„Stillstand ist das Schlimmste“

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Veronika Lück fand durch eine Zeitungsanzeige ihre Berufung – und wurde zur Busfahrerin, Rettungssanitäterin und Fahrlehrerin auf Lebenszeit.

Veronika Lück hat schon verschiedenste Berufe ausgeübt. Seit 2021 ist sie Fahrlehrerin bei Quell.

Veronika Lück hat schon verschiedenste Berufe ausgeübt. Seit 2021 ist sie Fahrlehrerin bei Quell.

Bild: Rgp

Bremervörde. Veronika Lück ist alleinerziehende Mutter eines Sohnes und einer mittlerweile erwachsenen Tochter. Die Bremervörderin ist ein besonders gutes Beispiel dafür, was man erreichen kann, wenn man ein Ziel mit festem Willen verfolgt.

„Ich muss mein Leben lang arbeiten. Mit Pech bekomme ich keine Rente mehr. Darum möchte ich das machen, was mir Spaß macht“, sagte sich Veronika Lück immer wieder. Diese Zielstrebigkeit brachte sie tatsächlich an ihr berufliches Ziel: Seit September 2022 ist sie Fahrlehrerin auf Lebenszeit.

 

Ein Projekt mit Folgen

Ihre Führerschein-Karriere begann, als sie 30 war – Mutter zweier Kinder, die damals noch klein waren. Zu dieser Zeit arbeitete sie als Kauffrau bei einem Juwelier in Cadenberge. „Ich bin dort ausgeschieden, weil wir nach Oese gezogen sind. So habe ich für mich nach Alternativen und Perspektiven gesucht“, erinnert sich die heutige Bremervörderin.

Durch einen Zeitungsartikel stieß sie auf eine Annonce – das erste Projekt ihres heutigen Arbeitgebers im Bereich Fahrlehrerausbildung. „Mittlerweile gibt es bei Quell viele Aktionen wie ‚Frauen in Fahrt‘. Damals hieß die Aktion ‚Vorfahrt‘.“

Obwohl sie bis dahin eher zum Fußball als zu Autos Bezug hatte – und keinerlei Verbindung zum Busfahren –, fand sie die Idee spannend. „Ich erinnere mich noch, wie ich meiner damaligen besten Freundin erzählte, dass ich den Busführerschein machen will. Sie sagte: ‘Ja, ja, mach du mal – als nächstes wirst du Pilotin, oder was?‘ Sie hat mich belächelt.“ Doch Lück verlor ihr Ziel nie aus den Augen.

 

Mit dem Bus nach Rom

„Das Ganze war ein Teilzeitprojekt über 14 Monate. Nach einem halben Jahr hatten wir den Führerschein und die Berufskraftfahrerqualifikation in der Tasche. Dann folgten acht bis neun Monate Praktikum – für mich bei Stoss.“

Dort arbeitete sie so lange im Reiseverkehr, bis dieser eingestellt wurde. „Zu Beginn waren die Fahrgäste oft irritiert, wenn sie mich hinter dem Steuer sahen. Da kam oft die Frage: Wo ist denn der Fahrer?“

Um im Reiseverkehr zu bleiben, wechselte sie zu Primo Reisen in die Wingst. „Die weiteste Reise führte mich mit dem Bus nach Rom. Das war schon eine schöne Herausforderung. Ich bin in Leipzig eingestiegen, später haben wir am Gardasee noch eine Pause eingelegt.“ Insgesamt habe die Reise acht Tage gedauert.

Als alleinerziehende Mutter wollte sie mehr für ihre Kinder da sein – daher kehrte sie zurück zu Stoss, diesmal im Stadt- und Linienverkehr. Diese Aufgabe erfüllte sie anderthalb Jahre lang mit Bravour. Doch der Alltag wurde zu gleichförmig: „Wenn man anfängt, den Bäumen Namen zu geben, dann ist das nichts mehr.“

 

Neue Wege im Rettungsdienst

Lück wechselte in den Rettungsdienst, absolvierte die Qualifikation zur Rettungssanitäterin und wurde zusätzlich Erste-Hilfe-Ausbilderin. „Ich habe rund drei Jahre im Rettungsdienst gearbeitet, bis ich aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste. Danach war ich acht Monate im Homeoffice bei Eventim – das war aber nichts für mich.“

Eine Facebook-Anzeige brachte sie schließlich zurück auf die richtige Spur: „Schon beim Busführerschein hatte ich Lust, Fahrlehrerin zu werden. Damals war das noch nicht möglich – aber mittlerweile hat sich die Gesetzeslage geändert.“

 

Fahrlehrerin auf Lebenszeit

Im Mai 2021 begann sie ihre Ausbildung bei der Fahrschule Quell. Acht Monate Theorie, eine fahrpraktische Prüfung, zum Schluss schriftliche und mündliche Prüfungen – alles erfolgreich bestanden. Es folgte ein mindestens viermonatiges Praktikum als Fahrlehreranwärterin. Im September 2022 war es geschafft: Veronika Lück ist seither Fahrlehrerin auf Lebenszeit.

„Ich muss mein Leben lang arbeiten. Darum möchte ich das machen, was mir Spaß macht. Jetzt habe ich mich gefunden! Und ich weiß: Für mich ist der Weg noch nicht zu Ende. Ich kann noch LKW-Fahrlehrerin werden. Wir bauen bei Quell jetzt die Erste-Hilfe-Sparte auf, die ich übernehmen werde. Demnächst werde ich Ausbildungs-Fahrlehrerin. Ich kann in alle Richtungen gehen – und weiß: Es wird nie eintönig. Für mich ist Stillstand das Schlimmste“, sagt sie dem Anzeiger nicht ohne Stolz. Veronika Lück hat ihre Ziele trotz aller Widerstände – selbst aus dem eigenen Freundeskreis – erreicht. Und darauf darf sie wahrlich stolz sein.