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Ein Moment der Stille

Rund 100 Bürger:innen gedachten am 86. Jahrestag der Reichspogromnacht in der Kreisstadt der Opfer des Nationalsozialismus.
Am Denkmal auf dem Plat der jüdischen Synagoge wurden die Namen der Opfer der Reichspogromnacht verlesen.

Am Denkmal auf dem Plat der jüdischen Synagoge wurden die Namen der Opfer der Reichspogromnacht verlesen.

Bild: Limo

Osterholz-Scharmbeck. Am 9. November 1938 zog deutschlandweit eine brutale Welle von Hass und Hetze durch die Bevölkerung. Jüdische Bürger:innen wurden verfolgt und misshandelt, ihre Wohnhäuser, Geschäfte und Synagogen niedergebrannt. 2024 jähren sich die Gräueltaten des NS-Regimes nun zum 86ten Mal. Um gemeinsam der jüdischen Opfer der Reichspogromnacht zu gedenken, luden die Stadt Osterholz sowie Bürgermeister Torsten Rohde am jüdischen Mahnmal zu einem Moment der Stille.

 

Denkmal steht seit 18 Jahren

Den Gedenkstein und seine 19 Granitstehlen in der Bahnhofstraße hat Steinmetzmeister Wolfgang Strauß aus der Langen Straße vor 18 Jahren entworfen und ausgearbeitet. Seit 2006 ziert das Mahnmal den Platz, wo einst die Osterholzer Synagoge stand, bevor sie 1938 den Brandanschlägen der Nationalsozialisten zum Opfer fiel. Dort trafen sich fast 100 Bürger:innen, um Rohdes Gedenkworten zu lauschen und ein Licht der Erinnerung zu entzünden. Begleitet wurde die Rede des Bürgermeisters von Musiker Detlef Gödicke und Konfirmand:innen der St. Willehadi-Gemeinde.

„Vor mittlerweile 86 Jahren kam es unserem Land zu einer brutalen Zäsur“, so Rohde. Einem gewaltsamen Höhepunkt in der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten, der Deutschland bis heute mit einer ganz besonderen Verantwortung hinterlasse. Erschreckend empfinde er deshalb die steigende Zahl gewaltsamer Übergriffe gegen Juden. „Man meint, das Volk müsse aus den schrecklichen Gräueltaten etwas gelernt habe“, sagt Torsten Rohde. Die Realität zeige jedoch, dass zahlreiche jüdische Mitbürger:innen noch immer Ausgrenzung und Gewalt erfahren.

 

Lichterkette zur Innenstadt

Umso wichtiger sei es deshalb, die erschreckende Vergangenheit und die Schicksale der Opfer immer wieder zurück ins Bewusstsein der Menschen zu holen. „Gelingen kann dies jedoch nur durch gute Bildung und eine respektvolle Kultur, in der wir alle gemeinsamen mit- und füreinander stehen“, so der Bürgermeister. Hetze und Hass aufgrund der sexuellen Orientierung, Religion oder Behinderung eines Menschen seien dabei immer der falsche Weg.

Im Anschluss an Rohdes Worte wurden die Namen der 23 jüdischen Opfer aus Osterholz-Scharmbeck, die ums Leben gekommen oder bis zum heutigen Tag verschollen sind, verlesen. Als Zeichen der kollektiven Trauer legte der Bürgermeister zudem einen Kranz aus weißen Rosen nieder, bevor die Besucher:innen des Gedenkens eine Lichterkette vom Mahnmal zur Innenstadt bildeten und sich abschließend in der St. Willehadi Kirche zur gemeinsamen Andacht einfanden.


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