Jörg Monsees

"Man wird zur Impfung genötigt"

Brief an die Redaktion von Regina Wittkopf zu unserem Artikel "Solidarität statt Querdenken" vom 8. Januar.

Sehr geehrte Damen und Herren,
im Folgenden möchte ich Bezug nehmen auf Ihren Artikel „Solidarität statt Querdenken“ auf der Titelseite des Osterholzer Anzeigers vom 08.01.2022. Er ist nicht als Kommentar gekennzeichnet, gibt jedoch deutlich die Meinung des Schreibers wieder und soll als Leitartikel ganz offensichtlich zeigen, wie die Zeitung zu dem Ereignis der „Spaziergänge“ im Osterholzer Raum steht.
 
Zunächst sei angemerkt: „Spinner“, Radikale gibt es auf jeder Seite – nenne man sie nun „rechts“ oder „links“, „Impfbefürworter“ oder „Impfskeptiker“. In Ihrem Artikel wird – stellvertretend für die gesamte Gruppe der Spaziergänger/innen - ein extremer Leserbrief zitiert. Er wird dazu benutzt, um die Bewegung der Spaziergänger/innen an sich zu diffamieren, die dann als Ansammlung von lauter Rechtsextremen, Holocaustleugnern und Verschwörungstheoretikern dargestellt wird. Er wirkt volksverhetzend, weil er alle, die einem Impfstoff (der noch nicht einmal regulär zugelassen ist) skeptisch gegenüberstehen, pauschal als rechtsextrem verunglimpft. Es gibt inzwischen übrigens mehr und mehr geimpfte „Impfskeptiker“, will man die auch alle pauschal verurteilen? Israel, Belgien, Gibraltar, Spanien – alles Staaten, in denen man die Impfquote hat, die wir in Deutschland anstreben: Trotzdem erleben die Menschen dort die massive vierte und fünfte Welle, unterliegen sie den Beschränkungen weiterhin. Zu den Impfstoffen äußert sich der Linke (!)- Politiker Lafontaine: Man wisse längerfristig nicht, was das Impfen mit dieser neuen Technik bewirkt: „Jeder, der sagt, er wisse, dass nichts passiert, ist für mich auch vom wissenschaftlichen Standpunkt aus ein Scharlatan.“
 
Das Wort „Solidarität“ – leider inflationär und unreflektiert gebraucht wie auch auf Ihrer Titelseite greift in diesem Zusammenhang übrigens auch nicht mehr: Das Impfen schützt nicht davor, sich und andere anzustecken.
 
Politiker wie Söder in Bayern oder Tschentscher in Hamburg, die es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen, sind anscheinend nicht Adressaten einer kritischen Nachfrage der Demokratieschützer:innen: Da wurden mal eben 90% der Corona-Patienten in den Krankenhäusern den Ungeimpften zugerechnet – was sich inzwischen auch dank der Recherche des Journalisten Tim Röhn von der „Welt“ als haltlos herausgestellt hat und durchaus als Volksverhetzung gelten kann.
 
Niemand in diesem Land verbietet Ihnen, geehrter Herr Viol, sich so oft impfen zu lassen wie Sie wollen. Das Problem ist eher: Man DARF sich nicht nur impfen lassen, sondern man wird in diesem Land mittlerweile dazu genötigt. Und DAS ist der Grund, warum viele Leute mittlerweile auch in Deutschland (in anderen Staaten schon seit längerer Zeit, sind das auch alles Rechtsextreme?) auf die Straße gehen. Der Linke-Politiker Lafontaine kritisiert bereits seit längerer Zeit die Ausgrenzung von Ungeimpften – und fordert schon seit geraumer Zeit, dass es endlich wieder eine kritische Debatte über die Coronapolitik der Bundesregierung geben müsse, denn dies zeichne eine demokratische Gesellschaft aus. Der Respekt vor der anderen Meinung war eine Forderung im Wahlkampf der SPD. Nun sagt der SPD-Kanzler, es gäbe für ihn keine „rote Linie“ mehr. Das Grundgesetz aber ist die rote Linie, und wenn es die nicht mehr gibt – eine bedenkliche Annäherung unserer Regierung an die Vorgehensweise totalitärer Staaten – ist auch das ein Grund, warum die Leute auf die Straße gehen.
 
Steine geworfen und Gewalt ausgeübt hat bei Demonstrationen bisher vor allem die Antifa (man denke nur an den G7-Gipfel in Hamburg oder die Ausschreitungen in Leipzig-Connewitz), die sich jetzt als Beschützerin des Rechtsstaats geriert und sich ja auch am „Bündnis gegen rechts“ in OHZ beteiligt. Merkwürdig: Es gibt keine Demos, auf denen die Antifa mitmarschiert, auf der KEINE Steine fliegen. Immer musste auf diesen Demos die Polizei einschreiten, immer gab es verletzte Polizisten. Die Proteste der Antifa hatten stets die Absicht, zu destabilisieren, richteten sich stets gegen den freiheitlich-demokratischen Staat. Was sagt es momentan über diesen Staat aus, in dem wir jetzt leben, wenn die Antifa plötzlich für diesen Staat als Schutzmacht marschiert? Hat sich hier etwas verdreht? Sind in Wahrheit die Spaziergänger/innen die Antifaschisten und die selbsternannten Schützer:innnen unserer Regierung die Faschisten und Totalitaristen?
 
Das sogenannte „Bündnis gegen rechts“ unterscheidet übrigens nicht zwischen Rechtskonservativen und Rechtsextremen. Ist dieses Bündnis dann auch gegen Parteien wie CDU, CSU und FDP (die sind auch rechtskonservativ)? Und was macht das „Bündnis gegen rechts“ mit Menschen wie Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine, die sich wiederholt kritisch zu den Coronamaßnahmen und der Impfung geäußert haben? Sind die auch rechtsextrem?
 
Unsere Polizei wird vom Autor dieses Artikels übrigens als unfähig dargestellt, denn wenn das „Bündnis gegen rechts“ einschreiten muss, um die Gegner/innen der Coronaschutzmaßnahmen daran zu hindern, ihre „staatsfeindlichen Symbole“ am Rathaus abzulegen, wird damit impliziert, dass die Polizei nicht imstande sei, für Ordnung zu sorgen.
 
Ich selbst bin sowohl in Ritterhude als auch später in Schwanewede, meinem Wohnort, auf diesen Spaziergängen mitgelaufen, und ich werde es auch weiterhin tun. Ich bin weder Antisemitin noch leugne ich den Holocaust – im Gegenteil: Seit meiner Jugend beschäftigt mich unsere jüngere Geschichte, und es gilt für mich: NIE WIEDER. Die Spaziergänge, die ich erlebt habe, waren friedlich, in bestem Einvernehmen mit der Polizei und geprägt von dem gemeinsamen Wunsch der Teilnehmenden: Dass wieder Meinungsfreiheit, echte Debattierfreude, echte Toleranz und Ehrlichkeit einziehen möge in die Politik dieses Landes und in die Berichterstattung der Medienvertreter/innen.
 
Ich glaube, ehrlich gesagt, nicht, dass Sie diesen Leserbrief veröffentlichen werden – dazu ist die Meinungsfreiheit in den Medien bereits zu eingeschränkt. Sie sollen aber wissen, dass ich und einige andere Teilnehmende der Spaziergänge überlegen, Strafanzeige gegen Sie wegen Volksverhetzung zu erstatten, denn nichts Anderes bewirkt Ihr Artikel: er spaltet.
 
Regina Wittkopf
Schwanewede
 
Lesen Sie hier "Solidarität statt Querdenken" und hier die Reaktion "Globalisten in der Zombieapokalypse". ""Grabkerzen und ein Pappkamerad" könnte Sie auch interessieren.
 
Leser:innenbriefe sind keine redaktionellen Beiträge, sondern stellen Meinungen der namentlich genannten Verfasser:innen dar. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen und Grammatik wie Zeichensetzung im Original zu belassen. Anonyme Zuschriften werden nicht veröffentlicht.


UNTERNEHMEN DER REGION