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Christen in der Minderheit

Die Kirchengemeinden haben seit 2004 6.000 Mitglieder verloren. Dieser Wegfall an Kirchensteuern verlangt neue Strukturen, um auch in der Zukunft gut aufgestellt zu sein.

Bild: Adobestock

Landkreis Osterholz. Die fünf evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden der Region Osterholz-Scharmbeck und Ritterhude in Pennigbüttel (Emmaus), Osterholz-Scharmbeck (St. Marien und St. Willehadi), Scharmbeckstotel (Friedenskirche) sowie Ritterhude (St. Johannes) schließen sich zum 1. Januar 2025 zu der Gesamtkirchengemeinde (GKG) An der Hamme zusammen.

Gesellschaftlicher Wandel

Im Pressegespräch machte Pastorin Birgit Spörl (Ritterhude) die Gründe dafür deutlich, die zum einen in der Regionalgesetzgebung der Landeskirche liegen, zum anderen aber auch in den Herausforderungen begründet sind, die sich stellen, wenn Mitgliederzahlen sinken und Finanzmittel knapper werden. „In 2004 hatten wir noch etwa 20.000 Kirchenmitglieder, in 2024 sind es nur noch 14.000. Dieser Wegfall an Kirchensteuern verlangt neue Strukturen, um auch in der Zukunft gut aufgestellt zu sein.“

Die evangelischen Christinnen und Christen in Osterholz-Scharmbeck und Ritterhude seien zur Minderheit geworden. „Die Mehrheit der Einwohner:innen ist inzwischen konfessionslos.“ Einen Grund dafür sieht Spörl darin, dass ältere Kirchenmitglieder versterben, aber zu wenig jüngere Gemeindemitglieder „nachwachsen“. „Das ist leider ein Problem, das alle Kirchengemeinden betrifft.“

In erster Linie ist es aber der gesellschaftliche Wandel, der zu den Veränderungen zwingt. Dazu gehört auch die Frage, wie etwa mit Gebäuden zu verfahren ist, die nicht mehr in bisherigem Umfang genutzt werden, deren energetische Sanierung aber einen hohen finanziellen Aufwand verlangen würde.

Es müsse „über den Kirchturm hinausgedacht werden“, so Spörl. Evangelisch-lutherische Gemeindemitglieder in Osterholz-Scharmbeck und Ritterhude sind bereits in der Minderheit, was über kurz oder lang zu weiteren Kürzungen führen würde, die von den Gemeinden in der bisherigen Aufstellung nicht mehr zu bewältigen seien. St. Willehadi ist mit 6.900 Mitgliedern die an Kopfzahl größte in der neuen Gesamtkirchengemeinde, die Friedenskirchengemeinde Scharmbeckstotel mit 900 die kleinste Gemeinde. Die knapperen Ressourcen sinnvoll einzusetzen, ist Aufgabe des Gesamtkirchenvorstands, der über den Einsatz aller finanziellen, baulichen und personellen Mittel entscheidet. Besonders den personellen Mitteln sind nicht nur aus Kostengründen, sondern auch wegen des auch hier bestehenden Fachkräftemangels Grenzen gesetzt. Die noch selbstständigen fünf Gemeinden verfügen laut Plan über 4,75 Pfarr- und zwei Diakonissenstellen. Christa Siemers-Tietjen machte darauf aufmerksam, dass es im Jahr 2000 noch vier Pfarrstellen allein für St. Willehadi gab. Der neue Gesamtkirchenvorstand wird sich aus gewählten Mitgliedern der einzelnen Kirchengemeinden zusammensetzen. Die Strukturen in der Zuständigkeit für die großen Verwaltungsangelegenheiten sollen zur Entlastung der Ortskirchenvorstände beitragen, die so mehr Freiraum für die Gestaltung des Gemeindelebens bekommen, Gemeindefeste organisieren oder neue Gottesdienstformate erarbeiten können.

Entlastung der Leitungsebenen

Die neue GKG An der Hamme ist als eine Körperschaft gegründet worden, die vor allem die Verwaltungs- und Leitungsebene entlasten soll, so Spörl. Die Ortskirchen selbst behalten ihre Namen, die Büros und auch die Angebotsqualität, versprechen die Kirchenvertreter. „Wir werden aber noch enger zusammenarbeiten als bisher“, so Pastor Henning Mahnken (St. Willehadi, Osterholz-Scharmbeck). Die GKG An der Hamme könne bereits auf bewährte Strukturen aufbauen, die sich in den vergangenen 20 Jahren etabliert haben, betonten die Kirchenvertreter. So gestalten die Kirchengemeinden in Pennigbüttel, Osterholz-Scharmbeck, Scharmbeckstotel sowie Ritterhude unter anderem ihre Stellenplanung bereits seit längerem gemeinsam. Gleiches gilt auch für die Angebote für Kinder und Jugendliche, bei der Konfirmandenarbeit und der personellen Besetzung der Gottesdienste. „Das lief bisher unter der Bezeichnung ‚Arbeitsgemeinschaften‘“, erläuterte Spörl. Doch die reformierte Regionalgesetzgebung der Landeskirche schließt dies für die Zukunft aus und setzt nun auf eine verbindlichere Zusammenarbeit der Gemeinden.

Keine Kürzungen

Um eine Sache braucht sich die neue Großkirchengemeinde An der Hamme ab dem 1. Januar 2025 mit ihren dann 14.000 Gemeindemitgliedern allerdings keine Sorgen mehr zu machen: Im kommenden Jahr sollen keine Stellen abgebaut und die Kirchen sollen wie bisher bespielt werden, versicherte Christa Siemers-Tietjen, Pastorin für Pennigbüttel und Osterholz. Und Mahnken versicherte lächelnd, dass keine Chöre dichtgemacht werden.


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