Auflösung ist auch Arbeit

Lilienthal. Seit Jahren stand die Frage im Raum: Braucht Lilienthal zwei unabhängige Werbegemeinschaften? Wie es dazu kam, dass der WIR und die Lili Live eG parallel existieren und arbeiten - daran erinnern sich viele Anwohner und auch Gewerbetreibende schon gar nicht mehr. Mehrfache Bemühungen, die beiden Gemeinschaften unter einem Dach zu vereinen, waren nicht von Erfolg gekrönt.

Zuletzt ging es dabei um rechtliche Fragen: Der WIR ist ein Verein, die Lili Live eine Genossenschaft - was einen Zusammenschluss, selbst wenn er gewollt ist, deutlich erschwert. Noch vor wenigen Jahren wurden die Gespräche an diesem Punkt aufgegeben. Die aktuellen Vorstände der beiden Gemeinschaften wollten es nicht noch einmal zulassen, dass die Fusion an formalen Hürden scheitert.

Zwölf Mitglieder haben sich bisher angeschlossen

Rein theoretisch wäre es sogar möglich gewesen, die beiden Gemeinschaften so zusammenzulegen, dass alle WIR-Mitglieder automatisch zu Lili Live wechseln, erklärt der WIR-Vorsitzende Sükrü Özdemir. „Das hätte uns viel Geld gekostet“, sagt er. Geld, das man lieber in die aktive Arbeit vor Ort investieren wolle, als in Honorare für Anwälte und Notare. Deshalb beschlossen die aktiven Mitglieder des WIR im November, den 47 Jahre alten Verein im Jahr 2025 aufzulösen und sich unter dem Dach der Lili Live zusammenzufinden. Ganz geschlossen ist das Kapitel „WIR“ für den Vorstand also noch nicht: Sie haben jetzt die Aufgabe, möglichst viele der bisherigen Mitglieder des WIR für die örtliche Genossenschaft Lili Live zu gewinnen.

Bisher zeichnet sich ab, das daraus eine Herausforderung werden könnte. Wie die Vorstände beider Organisationen gegenüber der Wümme Zeitung bestätigten, haben bislang lediglich zwölf ehemalige WIR-Mitglieder einen Aufnahmeantrag bei Lili Live gestellt. Angesichts der zuletzt 68 Mitglieder des WIR ist das Ergebnis bislang überschaubar. Michael Timm, Mitglied des WIR-Vorstands, erklärte, dass einige Mitglieder bereits vor dem Beschluss zur Auflösung auch bei Lili Live engagiert gewesen seien. Nach seiner Einschätzung gebe es jedoch noch etwa 40 bis 50 Mitglieder, die potenziell überzeugt werden könnten.

„Ich nehme mir die Zeit“

Die will Sükrü Özdemir nun gezielt ansprechen und aktivieren. „Am 2. Februar haben wir eine Klausurtagung, zu der alle Mitglieder eingeladen sind“, kündigt der WIR-Vorsitzende an. Natürlich kann dabei auch direkt vor Ort ein Mitgliedsantrag für Lili Live ausgefüllt werden. Außerdem sollen die Aktivitäten für das laufende Jahr besprochen werden sollen. Neben dem Weihnachtsmarkt, einem früheren Projekt des WIR, steht die Frage im Raum, ob es weiterhin zwei verkaufsoffene Sonntage – das Frühlings- und Herbstfest – geben soll. Bereits im Sommer 2023 hatte der WIR signalisiert, dass eine Zusammenlegung der beiden Veranstaltungen denkbar sei. Nach aktuellem Stand deutet vieles darauf hin, dass dieser Plan umgesetzt werden könnte.

Özdemir möchte darüber hinaus das persönliche Gespräch mit jedem einzelnen Mitglied suchen, um sie von den Vorteilen einer vereinten Werbegemeinschaft zu überzeugen: „Ich möchte alle persönlich besuchen, das ist mein Ziel“, sagt der WIR-Vorsitzende. „Die Leute haben sich immer gefragt: Warum haben wir zwei Interessengemeinschaften? Jetzt sind wir unter einem Dach und haben die Chance, gemeinsam etwas zu bewirken.“ Den Aufwand scheut der Unternehmer, der in Lilienthal eine Waschstraße betreibt, nicht: „Ich nehme mir die Zeit dafür. Ich lebe hier in Lilienthal und ich bin gerne hier. Wenn es Lilienthal gut geht, dann geht es mir und meiner Familie auch gut.“

Ehemalige Mitglieder des WIR, die den Kontakt zu Lili Live suchen, dürften ein vertrautes Gesicht antreffen: Anja Dähncke, die bisher die Wir-Geschäftsstelle Am Wolfsberg führte, ist seit Jahresbeginn in derselben Funktion für Lili Live tätig. Dies könnte den Übergang für viele Mitglieder erleichtern und die Brücke zwischen den beiden Organisationen stärken.