Kontakt mit den Menschen seit jeher sehr viel Freude bereitet habe. In der Krankenhausapotheke habe sie anschließend rund zehn Jahre gearbeitet. Von dort aus habe man die OsteMed-Klinik Bremervörde, sowie damals auch noch die OsteMed-Klinik Zeven versorgt.
„Im Jahr 2017 habe ich mich dann selbstständig gemacht, und die Alte Apotheke Selsingen übernommen. Im Jahr 2022 kam die Moor Apotheke Hüttenbusch als Filiale hinzu.“ Sie sei Sigrid Kölling sehr dankbar, dass sie ihr die Bahnhof-Apotheke mit ihren Mitarbeitern und Kunden anvertraue. „Ich freue mich auf die Arbeit in Bremervörde und die Menschen, die ich kennenlernen werde. Mein Ziel ist, die Bahnhof-Apotheke weiter als zuverlässigen und kompetenten Arzneimittelversorger und Gesundheitsdienstleister in die Zukunft zu führen.“