Gesichter des Friedens
Osterholz-Scharmbeck. Kann es Frieden geben ohne Menschenrechte? Ohne Mitgefühl, Toleranz und Freiheit? Politische, teils philosophische Fragen auf die Dana Khamis Plakatausstellung „Gesichter des Friedens“ eine Antwort sucht. In zehn packenden Bildern und Interviews spricht die jordanische Theaterpädagogin mit Menschen, die sich in verschiedenen Ländern für Frieden einsetzen. Seit knapp einer Woche ist die Ausstellung des Forums Ziviler Friedensdienst (ZFD) im Medienhaus am Campus zu sehen und wird dort regelmäßig von Mitgliedern des Friedensbündnis Osterholz begleitet.
„Im November wurde das Projekt erstmals öffentlich in Osterholz-Scharmbeck präsentiert“, erinnert sich Eckhard Schlöbcke von der ehrenamtlichen Friedensorganisation. Damals noch in der St. Willehadi-Kirche, bis die Ausstellung am 27. November 2024 schließlich in die Räume des Osterholzer Gymnasiums zog. Entstanden sei die Idee im Rahmen der Ökumenischen Friedensdekade, wobei man explizit nach einer überreligiösen Arbeit gesucht habe, berichtet Schlöbcke. „Khamis Projekt widmet sich Menschen, die gesellschaftlich aktiv werden und nicht ewig auf Entscheidungen aus der Politik warten“, erklärt er.
Kein Krieg bedeutet keinen Frieden
Nicht nur deshalb fühle man sich als Bündnis eng mit der Ausstellung verbunden, sondern auch wegen der friedensstiftenden Motivation hinter Khamis Arbeit und der offenkundigen Widersprüche, welche die zehn Interviews offenbaren. „Einmal mehr wird in ‚Gesichter des Friedens‘ deutlich, dass Krieg und Militär keine Lösungen für die Probleme unserer Zeit bieten“, bemerkt Eckhard Schlöbcke. Gleichzeitig zeige das Projekt, dass sich Frieden nicht allein durch die Abwesenheit von Krieg äußere, sondern klimatische und soziale Faktoren eine ebenso starke Rolle spielen. „Besonders spannend wird Khamis Arbeit dadurch, dass all die Wege der Interviewten - unabhängig von ihrem persönlichen Friedensengagement -letztlich in Deutschland enden“, so Schlöbcke.
Bewegende Geschichten
Da ist Daniel Djedouboum aus dem Tschad, der als Kind im Krieg geboren wurde und als junger Mann den Militärdienst verweigerte. Jahre später arbeitete er mit dem Friedensdienst EIRENE im Ostkongo, um in dortigen Rohstoff-Konflikten gewaltfrei, demokratisch und transparent zu vermitteln. Heute sagt Djedouboum: „Ich will meinen Kindern und Enkelkindern keine unfriedliche Welt hinterlassen.“ Oder Hooria Mashhour aus dem Jemen, die sich 2011 als eine der ersten Regierungsangestellten damaligen Friedensdemonstrationen anschloss. 2015 zwang sie der Krieg in ihrer Heimat dann zur Flucht nach Deutschland, wo die Aktivistin seitdem für eine Zukunftsvision kämpft, die auch Frauen am Friedensprozess beteiligt. Sie beide gehören nun zu zehn imponierenden Persönlichkeiten, die auf den Plakaten im Campus ihre bewegenden Geschichten erzählen.
Für Besuchende geöffnet
Begleitet werden die Statements und Kurzbiografien auf den Tafeln von QR-Codes, die zu den englischen, deutschen oder heimatsprachigen Originalinterviews führen, die durchweg über Untertitel verfügen. „Das Gymnasium konnte das Projekt so schon in ihren Sprachenunterricht integrieren“, freut sich Schlöbcke, weshalb man die Ausstellung künftig auch anderen Interessierten zur tieferen Auseinandersetzung anbieten wolle. Hierfür bittet man um eine kurze Kontaktaufnahme per Mail. „Besucher, die sich das Projekt noch bis zum 13. Februar im Campus anschauen möchten, sollten ein mobiles Endgerät sowie Kopfhörer im Gepäck haben“, ergänzt er.
Der Innenraum im Medienhaus biete Platz für circa 30 Personen, weshalb man sich auch über den Besuch größerer Gruppen oder Schulklassen freuen würde, so die Mitglieder vom Osterholzer Friedensbündnis. „Durch die zwei- bis zehnminütigen Interviews werden die facettenreichen Menschen hinter der Arbeit lebendig“, bewundert Schlöbcke. Jeder Gast könne sich selbst so weit einlesen, wie er mag und in den spannenden Biografien eigene Gedanken und Gefühle wiederfinden.
Geöffnet ist die Ausstellung montags, freitags und samstags von 10 bis 13 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 10 bis 18 Uhr.