Ute Mahler-Leddin

Schwerpunkt Wehrpflicht

In regelmäßigen Abständen bietet die Reservistenkameradschaft Wingst und Umgebung einen sogenannten „Klönschnackabend“ an. Diesmal mit hoher Prominenzdichte.
Die Prominentendichte in der Wingst war enorm und Daniela Behrens referierte in einer Männerdomäne.

Die Prominentendichte in der Wingst war enorm und Daniela Behrens referierte in einer Männerdomäne.

Bild: Uml

Wingst. Der Vorsitzende der Reservistenkameradschaft Wingst und Umgebung Rolf Lewerenz konnte die Niedersächsische Innenministerin, Daniela Behrens, als Gastrednerin zu den Themenschwerpunkten „Wehrpflicht / Dienstpflicht – Wahrnehmung und Wertschätzung“ gewinnen. Mit an Bord waren Fregattenkapitän Szczepanski, Hauptmann d. R. Quade, Jugendoffizier Hauptmann Henke, MdB Daniel Schneider, Landrat Krüger, Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule sowie der Wingster Bürgermeister, Patrick Pawlowski.

„Ein mutiges Thema“, meint Daniela Behrens und ergänzt, dass sie als Niedersächsische Innenministerin keine Entscheidungsbefugnis innehat, sondern das die Angelegenheiten der Bundeswehr nur über den Bundestag geregelt werden dürfen. „Die Sicherheit ist ein abstraktes Thema, bei dem es darum geht, von Menschen für Menschen da zu sein“, so Behrens. „Besonders Soldaten und Polizisten zeigen hier eine lobenswerte Lebenseinstellung und sind in der Frage ihrer persönlichen Haltung gegenüber der Gesellschaft nicht nur nach dem Schwur auf die Verfassung verpflichtet.“

Die innere und äußere Sicherheit beschäftige uns alle. Gerade in der Zeit der „Fake-News“ und „Negativ-Kampagnen“ finde eine Destabilisierung der Gesellschaft statt, berichtet Behrens, die vom Verfassungsschutz die Meldungen zu Hass und Hetze aus erster Hand bekommt. Spionageaktivitäten, Drohnensichtungen über strategisch wichtigen Punkten und Cyberangriffe würden sich gerade in der letzten Zeit extrem häufen.

 

Großes Dankeschön

 

Einen großen Dank richtet die Ministerin für Inneres und Sport an die 130.000 Ehrenamtlichen Feuerwehrleute, die durch eine aktive und erfolgreiche Nachwuchsgewinnung mit der Jugendfeuerwehr aktuell keine Nachwuchssorgen haben.

Erfreulich ist auch die hohe Nachfrage für die Bundesfreiwilligendienste, bei denen junge Menschen sich für einen überschaubaren Zeitraum von 9 – 12 Monaten für einen sozialen oder umweltfördernden Bereich entscheiden.

 

Wehrpflicht und Sicherheit

 

In Niedersachsen sind 25.000 Menschen bei der Polizei – die Zahl der Bewerbungen liegt bei aktuell 3.000 – für 1.000 offene Stellen. Das könnte und dürfte sich gerne noch besser entwickeln, hofft Behrens.

Nachdem im Jahr 2011 die Wehrpflicht bei der Bundeswehr ausgesetzt wurde, ist die Zahl von 255.000 Soldaten auf etwa 180.000 Soldaten – und einige Reservisten - gesunken – diese Zahl soll in den nächsten Jahren erhöht werden. Ob es eine Wiedereinführung der Wehrpflicht geben wird, steht aktuell in der politischen Debatte und viele Pro/Kontra Punkte werden auf Bundestagsebene diskutiert.

Die Bevölkerung mache sich um die Sicherheitslage Sorgen, verrät Behrens. Das zeigen auch Umfragewerte, bei denen die Institutionen Bundesverfassungsgericht, Gerichte, Polizei und Bundeswehr hohes Vertrauen aus der Bevölkerung genießen. Die Wahrnehmung der Polizei und Bundeswehr würden aktuell steigen, denn durch die Öffentlichkeitsarbeit und Angebote für Interessierte hätten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit, sich noch besser und umfangreicher über eine Berufsausbildung in den Bereichen zu informieren.

In der anschließenden, von Landrat Krüger moderierten Austauschrunde, hatten die zahlreichen Zuhörer die Möglichkeit, sich zu Wort zu melden und Fragen zu stellen von dem auch umfangreichen Gebrauch gemacht wurde. So monierte Martin Lemke aus der Wingst das Wort „Pflicht“, das besonders bei der Jugend für Abschreckung sorgt. Jugendoffizier Hauptmann Henke berichtet hingegen von seinen Erfahrungen, die durchweg positiv seien. Die Bundeswehr sei quasi „omnipräsent“ und wenn er sicherheitspolitische Informationen und Aufklärung in den Schulen anbietet, wären die Rückmeldungen sehr gut, meint der Offizier. Auch wenn aktuell der Zulauf für die „Uniform-Berufe“ ausbaufähig sei, so könnte man eine Art „Gesellschaftsdienst“ anbieten, bei der Männer und Frauen gleichermaßen ein soziales Jahr in verschiedenen Bereichen wie Altenheim, Krankenhaus oder auch im Ausland leisten würden.

Daniel Schneider sieht als Mitglied des Bundestages optimistisch in die Zukunft. Er spürt eine wachsende Akzeptanz der jungen Menschen für eine eventuelle Wehrpflicht. Fregatten-Kapitän Szczepanski hört oft ein „Danke für ihren Dienst“, wenn er in Uniform unterwegs ist und lobt auch die Veränderung, die sich in den letzten Jahren bei der Bundeswehr vollzogen hat. Auch wenn die Infrastruktur noch im Rückstand und somit ausbaufähig sei, so sei es positiv, dass inzwischen auch Frauen bei der Bundeswehr und an der Waffe sind und unisono ihren Mann stehen.

 

Nächste Runde

 

Die Klönschnackrunde war gespickt mit vielen Anmerkungen und Fragen, die auch Inspirationen und Nacharbeitung für die anwesenden Funktionsträger mit sich brachte.

Am 25. Oktober 2024 wird MdB Daniel Schneider mit dem Thema „Zukunftsperspektiven der Bundeswehr“ zum nächsten Klönschnack in der Wingst sein. Info und Anmeldung über Rolf Lewerenz, Tel. 04778 – 653.


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