Eine Vision wird Wirklichkeit
Ritterhude. Wie schnell aus einer Vision Wirklichkeit werden kann, zeigt der tatkräftige Einsatz der Ihlpohler und Platjenwerber Ortsfeuerwehren. Ende Januar feiern die beiden Mannschaften erstmalig gemeinsam eine Jahreshauptversammlung, denn seit knapp drei Wochen bilden die Teams aus der Ritterhuder Gemeinde offiziell die Feuerwehr Ihlpohl-Platjenwerbe.
„Die Zusammenführung ist ein nahezu historisches Ereignis, bei dem 156 Jahre Feuerwehrgeschichte zueinander finden“, bemerkt Bürgermeister Jürgen Kuck, an den man die Idee zur Fusion im Rahmen des neuen Feuerwehrbedarfsplanes herantrug. Um einer drohenden Schließung vorzubeugen, entschieden sich die Mannschaften aus Platjenwerbe und Ihlpohl dazu, künftig noch enger zusammenzurücken und die Kräfte ihrer Teams zu bündeln. „In den kommenden Jahren wird hierfür ein gemeinsames Feuerwehrgerätehaus am Heidkamp – genau auf der Ortsteilgrenze zwischen den Dörfern - errichtet“, berichtet Bürgermeister Kuck, den das Engagement der Freiwilligen begeistert.
Leistungsstarke Truppe
„Anfangs war das Vorhaben nur eine Idee in unseren Köpfen, da eine solche Fusion natürlich immer die gesamte Mannschaft betrifft“, erinnert sich Gemeindebrandmeister Thomas Becker. Am Ende bedeute die Kooperation mit einem anderen Feuerwehrteam schließlich ein Stück weniger Eigenständigkeit und erfordere deshalb die Überzeugung aller Kameraden. Umso stolzer ist der ehemalige Ortsbrandmeister aus Platjenwerbe, dass sich schnell alle der insgesamt 48 Mitglieder überzeugt zeigten, als man ihnen am 23. April 2021 erstmals vom Vorhaben erzählte. „Geholfen hat dabei sicherlich auch, dass wir immer auf Augenhöhe mit unseren Teams gesprochen haben“, meint Becker, der vom Potenzial der Zusammenarbeit überzeugt ist.
„Wir bekommen gemeinsam endlich leistungsstarkes Personal zusammen“, berichtet er stolz. Einziger Wermutstropfen sei die längere Bauzeit des neuen Feuerwehrhauses, da man die Zusammenarbeit bis dahin weiter aus zwei Zentralen koordinieren müsse, so der Gemeindebrandmeister. „Die Umsetzung des Plans ist für die Gemeinde Ritterhude ein ganz neues, bisher einmaliges Vorhaben, weshalb wir uns bei regionalen Feuerwehren mit ähnlicher Geschichte Inspiration suchen“, erläutert Becker. Schnell habe man dabei bemerkt, dass noch einiges an Arbeit vor den zwei Mannschaften liege - vom Abstimmen der Funkkennungen bis hin zur Änderung der Alarm- und Ausrückordnung.
Teams wachsen zusammen
„Für die Ritterhuder Bürger bleibt dabei aber alles wie gewohnt“, beruhigt Becker. Vielmehr gehe es um die interne Kommunikation im Falle eines Brandes, die letztlich mit der Tagesverfügbarkeit der 30 Ihlpohler und 18 Platjenwerber zusammenhänge. „Das neue Gerätehaus am Heidkamp ermöglicht uns sogar noch schneller bei vielen Bewohnern zu sein“, betont er voller Vorfreude. Damit die beiden Mannschaften aus Ihlpohl und Platjenwerbe möglichst schnell als Team zusammenwachsen, fährt man schon länger gemeinsam auf Einsätze. „Nur so können wir anfangen, die Fusion wirklich aktiv zu leben und erkennen, dass wir gemeinsam stärker sind“, resümiert der Gemeindebrandmeister. In den vergangenen Jahren habe man bereits auf gemeinsamen Feiern und Einsätzen festgestellt, dass eine langfristige Kooperation der richtige Weg sei, so Becker.
Neue Leitung ist gewählt
Ein erster wichtiger Schritt dafür war die offizielle Fusion der Feuerwehren am 11. Januar. „In erster Linie ging es darum, eine rechtliche Grundlage zu schaffen, auf der wir nun die bürokratischen Punkte abarbeiten können“, erklärt Jürgen Beil. Der ehemalige Ortsbrandmeister aus Ihlpohl wird künftig - gemeinsam mit Stellvertreter Norbert Behrens - die Leitung der Fusionsfeuerwehr übernehmen. Die Neuwahl der beiden verlief einstimmig und ohne Probleme, berichtet Beil, da man sich schon vorab im Führungsstab abgesprochen hatte. „Michael Bischoff-de Reus und Tobias Schade, das ehemalige Leitungsteam der Platjenwerber, unterstützt uns aber weiterhin bei allen rechtlichen Herausforderungen, die so eine Fusion mit sich bringt“, bemerkt Beil. Der besondere Dank von Gemeindebrandmeister Becker gilt nicht nur dem Ritterhuder Stadtrat, sondern vor allem den tatkräftigen Teams aus Ihlpohl und Platjenwerbe.