

Bremervörde. Dirk-Frederik Stelling war acht Jahre als Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbands aktiv gewesen. Zudem ist er Fraktions-Vorsitzender der CDU-Stadtrats-Fraktion sowie Kreistags-Mitglied. In seinem letzten Bericht als Vorsitzender gab er abschließend seine Kandidatur bekannt - und erhielt dafür von allen Anwesenden frenetischen Applaus.
Motivationspunkte
Das diese Sitzung anders verlaufen würde, konnte man bereits bei der Vorstellung der Ehrengäste erahnen. Neben verdienten CDU-Mitgliedern und MdL Marco Mohrmann sowie Landrat Marco Prietz wurde mit Jochen Hake (trat bei Wahl 2021 als Bürgermeisterkandidat für die Grünen an) auch der Stadtrats-Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90 Die Grünen/FDP als Ehrengast der Mitgliederversammlung vorgestellt.
„Ich mache nun länger als die Hälfte meines Lebens Politik“, konstatierte der 32-jährige Stelling. Er sei in einem behüteten Umfeld in dieser schönen kleinen Stadt aufgewachsen. Dabei habe das Ehrenamt seine Wege sowohl in der Kirche als auch im Schützenwesen wie der Vereinsarbeit geprägt: „Ich wollte früh anpacken.“
Dank seiner Förderer Marco Prietz und Frank Pingel sei er früh in der Stadtpolitik angekommen. „Damals entwickelte sich Kurt Koopmann (ehemaliger Fachbereichsleiter u.a. von Bauvorhaben der Stadt Bremervörde) zeitweilig zu meinem Vorbild. Ich wollte auch diese Stadt entwickeln und gestalten“, sagt Stelling. Darum habe er ein Studium in der Verwaltung begonnen, in dem er schnell Führungsverantwortung übernehmen durfte. Neben der Arbeit in der CDU-Fraktion und aktuell als ehrenamtlicher Ortsbürgermeister sei ihm die Partei stets wichtig gewesen. „Parteilos kann jeder. In Parteien sind Menschen, die sich engagieren.“ Das koste Zeit und Nerven. Wer sich einsetze, setze sich aus. Aber, so Stelling weiter, man würde es gerne tun, um den Kindern eine lebenswerte Welt und eine lebendige Stadt zu hinterlassen: „Jedenfalls treibt mich das an.“
Lob und Tadel
Bereits vor einem Jahr habe er gesagt, dass er keine Impulse aus dem Rathaus wahrnehme. Seitdem habe Stelling die Augen offengehalten, und leider immer noch nichts entdeckt. „Ich vermisse politische Führung und eine Idee davon, wohin unser Bürgermeister Bremervörde entwickeln will.“ Die großen Entscheidungen dieser Wahlperiode seien gegen oder ohne den (aktuellen) Bürgermeister entstanden: „Meistens in guter und konstruktiver Zusammenarbeit aller vier Stadtratsfraktionen. Wofür ich sehr dankbar bin. Danke für das gute Miteinander über die Parteigrenzen hinweg.“
Ideen und Anträge der Parteien würden (von der Verwaltung) nicht als hilfreich, sondern wie störende, lästige Aufgaben aufgefasst, während „wir uns mit Schikanen auseinandersetzen müssen.“ Stelling betonte, er habe die Zusammenarbeit von Verwaltung und Politik anders erlernt: „Sich auf Augenhöhe begegnen und die besten Lösungen suchen.“ Eines sei jedoch klar - eine hauptamtliche Verwaltung wisse immer mehr als ehrenamtliche Vertreter und sie habe stets mehr Zeit und Möglichkeiten. Das Rezept für eine gute Zusammenarbeit sei simpel: „Politik und Verwaltung müssen an einem Strang ziehen.“ Ein Bürgermeister müsse Ziele haben, Ideen entwickeln, Mehrheiten finden und die Menschen dabei mitnehmen. „Wir brauchen mehr als nur einen Verwaltungsfachmann, sonst werden wir nur fachmännisch verwaltet.“
Zusammenhalt und Entschlossenheit
Stelling führte weiter aus, wie er sich einen Bürgermeister vorstelle. Der Kopf der Verwaltung solle Ansprechpartner für alle sein, vor allem jedoch für jene, die mit ihm anpacken möchten. Und der Bremervörder Bürgermeister müsse alle zur Stadt gehörenden Ortschaften gleichmäßig in den Blick nehmen, sowie Verwaltung und ehrenamtliche Verantwortungsträger zusammenbringen. „Ich sehe die achtjährige Amtszeit als Chance dafür. Doch diese Jahre dürften nicht verschlafen werden. Deshalb bin ich der Überzeugung, dass wir als CDU den Bremervörderinnen und Bremervördern ein Angebot machen müssen. Und ich bin bereit, mich dieser Verantwortung zu stellen. Ich bin bereit, im nächsten Jahr als Bürgermeister der Stadt Bremervörde zu kandidieren.“ Er habe großen Respekt vor dem Amt und den Herausforderungen. Er sei überzeugt, einen neuen Weg einschlagen zu müssen, der von Zusammenhalt und Entschlossenheit geprägt sei. „Ich muss aber eins auch ganz klar sagen: Wir befinden uns in einer dramatischen Lage. Die finanzielle Lage der Stadt ist katastrophal und erlaubt keine Geschenke zu versprechen - im Gegenteil. Die Aufgaben des nächsten Bürgermeisters werden hart.“ Stelling sagte offen, dass er nichts anderes anzubieten habe, als harte Arbeit, die Bereitschaft, schwere Entscheidungen zu treffen und seinen unermüdlichen Einsatz für die Stadt. „Ich kann nicht durch diese Stadt gehen, ohne zu sehen, wo wir besser werden können und müssen. Ich trete an aus Überzeugung und, weil ich an das Potenzial dieser Stadt und der Menschen, die hier leben, glaube.“
Weitere Tagesordnungspunkte
Im Verlaufe der Mitgliederversammlung wurde Kristin Harms zur neuen Vorsitzenden, sowie Niklas Brockmann und Stefan Imbusch zu ihren Stellvertretern gewählt. Schriftführerin wurde Bianka Grieschow-Pülsch. Darüber hinaus wurden Norbert Ullrich für 50 Jahre, und Jens Herrig sowie Wilfried Imbusch für 25 Jahre Mitgliedschaft in der Bremervörder CDU geehrt. Oberst a. D. Hans Schlüter bekam für seine langjährige Mitarbeit im Vorstand ein Buch-Präsent überreicht.