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Corona und Kreisentwicklung

Landkreis. Trotz Coronaschlagseite lief im Jahr 2021 auch einiges gut. Was das nächste Jahr auf Kreisebene bringen wird, hat Landrat Bernd Lütjen im Gespräch mit Patrick Viol verraten.
Hat ein tolles Team - sowohl in der Kreisverwaltung als auch im Gesundheitsamt: Landrat Bernd Lütjen.

Hat ein tolles Team - sowohl in der Kreisverwaltung als auch im Gesundheitsamt: Landrat Bernd Lütjen.

Niemand kann 2022 über das vergangene Jahr sprechen, ohne von Pandemie bedingten Problemen zu erzählen. Eigentlich hat kaum noch jemand Probleme, die unabhängig von der Pandemie wären. So kommt auch der Osterholzer Landrat Bernd Lütjen bei seinem Rückblick auf das letzte Jahr nicht umhin, zuerst Corona zu erwähnen: „Corona hält uns seit zwei Jahren in Atem.“ Mehr als auf das Virus selbst zielt Lütjens Aussage auf die Umsetzungen von sich zuletzt häufig ändernden Empfehlungen des Robert Koch Instituts, auf die Durchsetzung von Landesverordnungen und auf die Schwierigkeiten, ausreichend Impfstoff zu bekommen.
 
Beschwerden aus der Bevölkerung
 
Diese Herausforderungen führten aber nicht nur zu Mehraufwand in der Behörde, sondern erschwerten zudem das Verhältnis zwischen der Kreisverwaltung und der Bevölkerung im Landkreis. So habe z. B. der knappe Impfstoff nur kurzfristige und zeitlich stark begrenzte Impfzeitfenster zugelassen. Das habe natürlich zu Beschwerden geführt, weil so zum einen keine Planungssicherheit für die Bevölkerung geschaffen werden konnte. Zum anderen waren die Termine meist innerhalb von 15 Minuten ausgebucht. Auch führte die mehrfache Verkürzung des Abstands von der Zweit- zur Boosterimpfung durch das RKI zu Beschwerden der Bevölkerung. „Erbsenzählerei“ habe man der Behörde vorgeworfen, wenn bei allem Hin und Her trotzdem konsequent auf die Exaktheit der Abstände geachtet wurde. „Aber wie hätte man es - bei gleichzeitig knappem Impfstoff - besser organisieren sollen?“, so Lütjen. Es sei nicht anders gegangen. „Hätten wir mehr Impfstoff gehabt, hätten wir auch flexibler impfen können.“
 
Flexible Behörde
 
Gut hingegen laufe die Kooperation mit den Arztpraxen bezüglich der Impfung von Kindern unter 12 Jahren. Auch sei die Umstellung, dass Besuche der Behörde nur mit vereinbartem Termin möglich sind, eine anhaltend gute Praxis. „Das melden uns auch unsere Kunden zurück“. Termine würden nicht nur schnell vergeben, sondern Anliegen seien so auch schnell erledigt. „Ein Auto hat man bei uns in einer halben Stunde um- oder abgemeldet.“
Dass man am der Pandemie geschuldeten Mehraufwand nicht gescheitert sei, sei nicht zuletzt dem „tollen Team“ - sowohl dem in der Kreisverwaltung als auch dem im Gesundheitsamt zu verdanken, wie der Landrat resümiert. Die Kolleginnen hätten sich sehr flexibel gezeigt und übernahmen Aufgaben weit über ihre eigentliche Tätigkeit hinaus. So saßen beispielsweise Mitarbeiter:innen aus dem Bau- oder Verkehrsamt auch am Bürgertelefon.
 
Ausblick 2022
 
Für die Bürger:innen habe man in diesem Jahr aber nicht nur ein offenes Ohr, sondern auch zupackende Hände. So soll die Digitalisierung im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes weiter vorangetrieben werden. Dabei werden über 100 Fachverfahren angepasst. Möglich ist es bereits z. B. Bauakten oder über das Geoportal Bebauungspläne online einzusehen. Stemmen werde man die Digitalisierung, die ja keine Reduzierung von Dienstleistungen, sondern deren Erweiterung bedeute, durch „interne Umschichtung“ von Personal, so Lütjen.
Auch erhielten im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung weitere 2000 Adressen Glasfaser bis ans Haus und es stünden 2,3 Millionen Euro Fördergelder für die Versorgung der sechs Landkreisschulen mit WLAN zur Verfügung. Aber nicht nur digital, auch mit Steinen und Zement wird die Schullandschaft des Landkreises gefördert. So wird in diesem Jahr der Spatenstich der BBS-Erweiterung erfolgen - mit geplanten 60 Millionen stellt der Neubau die größte Investition dar, die der Landkreis je getätigt hat.
Gebaut wird auch am Kreiskrankenhaus. Dessen Erweiterung soll in diesem Jahr fertiggestellt werden und für die geplante Kurzzeitpflegeeinrichtung werde die Stadt noch in diesem Jahr eine Planungsgrindlage schaffen. Auch dies sind beides Projekte, deren Finanzierungsrahmen die Marke von 10 Millionen übersteigen.
 
Kreisentwicklungskonzept
 
Neben den Bauten verfolge man in diesem Jahr - mit einem Horizont für die nächsten sieben Jahre - drei Schlüsselaktivitäten im Rahmen des Kreisentwicklungskonzeptes: ein integriertes Klimaschutzkonzept, ein Mobilitätskonzept und eine Förderung regionaler Produkte. Für das Klimaschutzkonzept sei für den Sommer eine offene Beratung mit der Bevölkerung geplant. Das Mobilitätskonzept siehe u. a. die Sanierung der Moorstraßen, wie z. B. der K10 vor als auch, dass der Landkreis zu einer ADFC-Radreiseregion wird. Für die Sanierung der Kreisstraße sei ein Betrag von 11 Millionen Euro eingeplant. Knapp die Hälfte der Kosten trägt das Land. Die hohen Kosten gingen darauf zurück, dass Moorstraßen „grundhaft saniert“, also bis zu sieben Meter ausgekoffert werden müssen.
Das Projekt zur Förderung regionaler Produkte befinde sich noch im Anfangsstadium. Grundsätzlich verfolge es aber das Ziel, Produkte aus der Region, beispielsweise von Dorfläden aus dem Landkreis Osterholz stärker in den Fokus rücken.


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