Präsidialer Taufpate
Der „Vater aller Moorbauern“, Jürgen Christian Findorff wäre im letzten Jahr 300 Jahre alt geworden. Der in Lauenburg an der Elbe geborene spätere Moorkommissar und Gründer vieler Moorsiedlungen zwischen Wümme und Hamme sollte gebührend gefeiert werden. Coronabedingt wurde daraus erst einmal nichts und man verschob die über 60 vorbereiteten Events auf 2021. Aber auch in diesem Jahr mussten alle Veranstaltungen abgesagt werden. So wie auch die am zurückliegenden Wochenende geplante zentrale große Feierlichkeit in Worpswede. Ministerpräsident Stefan Weil hatte dafür als Schirmherr und Ehrengast fest zugesagt. Als dann die Idee geboren wurde, wenigstens eine kleinere Geburtstagsparty für Findorff zu veranstalten, war die Freude der Organisator:innen riesig, als Weil seine Zusage bestätigte.
Auf den Spuren Findorffs
Den geladenen Gästen bot sich am Samstag bei „Melchers Hütte“ ein grandioses Schauspiel. Eine Armada von acht unter Vollsegel fahrenden Torfkähnen - angeführt von Jürgen Christian Findorff alias Matthias Mahnke und Mitgliedern der Vereine „Findorffs Erben vom Kolbecksmoor e.V.“, „Adolphsdorfer Torfschiffer“ und „Torfkahnschiffer Osterholz-Scharmbeck e.V.“ - war angereist, um der Taufe des neuesten Torfkahns der Freunde aus OHZ beizuwohnen.
Der Taufpate war kein geringerer als der Ministerpräsident selbst, der den edlen Kahn mit Hammewasser auf den Namen „Moortroll“ taufte. In seiner kurzen Ansprache an die geladenen Gäste betonte Weil noch einmal die große Bedeutung Findorffs für die ganze Region: „Das war damals eine soziale Großtat. Damals hat Findorff durch seine Form der Kolonisation des Moores ganz vielen armen Menschen wieder die Chance auf eine Existenz durch eigene Arbeit gegeben.“ Und er ergänzte: „Wer hier lebt in dieser Region, der ist auf den Spuren von Jürgen Christian Findorff unterwegs, ob er nun gerade will oder nicht.“
Das LEADER - Programm
Möglich wurde der Neubau des „Moortroll“ durch die Bootswerft „Fricke und Dannhus“ vor allem mit Mitteln aus dem „LEADER – Förderprogramm“ der Europäischen Union. Über LEADER werden Projekte gefördert, die die Lebensqualität im ländlichen Raum erhalten, das Miteinander stärken und die Zukunftsfähigkeit von Dörfern sichern. Nicht unerwähnt soll auch das Engagement des Vereins Klosterholz e.V. bleiben. Aus den Einnahmen der jährlich stattfindenden Klosterholztombola konnte den Torfschiffern ein umweltfreundlicher Elektromotor finanziert werden. Fahrten mit den Torfkähnen sind ab sofort mit weniger Auflagen verbunden. Die aktuell niedrigen Inzidenzwerte im Landkreis Osterholz erlauben es, dass Fahrgäste aktuell keinen negativen Test vorweisen müssen und der Mund-Nasen-Schutz am Sitzplatz abgenommen werden darf. Mitfahren an Bord dürfen zehn Personen plus zwei Skipper. Sollte die Inzidenz über 35 steigen, würden die Regelungen wieder verschärft werden.