Kiss from a Rose
Wer Blumen verschenkt, verrät in den rätselhaften Formen von Blüten und Stängeln etwas über seine Beziehung zur beschenkten Person. Egal ob eine einzelne Blume oder ein Strauß - in die Vase stellt sich der mit Blumen Beschenkte ein florales Gedicht des Schenkenden über die Gefühle, der er für den Beschenkten empfindet. Und die Kunstgeschichte hilft, das Gedicht zu entschlüsseln.
Nicht er seit dem Valentinstag, sondern bereits seit der Antike nutzen Menschen Blumen, um das auszudrücken, woran Worte nicht selten scheitern: Liebe, Bewunderung, Sehnsucht aber auch Trauer, Angst und Wut. Künstlerinnen und Künstler haben diese floralen Zeichen immer wieder in ihren Werken eingefangen, um Stimmungen, Beziehungen und gesellschaftliche Botschaften zu vermitteln - das Blumenstillleben ist keine stille Kunstgattung. Wer zum Valentinstag die richtigen floralen Worte finden möchte, sollte weiterlesen.
Die Rose - Liebe in all ihren Facetten
Die Rose ist natürlich der Valentinstagklassiker. Sie gilt mit ihrer zarten tiefroten Blüte und ihrem stachligen Stengel als das universelle Symbol der Liebe. Aber nicht jede Rose spricht dieselbe Sprache. Während rote Rosen für leidenschaftliche Liebe stehen, drücken rosa Rosen Zärtlichkeit aus, weiße Reinheit und Treue. Gelbe Rosen sind in der traditionellen Blumensprache ein Symbol für Eifersucht oder Freundschaft, während schwarze Rosen für den Abschied oder unerfüllte Liebe stehen.
Überwältigend in Szene gesetzt hat die Rose die Malerin Margaretha Haverman, eine niederländische Künstlerin des Barock. Havermann machte sich mit ihren opulenten Blumenstillleben einen Namen. Ihr Gemälde „Vase of Flowers (1716)“, das heute im Metropolitan Museum of Art hängt, zeigt eine überwältigende Komposition aus Rosen, die nicht nur Schönheit, sondern auch Vergänglichkeit symbolisieren. Haverman verstand es, die emotionalen Bedeutungen von Blumen auf die Leinwand zu bringen. Wer seinem Partner seine leidenschaftlichen Gefühle und bewundernde Verehrung ausdrücken möchte, schenkt Rosen. Wem die Rose allein aber zu kitschig oder abgegriffen ist, kann sie mit einer gegensätzlichen Blume kombinieren. Zum Beispiel mit der Distel.
Die Distel - Bewunderung für Autonomie
Fasziniert von der Distel waren die malenden Schwestern Barbara Regina (1706–1783) und Margaretha Barbara (1715–1795) Dietz. Sie malten großformatige Distelstillleben. Mit der Distel deuteten sie auf die schmerzvolle Position von Frauen in der patriarchalen Gesellschaft hin. Zugleich stellten sie mit ihr aber auch die Wehrhaftigkeit von Frauen gegenüber Männern heraus, die glauben, sie könnten Frauen einfach „pflücken“. Die Gegenwartsmalerin Sibylle Springer z.B. hat dieser feministischen Doppelbedeutung der Distel mit ihrer Arbeit „Power Plant“, die ein Dietz‘sches Distelstillleben neu interpretiert, neuen, starken Ausdruck verliehen.
Wer seinem Rosenstrauß also eine feministische Note verleihen möchte; wer seiner Geliebten ausdrücken möchte, dass er um die gesellschaftlichen Zumutungen weiß, mit denen Frauen sich herumschlagen müssen, und dass er sie für ihren Kampfgeist liebend bewundert, sollte auf ein paar Disteln zurückgreifen.
Die Tulpe - Aufstieg, Luxus und Vergänglichkeit
Im 17. Jahrhundert waren Tulpen das Symbol für Reichtum und Exklusivität - so sehr, dass sie in den Niederlanden eine Spekulationsblase auslösten, die als „Tulpenmanie“ in die Geschichte einging. Heute steht die Tulpe für Wertschätzung, Eleganz und emotionale Wärme. Eine rote Tulpe kann eine ebenso starke Liebeserklärung sein wie eine Rose, während gelbe Tulpen für Fröhlichkeit und Hoffnung stehen.
Die niederländische Malerin Rachel Ruysch (1664–1750), eine der bedeutendsten Blumenmalerinnen ihrer Zeit, verwendete Tulpen oft als zentrales Element ihrer opulenten Stillleben. Ihr Werk „Blumenstrauß in einer Glasvase“ zeigt die fragile Schönheit dieser Blume in vollendeter Perfektion - aber auch die Flüchtigkeit des Moments, denn einige Blätter beginnen bereits zu welken. Wer eine Tulpe verschenkt, drückt damit nicht nur zarte Wertschätzung aus, sondern offenbart dem Beschenkten, dass er um die Kostbarkeit des Augenblicks weiß; darum, dass der Beschenkte keine Selbstverständlichkeit, sondern ein wunderbarer Luxus für den Schenkenden ist.
Die Lilie - Reinheit der Liebe
Die Lilie hat seit der Antike eine starke symbolische Bedeutung. In der christlichen Ikonografie steht sie für Reinheit und Unschuld, oft in Darstellungen der Verkündigung, wo der Engel Gabriel Maria eine weiße Lilie überreicht. Doch auch weltlich wurde sie als Zeichen für Anmut und Respekt verstanden. Eine Künstlerin, die die Lilie in ihren Werken häufig aufgriff, war Maria Sibylla Merian (1647–1717). Als eine der ersten Naturillustratorinnen ihrer Zeit verband sie wissenschaftliche Präzision mit künstlerischer Ästhetik. Ihre detaillierten Darstellungen von Blumen, darunter auch Lilien, wurden nicht nur als botanische Studien geschätzt, sondern auch als Sinnbilder für Schönheit und Vergänglichkeit. Wer zum Valentinstag auf die Reinheit seiner Liebe hinweisen will, schenkt also eine Lilie.
Das Veilchen - Geheime Liebe
Klein, unscheinbar und doch voller Bedeutung: Das Veilchen wurde in der Romantik zum Symbol der stillen, geheimen Liebe. Es ist die Blume der Dichter und Denker, oft in Verbindung mit zarter Melancholie. In der Kunst taucht es häufig als Zeichen verborgener Gefühle auf.
Die französische Malerin Berthe Morisot, eine der führenden Impressionistinnen, malte mit „Jeune femme en toilette de bal“ (1879) ein Porträt einer jungen Frau, die ein kleines Bouquet von Veilchen hält. Das subtile Detail verweist auf die zurückhaltende, unerfüllte Liebe der Dargestellten. Wer zum Valentinstag also versuchen möchte, einen Menschen für sich zu gewinnen, schenkt ein Veilchen, denn er drückt damit aus: „Ich bewundere dich im Stillen.“
Die Sonnenblume – Begeisterung und Treue
Natürlich darf die hier sehr beliebte Sonnenblume nicht fehlen. Sie steht für Bewunderung, Lebensfreude und Beständigkeit. Ihre leuchtend gelbe Farbe signalisiert Energie, ihr ständiges Drehen zur Sonne symbolisiert tiefe Verbundenheit und Treue. Sie eignet sich daher auch wunderbar als ein Geschenk für geliebte Freunde. Dem Beschenkten wird mit der Sonnenblume bedeutet: „Ich bewundere dich - und werde immer an deiner Seite sein.“
Künstlerisch in Szene gesetzt hat die Sonnenblume vor allem Vincent van Gogh mit seinen berühmten Sonnenblumenbildern.
![Andreas Mattfeldt sprach zu rund 130 Zuhörer in der kleinen Turnhalle in der Schwaneweder Waldschule.](/i/fileadmin/user_upload/import/artikel/165/65165/65165_20250206_135833_onlineZuschnitt.jpg?_=1739283016&w=236&a=1.77777&f=inside)
Genial vorbereitet und umgesetzt
![Von links: Eckart Schütt, Gerd Holzhauer und Christian Röhling.](/i/fileadmin/user_upload/import/artikel/163/65163/65163_NFV_DKMS_onlineZuschnitt.jpg?_=1739276385&w=236&a=1.77777&f=inside)