

Landkreis Osterholz. Mareike Kalmer, Stefanie Garbade, Bianca Gehlken, Kerstin Hieke und Carmen Rohlwing sind die „Trauersterne“. Fünf Frauen aus Hambergen, Osterholz und Vollersode, die mit dem Tabuthema „Trauer“ brechen und Menschen im Landkreis den Zugang zu offenen Trauerangeboten bieten möchten. Alle von ihnen haben eine umfassende Fortbildung zur Trauerbegleiterin absolviert.
„Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass für Betroffene der Griff zum Telefonhörer oft eine große Überwindung ist“, berichtet Stefanie Garbade. In Zweierteams spazieren die Ehrenamtlichen deshalb seit einiger Zeit über Friedhöfe im Landkreis Osterholz, um mit Trauernden ins Gespräch zu kommen. Schnell entstand dabei der Wunsch nach gemeinsamen Treffen, um Betroffenen und ihren Geschichten einen geschützten Raum zu bieten. „Da in den Gemeinden unterschiedlichste Kulturen, Religionen und auch Menschen ohne Konfession leben, wollten wir einen neutralen Boden für jedermann schaffen“, erklärt die zertifizierte Trauerbegleiterin.
Geschützter Raum an zwei Standorten
Mit dem Mehrgenerationenhaus in Osterholz-Scharmbeck und dem Heimathaus in Hambergen-Ströhe bieten sich den fünf Frauen - die beim ehrenamtlichen Hospizdienst zueinander fanden - nun zwei Orte der Ruhe. Im monatlichen Wechsel begrüßen die „Sterne“ dort an jedem dritten Dienstag Trauernde zu einem kleinen Imbiss, der Trost spendet und den offenen Austausch ermöglicht. „Am meisten schätzen es die Trauernden, unter Gleichgesinnten zu sein - viele vernetzen sich nach gemeinsamen Treffen“, weiß Garbade. Gerade in der heutigen Gesellschaft, wo Menschen meist seltener und später mit dem Tod in Berührung kommen, ist es dem Trauerteam ein Anliegen, Raum für Tränen zu bieten.
„Der demografische Wandel führt bei vielen zu einem Werte- und Gewohnheitswandel“, so Stefanie Garbade. Aus neuen Arbeitsformen und Lebensmodellen resultieren immer öfter Single-Haushalte, in denen sich Beruf, Freizeit und Familie räumlich und emotional voneinander trennen. „So kann es dazu kommen, dass eine der drei ‚Welten‘ gar nicht erst vom Trauerfall erfährt oder der Verlust sehr abstrakt bleibt“, beschreibt sie. Hinzu komme oft noch die Sorge vor der verunsichernden Trauersituation und die Angst, von einem traurigen Menschen umgeben zu sein, sagt die Trauerbegleiterin.
Viele Untertützer:innen
Damit sich Betroffene nicht allein oder ausgeschlossen fühlen, sei ein Ort der gemeinsamen Begegnung und offenen Trauer umso wichtiger, betont sie. Hambergens Bürgermeisterin Frauke Schünemann und Anka Cordes vom Vorstand des MGH helfen gerne beim Projekt, indem sie Heimat- und Mehrgenerationenhaus für die Frauen öffnen. Unterstützung erfährt man auch von Yvonne und Timo Behrens, Inhaber der gleichnamigen Bäckerei, die Brötchen und frisches Brot für das abendliche Trauertreffen liefern. „Wir wollen, dass die Anwesenden am Ende seelisch und leiblich gestärkt den Heimweg antreten“, erklärt Stefanie Garbade.
Außerdem bedanke man sich beim örtlichen Rotary Club, dessen Spende die fünf Ehrenamtlichen in gemeinsame Westen und Shirts investiert haben.
Momentan widmen sich die Trauerbegleiterinnen möglichen Vorträgen zu „Bestattungsformen“, der „Trauer am Arbeitsplatz“ und ähnlichen Inhalten, um Bürger:innen zum natürlichen Umgang mit oft totgeschwiegenen Trauerthemen zu bewegen. Ein erster gemeinsamer Abend im offenen Treff des Mehrgenerationenhauses ist für Dienstag, 18. März, um 18.30 Uhr geplant. Um eine kurze Anmeldung unter 0174/9254557 oder per Mail an DieTrauersterne@web.de wird gebeten.