Schweigeseminar mit Redebedarf

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Wo zehn Worte am Tag erlaubt sind, redet Frieda Braun pausenlos – und bringt ein ganzes Publikum damit zum Johlen, Glucksen und Mitdirigieren.

Begeisterte das Publikum: Karin Berkenkopf alias Frieda Braun.

Begeisterte das Publikum: Karin Berkenkopf alias Frieda Braun.

Bild: Britta Schüssling

Osterholz-Scharmbeck. Am Ende verließen über 700 Zuschauer zufrieden und mit einem Lächeln im Gesicht die Stadthalle in Osterholz-Scharmbeck. Zuvor hatte Frieda Braun bei den Frauen und Männern im Publikum für so manche Lachsalve gesorgt. Hinter der schrulligen „Frieda“ steckt die 1963 in Winterberg geborene ehemalige Werbetexterin Karin Berkenkopf. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem belgischen Kabarettisten und Bewegungskünstler Joseph Collard, hat sie die Bühnenfigur mit viel Liebe zum Detail ständig weiterentwickelt. Aktuell war sie mit ihrem Programm „Sprechpause“ auf Tour.

 

Frauen in der Überzahl

Das Publikum an diesem Abend war mehrheitlich weiblich und kam nach Auskunft von Stadthallenchef Matthias Renken nicht nur aus der Kreisstadt. Viele Besucher seien aus Bremen und mehreren angrenzenden Landkreisen angereist. Sorgte die aus Brandschutz- und Sicherheitsgründen neu eingeführte Garderobenabgabepflicht bei einigen noch für Irritationen, waren diese spätestens beim Betreten der Bühne von Frieda Braun verflogen. Lachsalven und Applaus wechselten sich ab, manche Zuschauerin „gluckste“ den gesamten Abend vor sich hin. Im aktuellen Programm reisen Frieda und ihre zehn Mädels von der „Splittergruppe“ für sieben Tage in eine abgelegene Herberge zu einem Schweigeseminar. Zehn Worte am Tag sind erlaubt und die Einhaltung der Vorschrift wird von „Kollekten-Agga“ strengstens überwacht. Geleitet wird das Seminar vom französischen Animateur Gerard und wird für Frieda zu einer nervenaufreibenden Erfahrung. Karin Berkenkopf, vielen auch aus der erfolgreichen Fernsehserie „Ladies Night“ bekannt, erzählt fast ohne Pause alltägliche Geschichten über Freundinnen und Nachbarn, die irgendwie jeder auch aus dem eigenen Umfeld kennt. Dabei bedient sie sich eines sehr feinen Sprachwitzes und bereitet jeden Gag mit dem richtigen Timing vor. Mit wenig Requisiten, doch kunstvoll eingesetzter Mimik und Gestik zieht sie ihr Publikum in den Bann. So verkündet Frieda an diesem Abend: „Männer gehen in ein Geschäft, weil sie etwas brauchen. Wir Frauen wollen ja nur mal gucken.“ Gerne benutzt sie auch mal eine falsche Wortwahl und überschreitet Sprachgrenzen, um die Lacher auf ihrer Seite zu haben: „Das Mia und der Wichbert sind ja schon seit Jahrzehnten miteinander lädiert.“ Oder: „Was sucht man noch mal, wenn man das passende Gegenstück zu sich selbst sucht? Ach ja, ein Pedant.“ Frieda Braun hat ihre Zuschauer von der ersten Sekunde an auf ihrer Seite und schafft es sogar, dass alle mit ihr als Dirigentin das Lied „Freude schöner Götterfunken“ mitsummen. Zum Schluss folgten eine Zugabe und stürmischer Beifall.