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Haie bewachen die grüne Lunge des Meeres

(pvio). Vor Haien braucht keiner Angst zu haben - bedrohlicher ist ihr Aussterben. Meeresbiologin Dr. Julia Schnetzer führt in die Welt der Haie ein und erklärt u. a. ihre Rolle bei der Bindung von Kohlenstoff im Meer.

Haie können nicht nur unter Wasser leuchten, sie gehören zudem zur Unterwasserklimaschutzpolizei. Klingt skurril, ist aber wahr. Erklären, warum das so ist - das können seit Mitte der Woche Schüler:innen der fünften, sechsten und siebten Klasse des Osterholzer Gymnasiums. Denn sie lauschten am Dienstag dem Vortrag der Meeresbiologin Dr. Julia Schnetzer „Wenn Haie leuchten“. Für ihr junges aber überaus maritim vorgebildetes und an Meereslebewesen sehr interessiertes Publikum hat Schnetzer, die Anzeiger-Leser:innen aus unserer Rubrik „Plötzlich Wissen“ kennen, ein Kapitel aus ihrem kürzlich erschienen Buch „Wenn Haie leuchten - Eine Reise in die geheimnisvolle Welt der Meeresforschung“ altersgerecht aufbereitet.
 
Alt und schnell
 
Bevor Schnetzer ihren Zuhörer:innen erklärt, warum Haie leuchten, präsentiert die Meeresbiologin ihrem Publikum die verschiedenen Haiarten, deren Größen, ihre Schnelligkeiten, wie alt sie werden können und wie sie sich fortpflanzen. Der in der Tiefsee lebende Walhai ist z. B. der größte Hai der Welt und kann bis zu 18 Meter lang werden und dass bei einer nahezu vegetarischen Ernährung. Der Grönlandhai ist das älteste Wirbeltier der Welt: Er kann bis zu 500 Jahre alt werden, wird aber auch erst mit 150 Jahren geschlechtsreif. Und der Makohai kann mit 65 kmh das Wasser durchqueren und ist damit der schnellste Hai der Welt.
 
Leuchtende Haisprache
 
Leuchten bzw. fluoreszieren können zwei Katzenhai-Arten: Schwellhaie und Kettenkatzenhaie, und zwar grün. Ihr grünes Leuchten können aber nur ihre Artgenossen sehen - oder Menschen mit speziellen Kameras. Fluoreszierende Haie besitzen im Auginneren zusätzliche gelbe Filter, die als Langpassfilter fungieren, also kurze Wellenlängen herausfiltern und so die langen Wellenlängen, in denen sich die Fluoreszenz bewegt, verbessern. Das Leuchten erklären Forscher:innen als eine Art Kommunikation, als eine „geheime Sprache“, so Schnetzer.
 
Seegraswiesen-Beschützer
 
Neben den das junge Publikum begeisternden Hai-Facts erzählt Schnetzer auch von den besorgniserregenden: Die Haipopulation ist seit 1970 um 70 Prozent zurückgegangen und ein Drittel ihrer Arten ist vom Aussterben bedroht. Jährlich sterben 100 Millionen Haie. Der Grund: Überfischung und gezielte Jagd. Haie verenden vor allem in Fischernetzen.
Die Reduktion der Haie im Meer hat auch Konsequenzen für den Klimawandel, denn Haie sind wichtige Akteure ihres Ökosystems: Sie sind die Unterwasserpolizei, die die „grüne Lunge des Meeres“ bewacht, indem sie Schildkröten und Seekühe davon abhält, die Co2 filternden Seegraswiesen kahl zu fressen. Seegraswiesen filtern beträchtliche Mengen Kohlenstoff aus dem Wasser und geben dafür Sauerstoff ab. Sie binden zwischen 29 und 56 Kilotonnen Kohlendioxid im Jahr. Aber ohne den Job der Haie, Schildkröten und Seekühe durch Angst vom Seegraswiesenkahlschlag abzuhalten, verringert sich diese Leistungskraft.
 
Überfischung und Müll
 
Entsprechend besorgt ist die Meeresbiologin, aber auch ihre junge Zuhörerschaft über den Umgang der Menschen mit dem Meer und seinen Bewohnern.
Zum einen ist ein Drittel des Fischbestandes nach Angaben der Welternährungsorganisation (FAO) bereits überfischt. Und dieser - staatlich subventionierte Fischfang - macht auch den Haien zu schaffen. Zum anderen wird das Meer nach wie vor als riesige Müllhalde genutzt. Konkret gelangen jedes Jahr 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Plastik in die Meere. Obwohl es zu den wichtigsten Sauerstoff- und Nahrungsquellen gehört. Die Menschen von heute untergraben durch ihren Umgang mit dem Meer ihre eigene Existenzgrundlage, so Schnetzer. Bleibt zu hoffen, dass die Menschen von Morgen: die jungen Zuhörer:innen im Osterholzer Gymnasium sich ihre Begeisterung für das Meer und seine Lebewesen erhalten - um sie beschützen, wenn sie am Ruder sind. Sofern es dann nicht zu spät ist.
 


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