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Liebe und Besonnenheit

Zwei Wochen vor der Bundestagswahl rufen die evangelischen und katholischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen erstmals gemeinsam zur Teilnahme an der Wahl auf.

Niedersachsen/Bremen. An dem Wort- und Tabubruch von Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz, der die AfD ohne Not zur Mehrheitsbeschafferin gemacht hat, entrüsteten sich nicht nur Parlamentarier, sondern auch Kirchenvertreter. In einem Brandbrief an Friedrich Merz baten sie ihn eindringlich von seinem Kurs in der Migrationspolitik abzukehren. Das, so hat Merz es bereits zu verstehen gegeben, werde er nicht tun.

Als Reaktion auf den Brief gab es heftige Kirchenkritik aus der Union, am schärfsten von CSU-Chef Markus Söder. Und die ehemalige CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer trat aus Protest von ihren Ämtern im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zurück. An der Basis der Gläubigen habe es sowohl Zustimmung als auch Kritik am Brandbrief gegeben.

Nun haben die evangelischen und katholischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen erstmals einen gemeinsamen Aufruf an die Bevölkerung, demokratisch wählen zu gehen, verfasst.

Die Bischöfe und leitenden Geistlichen betonen in ihrem Appell die Bedeutung von Menschenwürde, gesellschaftlichem Zusammenhalt und der aktiven Teilnahme an der Demokratie.

Die Kirchenvertreter rufen dazu auf, die Wahl mit Herz und Verstand zu treffen und sich für eine demokratische Zukunft einzusetzen.

Vielen Menschen fehle der Zugang zu Gütern, die für ein gelingendes Leben notwendig sind, sie litten unter Gewalt, Armut und Ungerechtigkeit. Die Folgen der Klimaveränderungen und der Zerstörung der natürlichen Umwelt erführen Menschen immer dramatischer und lebensbedrohlicher. Aber die „Menschen fühlen sich mit ihren Sorgen und Erwartungen oft nicht wahrgenommen“, heißt es in der Erklärung. Demokratie lebe davon, Bürgerinnen und Bürger ernst zu nehmen und in politische Prozesse einzubeziehen.

Die Kirchen betonen, dass Menschenrechte und der Schutz der Umwelt konsequent weiterentwickelt und umgesetzt werden müssen. Besonders junge Menschen verdienten eine Zukunft mit Zugang zu Bildung, Nahrung und einem lebenswerten Planeten.

Die Kirchen fordern einen offenen gesellschaftlichen Dialog ohne Ausgrenzung. „Nachbarschaftliches Kümmern und ehrenamtliches Engagement sind unverzichtbar“, betonen die Geistlichen. Aus der Haltung der Nächstenliebe könnten Menschen Sicherheit und Orientierung gewinnen.

Dabei gehe es „um Sympathie und Mitgefühl für viele und damit ein Handeln, das dem Nächsten mehr als das gibt, was sein gutes Recht ist.“

Abschließend danken die Bischöfe allen demokratischen Kandidaten, die sich zur Wahl stellen. Sie rufen die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, ihr Wahlrecht zu nutzen und eine demokratische Wahlentscheidung zu treffen. „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“, heißt es in ihrem abschließenden Segensspruch.


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