Von der Schweiz in den hohen Norden
Frelsdorf. Auf ihrem idyllischen Resthof außerhalb von Frelsdorf züchten Robbin und Lone Hellwig seit zehn Jahren die zottelige alpine Schafrasse Walliser Schwarznasenschaf mit besonderem Markenzeichen, die man wohl mit Geld kaufen, jedoch nur mit Liebe halten kann.
Sie führen ihren kleinen Familienbetrieb im Nebenerwerb. Der Herdbuchzuchtbetrieb ist der größte in Niedersachsen, ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Walliser Schwarznasenschafe und beim Landes-Schafzuchtverband als Stammzuchtbetrieb eingetragen.
Aktuell gehören 45 Schafe mit Lämmer zur Herde. Die wesensgerechte Haltung auf eigenen Weiden mit Offenstallhaltung, eigener Futterherstellung und freier Bewegung liegt den Hellwigs besonders am Herzen.
Dokumentation und Pflege in der Herdbuchzucht
Der erste Weg führt morgens in den Stall, um zu sehen, ob es den Tieren gut geht. Zu dem täglichen Kontakt gehört die Überwachung der Vitalität. Blut- und Kotproben werden regelmäßig entnommen. Die Führung des Bestandsregisters und der Ablammlisten erfordert eine enge Zusammenarbeit mit dem Zuchtverband. Auch die richte Bockauswahl ist wichtig.
Nicht nur die Schafe sind besonders kontaktfreudig, sondern auch die Züchter. Jährlich finden Treffen von Herdbuchzüchtern in Deutschland statt. Vor einem Jahr waren über 20 Züchter aus dem gesamten Bundesgebiet in Frelsdorf zu Gast. Es fand ein reger Austausch zwischen den Züchtern und eine Schulung statt.
Großes Herz mit ganz viel Liebe
Dass sie so beliebt sind, verdanken die Schafe nicht nur ihrem Aussehen, sondern auch ihrem Charakter. Sie haben ein großes Herz und schenken ganz viel Liebe. „Sie sind absolut zutraulich und mögen es, wenn sie gestreichelt werden“, betont Robbin Hellwig. Wer einmal eine persönliche Begegnung mit Schwarznasenschaf hatte, sei fasziniert von ihrem Charakter und dem flauschigen Wollkleid, welches zweimal im Jahr geschoren werden muss. Dann komme extra ein Schafscherer aus Dänemark vorbei.
Jedes Tier hat seine eigene Geschichte
Walliser Schwarznasenschafe sind für ihre hohe Fruchtbarkeit bekannt. Die Muttertiere sind im Schnitt fünf Monate trächtig und bringen durchschnittlich 1,6 Lämmer im Jahr zur Welt. Charakteristisch ist das dichte weiße Fell, das den ganzen Körper bedeckt sowie die schwarzen Partien an Nase, Augen, Ohren, Vorderknien, Sprunggelenkknöcheln und Füßen. Die weiblichen Schafe (Auen) haben zusätzlich schwarze Schwanzflecken. Eine Besonderheit sind die spiralförmigen Hörner. Diese sind bei beiden Geschlechtern ausgebildet.
Lammzeit ist im März
Bei Familie Hellwig hatte bereits Anfang März die Lammzeit angefangen. Am Tag und in der Nacht hatten Lone und Robbin Hellwig die Herde immer im Blick.
Dicki ist mit ihren zwölf Jahren die Oma der Herde. Mitte März hat sie noch einmal ein gesundes Aulamm zur Welt gebracht. Jetzt soll Dicki ihr Gnadenbrot erhalten. Mutterschaf Merle hat es Lone Hellwig besonders angetan. „Vom Sozialen her ist sie genial, weil sie die Kindergärtnerin der Herde ist.“ Auch wenn sie nicht die klassische Schwarznasenaue sei, habe sie einen besonderen Platz im Herzen der Züchterin. Pünktlich zum Frühlingsanfang kamen die Zwillinge auf die Welt.
Die Aufzucht von Lämmern erfordert viel Zeit und Fachkenntnis. Obwohl dem Walliser Schwarznasenschaf gute Muttereigenschaften nachgesagt werden, brauchen manche Lämmer ein bisschen Starthilfe. Kuscheln unter der Wärmelampe verbessert die Überlebenschance bei Neugeborenen. Manchmal müssen die Lämmer mit der Flasche aufgezogen oder zugefüttert werden. In diesem Jahr haben Lone und Robbin Hellwig fünf Buddellämmer zu versorgen. Sie machen es gerne, denn das Leben und die liebevolle Beschäftigung mit ihren Tieren gehört zu ihrem Leben.