Ralf G. Poppe

Die halbe Welt umrunden

Die Neue Galerie New York zeigte im Sommer unter dem Titel „Ich bin ich/I am me“ Arbeiten von Paula Modersohn-Becker. Noch bis Samstag, 25. Januar 2025 ist sie im art Institute of Chicago zu sehen.

Worpswede/ New York. Paula Modersohn-Becker lebte über Jahre hinweg in Worpswede. Hier ist sie am 20. November 1907 gestorben, hier liegt sie begraben. In den Jahren ihres Künstlerlebens schuf sie etwa 750 Gemälde und 1000 Zeichnungen.

 

Mutige Stile

 

Während ihrer gesamten Karriere experimentierte Paula Modersohn-Becker mutig mit Stilen und verfolgte dabei unermüdlich die Wahrheit des Alltagslebens und ihrer eigenen weiblichen Erfahrung.

Ob sie nun die Prinzipien des Realismus, Naturalismus, Impressionismus, Symbolismus oder Expressionismus vertrat oder unterwanderte, Modersohn-Becker blieb an Identitätsfragen interessiert und trug äußere Schichten ab, um freizulegen, was sie als die wahre Essenz des Lebens verstand. Anlässlich der Ausstellung „Ich bin ich/I am me“ erschien im Prestel Verlag ein gleichnamiger, sehr ausführlicher Bildband. Das Buch enthält zahlreiche Beispiele von Modersohn-Beckers eindrucksvollen und relativ unbekannten Zeichnungen von Männern, Frauen und Kindern, die in Armut leben, sowie ihre höchst originellen Figurenbilder und Akte – darunter ihre beispiellosen Aktselbstporträts.

Begleitend zur ersten Museumsausstellung von Modersohn-Beckers Werken in den Vereinigten Staaten enthüllt „Ich bin ich/I am me“ persönliche und authentische Werk einer Künstlerin, die entschlossen ihren eigenen Weg ging.

 

Worpswede in den USA

 

Figurenzeichnungen, Stillleben, Selbstporträts, Landschaften und Porträts junger Mädchen sowie alter Frauen veranschaulichen ihre Entwicklung als Künstlerin, mit der sie auf den kulturellen Wandel des neunzehnten Jahrhunderts reagierte.

Doch nicht erst seit der Ausstellungseröffnung interessieren sich US-Bürger:innen für die Arbeit von Modersohn-Becker. Monique Staffile-Sherman beispielsweise kommt ursprünglich aus New York, lebt mittlerweile in Nashville. Sie schätzt die Werke Modersohn-Beckers seit Jahren. Bei ihrem bislang letztem Worpswede-Besuch ließ sie es sich nicht nehmen, gemeinsam mit ihrem Ehemann Caleb Sherman sowie weiteren Musikern ihrer Band The Infamous Her auf den Spuren Modersohn-Beckers zu wandeln. Staffile-Sherman besuchte dabei nicht nur die Grabstelle Modersohn-Beckers, sondern auch Plätze, an denen sich die Worpsweder Künstlerin gerne aufgehalten hatte - zum Beispiel den Barkenhoff. Ihren Vater Paul alias Dwayne Atlas informierte sie seinerzeit per Facebook vom Besuch: „Paula – A famous german painter who mostly painted faces but died at the young age of 31. You should know her.“


UNTERNEHMEN DER REGION