Viols Einsatz: Die Autonomie untergrabende Familie der Demokraten

Patrick Viol 280

Kolumne, die auf einen Punkt kommt.

Dem Bewusstsein einen Cestoda lingua einzusetzen, der - im Gegensatz zum Bandwurm im Darm - seinen Wirt stärkt, damit  Populismus keinen Nährboden findet, ist das Anliegen dieser Kolumne.

Dem Bewusstsein einen Cestoda lingua einzusetzen, der - im Gegensatz zum Bandwurm im Darm - seinen Wirt stärkt, damit Populismus keinen Nährboden findet, ist das Anliegen dieser Kolumne.

Bild: ZHURAVLEV ANDREY

Menschen, denen der Erfolg der AfD nicht nur deshalb zuwider ist, weil ihnen der flexibilisierte Kapitalismus, der mit der markterweiternden Auflösung der „Grenzen des Normalen“ - von Familie, Staat und Nation - auch dem Hass auf jene, die aus diesen Grenzen herausfielen, die noch bis in die späten 90er Jahre anhaltende gesellschaftliche Akzeptanz entzogen hat, nur die „Rechten“ als einzige öffentlich anerkannte Projektionsfläche für den Selbsthass übrig gelassen hat, den aufzubringen die tagtägliche, geschichtlich aber in Maß und Form überflüssige Lohnarbeit einem abverlangt, sondern weil die AfD - wie der Islamismus, dem sie letztlich nur dessen unmittelbare Vergemeinschaftungsgewalt neidet, und der antisemitische Postkolonialismus - Teil einer das glückselig-vergnügliche Leben freier und autonomer Individuen angreifenden internationalen - Jinping, Putin, Khamenei und Sinwar zuarbeitenden - Regressionsbewegung ist, sollten nicht nur „Familienfeste für Demokratie“ meiden, sondern aktiv die hier von staatlichen Charaktermasken wie Walter Steinmeier vor dem Hintergrund einer „Bedrohung der Demokratie“ betriebene Mobilmachung der demokratisierten Volksgemeinschaft „gegen rechts“ stören und den spaltenden Keil der Kritik in die durch Panik forcierte, ideologische Identifizierung der Interessen von Staat und Gesellschaft treiben, nicht weil es keine Angriffe auf die westliche Demokratie und Minderheiten gäbe, sondern weil dieses „Engagement gegen rechts“ aufgrund seiner familialisierenden, d.h. das Gewaltmonopol vermenschlichenden und das aufgrund der Produktionsverhältnisse notwendig konflikthafte Verhältnis des Individuums zu ihm emotionalisierenden und darüber aus dem Bewusstsein verdrängenden Beschwörung von „uns gegen die“, von einer Gemeinschaft, „in der es auf den Einsatz von jedem Einzelnen“ ankomme, seinerseits ein Populismus ist, der den Kampf gegen die internationale Regression untergräbt, da er nur von autonomen Individuen geführt werden kann, Autonomie aber nur durch Abstand zum gesellschaftlichen Betrieb - durch Nicht-Mitmachen - und auf Grundlage der Reflexion gesellschaftlicher Widersprüche sich zu entwickeln vermag.

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Die Kolumne versteht sich über ihren Inhalt hinaus als einen konstruktiven Beitrag zum Erhalt und Verständnis deutscher Sprache, die mehr ist als ein Kommunikationsmedium von Informationen. Sie ist wesentlich Ausdrucksform und Medium der Erkenntnis. Die Regression der Sprache auf eine Kette von Hauptsätzen, wie sie heute von taz bis tiktok statthatt, ist auch eine des Bewusstseins, die empfänglich macht für Populismus.