Sie wollen „den Schatz heben“
Bremervörde. Auf Einladung der CDU haben rund 100 Interessierte jüngst im Oste-Hotel mit mehreren Referent:innen über die Zukunft und das bisher ungenutzte Potenzial des Bremervörder Hafens gesprochen.
Der Bremervörder CDU-Vorsitzende, Ortsbürgermeister Dirk-Frederik Stelling, begrüßte die Gäste mit der Maxime, man wolle an diesem Abend in den Dialogprozess einsteigen. Es gehe jedoch nicht darum, fertige Konzepte vorzulegen.
Unentdeckte Perle
Der Bremervörder Hafen sei eine unentdeckte Perle, bemerkte Boris Thomas bereits vor mehr als drei Jahren im Anzeiger-Interview für das Stadtmagazin 2021. Die Leute würden leider am Hafen vorbeifahren, weil die Neue Straße relativ hoch angesiedelt sei. Doch mit der Schabbelschen Insel und weiteren Grundstücken könne man tatsächlich so etwas wie eine „Bremervörder Hafencity“ hinbekommen, war sich der Vorsitzende der Bremervörder Wirtschaftsgilde bereits damals sicher.
Passenderweise lautete das Motto des Abends denn auch „Den Schatz heben“. Dass das Potenzial, das in dem gesamten Areal am bzw. um den Hafen liege, bislang nicht ausgeschöpft werde, darüber waren sich sowohl die Referenten als auch das Publikum einig.
Zunächst stellte Wiebke Wilkens -die einzige „Hauptamtliche“ unter den Vortragenden- Aktivitäten rund um den Platz „Am Sande“ aus ihrem Projekt „Ankerplatz“ in Stade vor. Unter dem Titel „Herausforderungen bei der Belebung des öffentlichen Raumes“ konnte sie bereits erfolgreiche Innovationen vorstellen. So habe man mit Hilfe von umgebauten Schiffscontainern ein urbanes „Dorf“ geschaffen. Dieser „Ankerplatz“ sei ein Projekt, das von zahlreichen ehrenamtlich engagierten Helfer:innen unterstützt werde, und Menschen unterschiedlicher Generationen zusammenbringen wolle. Weiterhin gab Wilkens konkrete Tipps über Fördermöglichkeiten, die für derlei Projekte realisiert werden könnten.
Interesse wecken
Ihr folgte ein Impulsvortrag aus der Sicht des Tourismus durch Harald Kleinmann, seit kurzem zweiter Vorsitzender der AG Osteland. Um Interesse zu wecken, müsse etwas auf dem Wasser passieren, damit der Hafen für Besuchende attraktiv werde. Der Hafen könne der Knotenpunkt für Tourismus, Wirtschaft und Gemeinschaft sein.
Frank Pingel vom Vörder Yacht Club betrachtete die Thematik aus der Sicht des Wassersports. Da es von Neuhaus bis nach Bremervörde keine Schleusen gäbe, wäre die Oste ein Geheimtipp unter den Sportbootfahrenden. Im Sommer, so Pingel weiter, legten viele auswärtige Boote an.
Michael Hannebacher, Bürgermeister der einzigen Stadt im Landkreis Rotenburg (Wümme), die überhaupt einen eigenen Hafen besitzt, meinte, ohne Hafen, ohne Wasser, ohne Oste hätte es Bremervörde womöglich gar nicht gegeben. Er rief aus Sicht der Ostestadt den Projektansatz der Städtebauförderung „Zukunft Stadtgrün“ aus dem Jahre 2019 ins Gedächtnis zurück: Damals wäre die kaum vorhandene Wahrnehmung des Hafens bemängelt worden- was sich mit den o.g. Aussagen von Thomas deckt.
Das Potenziel nutzen
Aus der Sicht der Wirtschaftsgilde war diesmal der Projektmanager des Vereins, Manfred Mühler, vor Ort. „Der Hafen ist der Heimathafen der Skipper. Das ist von großer Bedeutung. Denn dadurch entsteht Leben und Aktion im Hafen. Die Skipper sind auch diejenigen, die Umsätze generieren.“ Er wünsche sich, dass das Potenzial des Wirtschaftsfaktors Hafen zukünftig stärker genutzt würde. Schließlich wären der Hafen sowie der Vörder See Alleinstellungsmerkmale für Bremervörde. Allerdings möchte er die Büsche am Hafen gern entfernen, um eine bessere Sichtbarkeit zu ermöglichen.
Ebenfalls etwas entfernen möchte der in Bremervörde geborene Architekt Torsten Pilch vom Bauatelier Hamburg. Er sagte: „Die Tankstelle muss weg.“ Pilch vertrat die architektonische Sichtweise der Referenten, und zeigte Möglichkeiten auf, wie moderne Wohn- und Geschäftshäuser direkt am Wasser entstehen könnten. Allerdings fehle derzeit ein Tor zur Stadt, ein städtebaulicher Rahmen.
Wünsche aus dem Publikum
In einer begleitenden, elektronischen Abstimmung gaben 24 Gäste an, den Hafen zukünftig als gemütlichen Aufenthaltsort für Bremervörder:innen zu sehen. 22 empfinden den Hafen in Zukunft als touristischen Anziehungspunkt, zwölf Personen sehen ihn als Ort zum Wohnen. Lediglich vier Abstimmende votierten für das Areal als reinen Sportboothafen. Als Wünsche wurden weiterhin aus dem Publikum geäußert, man solle mehr Aufenthaltsqualität, mehr Raum zum Verweilen, Angebote für Kinder, eine erhöhte Holzplattform, eine Stufenterrasse, sowie einen besseren Blick auf das Wasser realisieren. Auch die Bebauung der Westseite sowie Gastronomie mit Fischbrötchen-Verkauf werden erwünscht.