Amelie Nobel

Die lebendige Worpsweder Kunst

Am vergangenen Wochenende nutzten viele Kunstinteressierte die offenen Ateliers in Worpswede, um Einblicke in zeitgenössische Kunst zu bekommen und mit über 40 Künstlern ins Gespräch zu kommen.

Worpswede. Mitten auf dem Markt in Worpswede in der Bergstraße haben Ina und Markus Landt eine Leine gespannt, an der sie ihre Kunstdrucke aufhängen. So kommen die einzelnen Motive, meistens Lebewesen oder Objekte aus dem Alltag besonders schön zur Geltung. Die Kunst draußen zu präsentieren, ist dem Künstlerpaar sehr wichtig, da die Draußenmalerei in Worpswede ohnehin ihre Tradition hat. Ihre Ausstellung ist ephemer, kommt also einmal zeitlich begrenzt vor. Markus Landt spricht von einer ,,ephemeren Galerie“, er will das künstlerische Gespräch zeitlich begrenzt im öffentlichen Raum verorten. Genau deshalb hat das Künstlerpaar sich bewusst dafür entschieden, einen belebten Ort zu finden, um die Kunst auszustellen. „Die Idee der Kunst ist für uns so groß, dass wir uns in die Mitte der Bergstraße stellen“, beschreibt es Landt. Und das Konzept geht auf, die ausgestellten Arbeiten ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Besonders schön sei es, wenn Kinder von ihrem Taschengeld Werke kaufen, denn Kunst sollte für alle zugänglich sein. Kunst sei niemals elitär, so Markus Landt. Die Ideen für die Motive entstehen meistens in Cafés, im Moment selbst. Es sei häufig eine Beobachtung, die die beiden inspiriert. Die Kunst ist im besten Fall nicht konstruiert, sondern aus einem Impuls heraus entstanden. Menschen kaufen das, was gerade echt ist. Eine „Offenbarung“, nennt Landt das.

Analog trifft digital

Neben Kunstdrucken sind an diesem Wochenende auch Fotografien präsentiert worden. Jürgen Strasser und seine Frau Christine Steyer stellen ihre Fotografien für die Veranstaltung im ehemaligen Café Central in Worpswede aus. Das Lokal ist lange Zeit Treffpunkt für Worpsweder Künstler:innen gewesen. Es habe sich also angeboten, diesen Ort noch einmal zu bespielen, so Strasser. Er ist in Worpswede vor allem als Fotokünstler und Direktor der RAW Photo Triennale Worpswede bekannt. Im Rahmen der offenen Ateliers hat er nun Fotografien in kleineren Formaten ausgestellt. Diese eignen sich besonders gut zum Mitnehmen oder als Geschenke. Während Strasser sich vor allem für die digitale Fotografie mit all ihren Möglichkeiten begeistert, beschäftigt sich Christine Steyer mit der analogen Fotografie. Besonders die Cyanotypie habe es ihr angetan. Dieses Verfahren stammt aus der Frühzeit der Fotografie. Das Papier wird hier z.B. mit Eisensalz beschichtet und ist so besonders empfindlich für Sonnenlicht. Das Foto erhält erst durch den Prozess seine namensgebende blaue Farbe. Im Grunde gibt es drei Zutaten: Papier, Sonne und Wasser, erklärt Steyer. In ihrer Kunst ergänzen sich die beiden perfekt. In ihrer Ausstellung trifft analog auf digital, so Strasser.

Junge Kunst in Worpswede

Junge Kunst und frischen Wind nach Worpswede bringen, das möchte ein Kunstkollektiv, bestehend aus Danny Janke, Bas Deemter und Rainer Appelhagen. Kennengelernt haben sie sich durch das Projekt „Behind Eyes“. Protagonist bei diesem Projekt war der Künstler Hanky, der in seiner Kindheit schwer von seinem Vater misshandelt wurde und früh in die Abhängigkeit von verschiedenen Substanzen geriet. Für Hanky, der in diesem Jahr verstorben ist, war die Kunst das einzige Mittel seine Gefühle auszudrücken. Mithilfe der Ausstellung seiner Bilder in Worpswede wollen die jungen Künstler zeigen, wie wichtig es ist, behind eyes, also hinter die Fassade eines Menschen zu schauen. Auch das Thema Sucht wollen sie thematisieren.

In Zukunft sei viel geplant im Atelier. Einmal im Monat soll es Events mit Musik, Kunst oder Doku-Abende geben. Seit vier Monaten arbeitet Danny Janke jetzt hier. Sein Schwerpunkt sind Familien- und Einzelportraits. Das Projekt sei für die jungen Künstler auch eine Gratwanderung. Wir wollen frischen Wind und kreative, junge Ideen nach Worpswede bringen und trotzdem dem hohen Kunstanspruchs des Künstlerdorfes Worpswede gerecht werden, so Janke. Ein Anfang haben sie im Rahmen der offenen Ateliers gemacht, die zeigen, wie unterschiedlich Kunst in Worpswede ist.


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