Käte Heins

Nach 110 Jahren ist jetzt Schluss

Frelsdorf. Über ein Jahrhundert haben die Chöre und Dirigenten der Chorgemeinschaft das Leben in Frelsdorf und im Landkreis Cuxhaven entscheidend mitgeprägt. Jetzt musste sich die Chorgemeinschaft auflösen.
Die Schränke sind pickpacke voll .Jetzt wird sortiert und ausgemistet. Nach der Vereinsauflösung kümmern sich Carmen-Pia Günther (1. Vorsitzende) und Wolfgang Hövel (Kassenwart) um den Nachlass der Chorgemeinschaft.

Die Schränke sind pickpacke voll .Jetzt wird sortiert und ausgemistet. Nach der Vereinsauflösung kümmern sich Carmen-Pia Günther (1. Vorsitzende) und Wolfgang Hövel (Kassenwart) um den Nachlass der Chorgemeinschaft.

Auf der Jahreshauptversammlung im November vergangenen Jahres wurde die Auflösung der Chorgemeinschaft Frelsdorf beschlossen. Inzwischen wurden alle notwendigen Formalitäten erledigt. Das vorhandene Restkapital wurde zu gleichen Teilen an den Frelsdorfer Kindergarten „Drachenhöhle“ und die ortsansässigen Vereine verteilt. Die Chorgemeinschaft Frelsdorf gehört nun der Vergangenheit an.
 
Corona hat den Chören nicht gut getan
 
Die Liste der Gründe, die für eine Auflösung sprachen, war lang. Der fehlende Chorleiter bei „Pop Art“. Die Kündigung mehrerer Vorstandsmitglieder und die fehlende Bereitschaft, sich für den Posten der oder des ersten Vorsitzenden bei den anstehenden Neuwahlen in 2022 zu engagieren. Dass der Chor „Heller Klang“ - einer der letzten gemischten Chöre in der Gemeinde Beverstedt - nicht mehr singfähig war, zeichnete sich schon vor vier Jahren ab. Wenn es Corona zuließ, trafen sich die Mitglieder einmal im Monat in lockerer Runde, und stimmten mit der ehemaligen Chorleitung Roswita Quaas ihre Lieder an.
Den beiden Vorsitzenden Carmen-Pia Günther und Nora Mittag ist die Vereinsauflösung nicht leichtgefallen. „Corona hat uns dermaßen reingeschlittert. Ein Neustart kann nicht mehr gelingen“, sagt die erste Vorsitzende Carmen-Pia Günther. Der Vorsitzende des Sängerkreises Wesermünde Jürgen Jäger bedauert den Schritt. „Es ist sehr traurig, dass sich so viele Chöre auflösen und so wenig Nachwuchs für den Chorgesang zu begeistern ist“. Eine Chance für die Zukunft gibt Jäger jedoch den Projektchören. Ortsvorsteher Gerhard Hillmann (CDU) kann die Endscheidung nachvollziehen. Hillmann lobt das außerordentliche ehrenamtliche Engagement all derer, die diese Chorgemeinschaft mitgestaltet haben. „Sehr bedauerlich ist, dass es in unserer Gesellschaft immer weniger Bereitschaft gibt, sich für ein Ehrenamt zu engagieren“.
 
Spannende Chronik
 
Angefangen hatte es mit der Gründung 1911. Aus einer Gruppe sangesfreudiger Feuerwehrkameraden wurde ein Männerchor gegründet. Geprobt wurde im Clubzimmer des Vereinswirtes „Zur Linde“. Im Herbst 1966 begann eine neue Ära des Chorgesanges. Die Gründung des gemischten Chores „Heller Klang“. Obwohl es anfangs Proteste vonseiten der Männer gab, wurden Frauen im neuen Chor aufgenommen. 1995 stellte der Verein mit einer groß angelegten Mitgliederwerbung durch den damaligen Vorsitzenden Heinz Schneider neue Weichen für den Chorgesang. Daraus resultierten die Gründung von Lilalundi, später „Pop Art“ und dem Jugendchor, später „The Crocodiles“. Höhepunkt in der Vereinsgeschichte waren das 75-jährige Jubiläum sowie das 100-jährige Jubiläum mit der Verleihung der Zelter-Plakette, eine besondere Auszeichnung, die nur die Chöre bekommen, die sich besonders um die Chormusik und das Volkslied verdient gemacht haben.
 
Ausräumen und sortieren
 
Die Schränke im Dorfhaus sind prall gefüllt mit Notenmappen, Liederbüchern, Notenmaterial und Lautsprecherboxen. Es hat sich im Laufe der Jahre etliches angesammelt, was sortiert werden muss. Für Carmen-Pia Günther und Wolfgang Hövel keine leichte Aufgabe. Damit altes Liedgut nicht verloren geht, soll Ortsheimatpflegerin Claudia Roppel noch hinzugezogen werden und dem Kreisarchiv in Otterndorf eine Auswahl des Repertoires zur Verfügung stellen, welches historisch von Bedeutung ist. „Das Notenmaterial wollen wir anderen Chören zur Verfügung stellen“, sagt Günther. Die Zelter-Plakette und Bilder, die von einer jahrzehntelangen Chorgeschichte erzählen, sollen ihren Platz an der Wand im Dorfhaus behalten. Das sind Objekte, die zu Frelsdorf gehören. „Ein großes Dankeschön geht an den Vorstand und unsere Mitglieder, die uns durch die schwere Zeit begleitet haben“, so Günther.
Das E-Piano und die Boxen bleiben im Dorfhaus und können bei öffentlichen Veranstaltungen in Frelsdorf ausgeliehen werden. Vielleicht bildet sich ja doch noch mal ein Projektchor. An der musikalischen Begleitung wird es nicht mangeln. Bei Interesse an Notenmaterial bitte bei Carmen-Pia Günther melden. Kontakt: cpguenther@aol.com


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