Heiner Wenk

Heiners Streifzüge: Mensch und Hund

Heiner Wenk geht mit seinem Hund spazieren und lässt einen Alien erkennen, wer der Chef ist.

Vor mehreren 10.000 Jahren, als die Menschen noch in Gruppen unterwegs waren und als Nomaden durch die Savanne und die Wälder zogen, schloss sich der Hund dem Menschen an. Ohne viel Worte zu machen, wurde vereinbart: „Ich helfe dir bei der Jagd, und du gibst mir etwas von der Beute ab.“ So wurden Hunde und Menschen zu Lebensgemeinschaften und zu Freunden.

Das alles ist schon lange her, die Menschen ziehen heute nicht mehr herum - damals legten sie circa 15 Kilometer pro Tag zurück. Heute wohnen die Menschen in ihren Häusern und die Hunde sind mit eingezogen. Was von der Begleitung bei der Jagd geblieben ist, sind die täglichen Spaziergänge, die der Hund bei jedem Wetter einfordert.

Diese Spaziergänge sind für die Menschen ein Residuum aus der Zeit der Jäger und Sammler. Ein Gesundbrunnen - wir wissen, dass der tägliche Spaziergang mit dem Hund die Lebenszeit messbar verlängert; dass er gut er für die Gesundheit ist.

Und wenn dann auf solch einem Spaziergang mal ein Rudel Rehe auftaucht, dann wird dies sogleich von dem Hund bejagt.

Er tut das für sein Herrchen, und der Hund weiß ganz genau, dass die Rehe schneller sind, aber er läuft trotzdem hinterher. Und es macht ihm Spaß. Völlig außer Atem kommt er zurück und holt sich eine kleine Belohnung ab. Darum lohnt es auch nicht, mit dem Hund zu schimpfen. Das würde er nicht verstehen, weil: er hat doch gerade für sein Herrchen etwas getan.

Auf den Spaziergängen erledigen die Hunde auch eine andere wichtige Aufgabe. Sie markieren nicht nur ihr Revier, sondern sie erledigen auch ihr Geschäft. Das klappt immer besonders gut beim Laufen, darum heißt es auch, dass sich die Hunde lösen. Dies passiert nun leider nicht immer in freier Wildbahn, sondern häufig auch auf Wegen, Straßen oder gepflegten Grünanlagen.

Damit niemand Anstoß an den Hinterlassenschaften nehmen muss, wurden dafür sogenannte Hundekotbeutel erfunden. In diese kann das Herrchen die Hinterlassenschaften asservieren, um sie dann in einem Abfalleimer oder einem Mülleimer zu entsorgen. Der Hund ist damit das einzige Lebewesen auf Erden, dessen Kot in einem Beutel von seinem Herrchen abtransportiert wird.

Das ist natürlich der Lebensgemeinschaft Mensch/Hund in zivilisierten Gegenden geschuldet. Den Gemeinden kommt nun die Aufgabe zu, gefüllte Abfalleimer oder Mülleimer zeitgerecht zu leeren. Dafür müssen Steuergelder ausgegeben werden, aber dafür wird ja auch Hundesteuer bezahlt.

Die besondere Beziehung zwischen Mensch und Hund findet sich auch bei Thomas Mann wieder: 1919 erschienen ist bei S. Fischer das Büchlein „Herr und Hund“, in dem Thomas Mann über seinen Lieblingshund Bauschan schreibt, mit dem er täglich durch die Isarauen lief. Er beschreibt das unnachahmliche und unvergessliche Benehmen des Hundes, seine Reaktionen auf die Eindrücke der Umwelt, und das beredte Einverständnis mit seinem Herrn.

Thomas Mann: „Ich rede von diesen Dingen, um anzudeuten, wie wildfremd und sonderbar das Wesen eines so nahen Freundes sich mir unter Umständen darstellt - es wird mir unheimlich und dunkel dann; kopfschüttelnd betrachte ich es, und nur ahnungsweise finde ich mich hinein.“

Apropos fremd: Abschließend die Bemerkung eines Außerirdischen, der, wenn er auf dem Planeten Erde zwei Lebewesen spazieren gehen sieht, von denen einer den Schietbüdel für den anderen trägt. Der Außerirdische weiß dann sofort, wer von den beiden der Chef ist.


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