Lasershow statt Feuerwerk
(red). Nach Angaben des NABU verursacht Pyrotechnik an Silvester rund 2.050 Tonnen Feinstaub, von denen mehr als 75 Prozent in der Silvesternacht freigesetzt werden. Diese Menge entspricht etwa einem Prozent der jährlich in Deutschland ausgestoßenen Feinstaubemissionen. In den Stunden nach Mitternacht werden Spitzenwerte von mehreren Tausend Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen – weit über dem WHO-Grenzwert von 50 µg/m³. Neben diesen Gesundheitsrisiken fallen beim Feuerwerk jährlich enorme Mengen an Plastik- und Chemikalienabfällen an. Eine NABU-Aktion in Mecklenburg-Vorpommern sammelte im Jahr 2020 allein an vier Orten 363 Kilogramm Silvestermüll.
Stress und Panik bei Wildtieren und Haustieren
Die Auswirkungen von Feuerwerken auf Wild- und Haustiere sind laut NABU gravierend und gut dokumentiert. Vögel fliehen in der Silvesternacht oft panikartig und erreichen dabei Höhen von bis zu 500 Metern – weit über ihre gewöhnlichen Flugrouten, die meist unter 100 Metern bleiben. Diese Fluchtbewegungen können bis zu 45 Minuten andauern und sind mit einem hohen Energieverbrauch verbunden. Besonders betroffen sind Wasservögel, die auch noch in Entfernungen von bis zu sieben Kilometern durch Feuerwerkslärm gestört werden. Eine Studie in der Schweiz zeigte, dass die Zahl überwinternder Wasservögel erst nach drei bis zehn Tagen wieder das Normalniveau erreicht. Der NABU weist darauf hin, dass diese Störungen im Winter lebensbedrohlich sein können, da den Vögeln Zeit für Nahrungssuche und Erholung verloren geht.
Auch Säugetiere reagieren empfindlich auf die plötzlichen Knallgeräusche und Lichtblitze. Wildtiere wie Füchse oder Biber flüchten hektisch und können dabei Familienverbände verlieren. Fledermäuse, deren empfindliches Gehör durch die Explosionen stark belastet wird, verlassen ihre Quartiere. Regelmäßig werden in der Silvesternacht tote oder verletzte Tiere gefunden, die vor Hindernisse wie Stromleitungen oder Gebäude geflüchtet sind. Haustiere wie Hunde und Katzen leiden ebenfalls stark unter der Silvesterknallerei. Viele Tiere reagieren mit Panik, verstecken sich oder zeigen anhaltende Stresssymptome wie Zittern und Herzrasen. Pferde auf Weiden können sich vor Schreck verletzen, wenn sie panisch umhergaloppieren. Laut NABU ist auch das Wohlbefinden von Zootieren beeinträchtigt. Eine Untersuchung in einem deutschen Zoo zeigte, dass selbst Tiere, die an Menschen und städtischen Lärm gewöhnt sind, deutliche Stresssymptome entwickeln. So reagierten beispielsweise Nashörner und Geparden mit sichtbarer Unruhe oder Panik. Diese breit gefächerte Störung der Tierwelt, sowohl in urbanen als auch ländlichen Gebieten, unterstreicht für den NABU die Dringlichkeit eines umfassenden Feuerwerksverbots oder zumindest deutlicher Reglementierungen. Gleichzeitig wird angeregt, Forschung zu tierfreundlicheren Alternativen zu fördern, um langfristig eine Balance zwischen Tradition und Tierschutz zu finden.
Forderungen nach Regulierungen
Um diese Belastungen zu minimieren, schlägt der NABU konkrete Maßnahmen vor: Private Silvesterfeuerwerke sollten vollständig untersagt und durch zentral organisierte Veranstaltungen ersetzt werden. Dabei fordert der Verband Mindestabstände von 2.000 Metern zu Schutzgebieten und bis zu 4.000 Metern zu Rastplätzen von Kranichen und Gänsen. Ein weiteres zentrales Anliegen ist ein generelles Verbot von Feuerwerken in der Brutzeit von März bis August, das nur durch strenge Umweltgutachten ausnahmsweise aufgehoben werden darf.
Gesellschaftliche Akzeptanz schwindet
Der NABU wisse die Mehrheit de Bevölkerung hinter sich: Der Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2021 sind mehr als 60 Prozent der Deutschen gegen private Feuerwerke in ihrer Wohnumgebung. Hauptgründe für die Ablehnung sind der Schutz von Umwelt (62 Prozent) und Tieren (58 Prozent). Auch der Müll, der nach Silvester auf den Straßen bleibt, wird von 86 Prozent der Befragten kritisiert. NABU-Vogelschutzexperte Eric Neuling betont: „Es gibt attraktive Alternativen wie Licht- und Lasershows, die Menschen zusammenbringen, ohne der Umwelt zu schaden.“