Momente, von denen man zehrt
Worpswede. In sechs Jahrzehnten reisen Starfotograf Peter Bischoff und sein Sohn Björn fast hundertmal um den Globus. Sie begleiten weltbekannte Serien, produzieren eindrucksvolle Homestories und treffen die Prominenz der Medienbranche. Nun nehmen die seit 1983 in Worpswede lebenden Fotografen Besucher:innen der Galerie Schluh mit auf eine spannende Reise durch ihr Reporterleben und schauen in einer Fotoausstellung zurück auf unvergessene Begegnungen und intime Starmomente. In den Räumlichkeiten ihrer alten Fotoagentur, wo mittlerweile die Galerie Schluh-ART zuhause ist, zeigen die Bischoffs auf drei Etagen knapp 400 ihrer besten Bilder, die oft einen Blick hinter die Fassade der Stars und Sternchen zulassen.
Enge Beziehungen zu den Stars
Die Idee zur Ausstellung kommt von Galerist Markus Lippeck, in dessen Händen die Leitung der Galerie Schluh liegt. „Mit der tollen Idee kam direkt die erste Herausforderung“, erzählt Fotograf Bischoff. Aus über 400.000 Bildern die 400 liebsten Momente auszuwählen, sei besonders schwergefallen, erzählter. Unterstützt wird Peter deshalb von seinem Sohn Björn, der seinem Vater schon früh in dessen Fußstapfen folgt. Nach fünfjährigem Wirtschaftsstudium und über 20 Jahren fotografischer Erfahrung, übernimmt er 2014 die Führung der väterlichen Agentur. Präsentiert werden die Bilder in einzelnen Themenräume, anhand derer man Peter und Björn auf ihrem journalistischen Werdegang begleitet.
Peter Bischoffs Karriere beginnt 1966 als politischer Redakteur beim Weser-Kurier und schreibender Reporter bei sportlichen Großereignissen. Durch packende Berichte über Werders Meistertitel 1965 oder die Olympischen Spiele 1968 in Mexiko macht er sich schnell einen Namen im Journalismus und wird später erster Leiter des Norddeutschland-Büros der Hamburger Morgenpost. Doch schon früh bemerkt der Schreiber, dass ihn besonders die Arbeit mit der Kamera erfüllt. „Nach kurzer Zeit hatte es mich genervt, dass ich vier Stunden für ein paar Mark bei Terminen sitzen musste, während Fotografen in zehn Minuten ihre Fotos machten und das Doppelte verdienten“, erinnert sich der 83-Jährige.
Mit seiner ersten Kamera - einem Geschenk der Mutter - wagt Peter deshalb in den 70ern den Einstieg ins Fotobusiness. Ein Schritt, der ihn damals zwar viel Wagemut und Investitionsbereitschaft kostet, aber schnell Früchte trägt. Bischoffs vertrauensvolle Art, seine Reiselust und Neugier, bescheren ihm in kürzester Zeit persönliche Kontakte zu vielen Promis, aus denen lebenslange Freundschaften entstehen. Einer der Ausstellungsräume ist deshalb Udo Jürgens, Roy Black und Schlagerstar Heino gewidmet, die der Worpsweder auf privaten Reisen um die Welt begleitet. „Nur, wer nicht alles fotografiert und schreibt, was er weiß, bekommt auch in Zukunft alles“, bemerkt Bischoff dazu schmunzelnd, der Showmaster Rudi Carrell als seinen Freund und Entdecker bezeichnet.
Ein wichtiger Meilenstein in seiner Karriere bleibt bis heute die Begleitung von 50 Folgen des ZDF ‚Traumschiffes‘, mit dem der Fotograf über 20 Jahre um den Globus schippert. „Bis 2001 war ich jedes Jahr fast drei Monate unterwegs, da die Crew meist sechs Wochen auf dem Schiff und sechs weitere im jeweiligen Reiseland verbracht hat“, erzählt der Starreporter. Dabei habe er zwar die Welt gesehen, aber die eigene Heimat nie vergessen, so der 83-Jährige. Im Erdgeschoss findet man deshalb ebenfalls den ‚Worpswede-Raum‘, der Auftritte bekannter Stars in der Music Hall und Bilder der Hochzeit von Udo Jürgens-Tochter Jenny im Barkenhoff zeigt, die anschließend im Schluh 71 mit Mutter Panja feierte.
Geschichten fürs Leben
Besuche in europäischen Königshäusern, eine Einladung der iranischen Kaiserin Farah Diba Pahlavi sowie die Dokumentation internationaler Promi-Geburten bilden jedoch nur einen Bruchteil seiner Fotografenkarriere. Einmal entgeht der Worpsweder knapp einem Flugzeugabsturz, als sein Freund Günter Pfitzmann kurzfristig eine Herzattacke erleidet. „Ursprünglich sollte ich den Schauspieler und seine Frau Lilo auf eine Karibikkreuzfahrt mit MS Deutschland begleiten“, berichtet er. Zu dieser habe sie ein Concorde-Sonderflug bringen sollen, dessen Absturz letztlich keiner der Passagiere überlebte, erinnert sich Bischoff. Tragische unvergessene Geschichten und unzählige schöne Momente, von denen man sein ganzes Leben zehre, sagt der Reporter.
Doch auch Sohn Björn muss sein fotografisches Talent nicht verstecken. Einmal gelingt ihm ein ikonischer Schuss der Magier Siegfried und Roy, gemeinsam mit Heino und Rolling Stones-Legende Mick Jagger, das die BILD-Zeitung zu ihrem ‚Bild des Tages‘ kürt.
Diese und viele weitere spannende Reportergeschichten erwarten Besucher:innen in der Fotoausstellung. Geöffnet ist die Retrospektive von Vater und Sohn noch bis zum 5. Januar 2025 - immer freitags bis sonntags, von 11 bis 18 Uhr. Auf Nachfrage gibt Peter Bischoff an anderen Tagen Sonderführungen, für die ein Anruf unter 04792-4600 genügt.