Zusammenarbeit stärken
Landkreis Rotenburg. Neben Landrat Marco Prietz, Kreisrat Dr. Torsten Lühring und sechs Vertretenden aus der Politik nahmen zwölf Mitglieder des Deutsch-Französischen Partnerschaftsvereins an einer Delegationsreise in die Partnerstadt Sainte-Foy-la-Grande statt. Diese gegenseitigen Besuche finden bereits seit 57 Jahren regelmäßig statt.
Der Norden des Landkreises war diesmal durch Doris Brandt (Stadt Bremervörde) und Reinhard Lindenberg (Samtgemeinde Selsingen) vertreten. Beide kehrten aus kommunalpolitischer Sicht mit wertvollen Eindrücken zurück.
Viel Bausubstanz, kaum Radwege
Der französische Partnerschaftsverein hatte ein abwechslungsreiches Programm organisiert, das von persönlichen Begegnungen geprägt war. Dabei zeigte sich Doris Brandt beeindruckt vom Umgang mit denkmalgeschützten Häusern, darunter einige aus dem 13. bis 15. Jahrhundert. Der Gebäudeerhalt sei eine ständige Herausforderung. „Ich bewundere die Menschen, wie sie die vorhandene Bausubstanz respektieren. Sie nehmen erhebliche Abstriche bei Komfort und Gestaltung hin. Vorhandene Bausubstanz wird integriert, um sie zu erhalten“, so Brandt. Reinhard Lindenberg verglich dabei vor allem die Infrastruktur beider Regionen. „In der Region um Sainte-Foy-la-Grande sind Radwege kaum zu finden, während die Radwegeinfrastruktur bei uns auf einem sehr hohen Niveau steht. Meine bisherige Kritik am hiesigen Radwegeausbau muss ich daher relativieren“, ergänzte Lindenberg schmunzelnd.
Empfangen wurde die Delegation von Pierre Robert, dem Vorsitzenden der Communauté de communes (Cdc). Er stellte der Gruppe den Gemeindeverband vor, der 20 Gemeinden um Sainte-Foy-la-Grande (SFLG) im Pays Foyen umfasst. Dabei waren u.a. Christelle Guionie (Bürgermeisterin von SFLG), Didier Teyssandier (Bürgermeister der Gemeinde Pineuilh) und Wilfrid Franc de Ferrière, Winzer und Vorsitzender des Partnerschaftsvereins.
Wirtschaftliche Projekte und Digitalisierung
Die Rotenburger Delegation besuchte mit ihren Gastgebern mittelständische Unternehmen und kunsthandwerkliche Ateliers. In der Gemeinde Pessac-sur-Dordogne informierte der dortige Bürgermeister Bernard Dudon über die Bedeutung der Dordogne als Weintransportweg. Der Austausch zwischen den Vertretern der Partnerstädte zielte darauf ab, voneinander zu lernen und gemeinsame wirtschaftliche Projekte zu initiieren. Erfolgreiche Beispiele dafür sind bereits umgesetzte Ideen, wie hier die Verkostung und der Weinverkauf von Weinen aus der Partnerschaftsregion beim Rotenburger Heimatgenuss und die Zusammenarbeit der Rotenburger Werke mit der Fondation John Bost. John Bost ist eine private, gemeinnützige Gesundheits- und sozialmedizinische Einrichtung, die Menschen mit Behinderungen begleitet und pflegt.
Ein weiteres Thema war die Digitalisierung der kommunalen Verwaltung. Im Rathaus in Sainte-Foy-la-Grande werden Bürgerdienste nahezu ausschließlich digital abgewickelt. Für diejenigen, die diese Option nicht nutzen können, gibt es Unterstützung in einem Bürgerbüro. „In Deutschland stehen wir hier noch am Anfang. Ich sehe vor allem Land und Bund als Hemmschuh“, erklärte Lindenberg. Positiv hob er den dortigen Glasfaserausbau hervor, der vollständig vom Departement, einer Verwaltungseinheit vergleichbar mit einem deutschen Regierungsbezirk, finanziert wurde. „Die Kommunen mussten nichts dazu bezahlen. Eine solche Entlastung hätte auch unserem Landkreis gutgetan.“
Französische Gastfreundschaft
Den Abschluss des Besuches bildete das traditionelle Abschiedsessen. Landrat Prietz bedankte sich dabei herzlich bei den Gastgebern und lud für das nächste Jahr zu einem Gegenbesuch ein. „Wir sind unseren französischen Gastgebern dankbar für die Einblicke und die große Gastfreundschaft. Deutschland und Frankreich waren lange Zeit Erzfeinde. Nun sind wir in Freundschaft und Partnerschaft verbunden. Daran sollten wir alle arbeiten. Mein besonderer Dank gilt deshalb dem Deutsch-Französischen Partnerschaftsverein aus Rotenburg, an der Spitze die Vorsitzenden Anne Friberg und Marie-Claude Döhring.“ Auch die beiden Kreistagsvertreter:innen aus dem Nordkreis zogen ein durchweg positives Fazit: „Während der Reise waren Parteigrenzen vergessen. Im Vordergrund standen der Austausch und das gemeinsame Erleben. Wir danken der Kreisverwaltung für die gute Organisation der Reise und dem Landrat für seine Teilnahme“, resümierten Brandt und Lindenberg.