Manuel Winter

Winters Wunderland 

Wenns um die Weißwurst geht - Kolumne von Manuel Winter

 

Bild: Adobestock

Aus! Aus! Das Oktoberfest ist aus! Zeit also, sich aus der Tracht zu schälen resp. aus dem Dindl zu hüpfen und süßen Senf in Sachen Nord-Süd-Gefälle, flüssiges Gold und bayerische Gepflogenheiten auf diese Kolumne zu streichen. Kann ein Nordlicht überhaupt über das bavarische Heiligtum berichten, ohne innerlich & geographisch Partei zu ergreifen? Lassen wir es drauf ankommen.

Und falls jemand nicht genau weiß, wer oder was dieses ominöse Bayern nun genau ist: Es ist dieses recht umfangreiche Bundesland um unteren Ende der Deutschlandkarte, welches man in den meisten Fällen auf dem Weg zum österreichischen Après-Ski-Geballer oder zur Pizza & Pasta-Party am Gardasee durchqueren muss. Und natürlich das Heimatland von Meister Eder - Ihr wisst schon: Der brummbärige Schreiner, der sich in seiner Hinterhofwerkstatt schon Morgens zum Frühstück gemeinsam mit der Nervtüte Pumuckl ein gepflegtes Weißbier reingeorgelt hat. Oder wie sich der Süddeutsche selbst beschreibt: „It’s nice, to be a Preiß’. But it’s higher to be a Bayer.“

Und nun ein paar mal ein paar flüssige Fakten zum diesjährigen Oktoberfest : Im Zeitraum vom 21. September bis zum 6. Oktober 2024 wurden auf der Theresienwiese eine knappe Milliarde Euro Umsatz generiert und rund 7 Millionen Liter Bier ausgeschenkt. Feierfreudige Menschen jeglicher Couleur haben ohne mit der Brezel zu zucken durchschnittlich 14,50 Euro für eine Maß Bier ausgegeben - dafür bekommt man hier bei uns einen kompletten Kasten Maurerpils inkl. Fischbrötchen.

Aber es geht ja auf der Wiesn um das Ambiente und kulturelle Ereignis an sich - und natürlich auch darum, die ganze Sause unbeschadet zu überstehen. Denn getreu dem bayerischen Mundart-Motto: „Mir san Bier!“, hopfen und malzen einige Münchner Brauereien eine nicht zu unterschätzende Krawallbrause, die eine Stammwürze von mindestens 13,5 % aufweist und eine 1A-Leberkirmes garantiert. Ein unschlagbarer Nachbrenner für unterdrücktes Aggressionspotenzial bei Kollege Sauftourist.

Doch neben den üblichen alkohol-geschwängerten Schlägereien irgendwelcher Evolutionsverweigerer, besteht auch noch die Gefahr, das man von selbstverliebten Influencern durch deren Selfie Sticks erstochen oder durch brüllend laute Blaskapellen zu Tode getrötet wird; ein Spießhendl-Routenlauf, der seinesgleichen sucht. Do legst di nieda!

Die Wiesn ist vorbei. Oder mit den Worten des ewigen Stenz gesprochen: „Aus is und gar is, und schad is, dass‘s wahr is!“. Zur Überbrückung der Wartezeit bis zum nächsten Freistaat-Volksauflauf, können wir Norddeutschen ja gepflegt im Oktoberfestzelt des Bremer Freimarktes ein wenig Bayern zu uns Muschelschubsern herzaubern - einfach einen überteuerten Filzhut inkl. Gamsbart kaufen und den japanischen Touristen zeigen, was die hanseatische Leber so alles wegstecken kann. Klischee - da weiß man, was man hat.

Winters Wunderland


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