Marcel Foltmer

Streaming – ein Umweltsünder? Wie viel CO2 Netflix und Co wirklich verbrauchen

Ultra-HD oder besser nur HD? Streaming versucht natürlich auch Co2 Emissionen, aber wie klimaschädlich ist es wirklich?
Wählt man den richtigen Übertragungsweg, streamt also lieber zu Hause mit dem Glasfaseranschluss als unterwegs mit dem Mobilnetz, geht es auch wesentlich umweltfreundlicher.

Wählt man den richtigen Übertragungsweg, streamt also lieber zu Hause mit dem Glasfaseranschluss als unterwegs mit dem Mobilnetz, geht es auch wesentlich umweltfreundlicher.

Auf Netflix folgt ein Hype dem nächsten: Nachdem im Sommer jeder das selbst produzierte Comedy-Special „Inside“ vom US-Amerikanischen Comedian Bo Burnham schaute, ist es seit einigen Wochen die koreanische Serie „Squid Game“. Das Survival-Drama hatte es in nur wenigen Tagen geschafft, die meistgeschaute Serie aller Zeiten auf der Streaming-Plattform zu werden. Hinter jedem dieser Erfolge stehen, technisch gesehen, jedoch auch riesige Mengen an Stromverbrauch und Rechenleistung. Bei alledem kommt immer wieder eine Frage auf: Wie klimaneutral ist Streaming eigentlich?
 
Übertragung auf die Endgeräte
 
Im vergangenen Jahr veröffentlichte das Umweltbundesamt eine Studie, die genau dieser Frage nachgeht: Wie viele CO2-Emissionen werden durch das Streamen von Serien und Filmen verursacht? Zwar gibt es keine pauschale Antwort, trotzdem konnten einige Werte ermittelt werden: So wurden in Rechenzentren verschiedener Streaming-Anbieter zwischen 105 und 153 Kilogramm CO2-Emissionen je gespeichertem Terabyte und Jahr gemessen. Der größte Verbrauch geht jedoch in den meisten Fällen auf das Konto der Übertragung auf die Endgeräte. Während das Streamen über eine Glasfaserverbindung die umweltverträglichste ist, hier werden nämlich nur 2 Gramm CO2 pro Stunde ausgestoßen, ist Streaming mit 3G-Netz deutlich schädlicher: Hier schlagen die Emissionen mit satten 90 Gramm CO2 zu Buche.
 
Umweltfreundliches Glasfaser
 
Als eine der ersten Studien basiere die des Bundesamtes nicht nur auf Modellen und Annahmen, sondern auf konkreten Messungen. Viele Studien, die das Thema zuvor erforschten, kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen, aus denen unter anderem Schlagzeilen stammten, in denen das durch Streaming verbrauchte CO2 mit dem Verbrauch ganzer Länder verglichen wurde. Klar ist nun: Wählt man den richtigen Übertragungsweg, streamt also lieber zu Hause mit dem Glasfaseranschluss als unterwegs mit dem Mobilnetz, geht es auch wesentlich umweltfreundlicher. Die geschäftsführende Bundesumweltministerin Svenja Schulze meint dazu, dass man beispielsweise flächendeckend öffentliche WLAN-Hotspots zur Verfügung stellen könne. Solche Standards wären allerdings nur dann erfolgreich, wenn sie in ganz Europa eingeführt würden. Außerdem gibt das Umweltbundesamt einen weiteren Tipp: je höher die Auflösung des gestreamten Videos, desto höher die übertragene Datenmenge (und damit die CO2-Emissionen). Wer also darauf verzichten kann, könne Filme und Serien statt in Ultra-HD nur in HD schauen.
 
Ausgleich durch weniger Plastik
 Laut eigenen Angaben arbeite Netflix bereits daran, klimafreundlicher zu werden, so nutze der Konzern hauptsächlich erneuerbare Energien und gleiche den Rest durch Zertifikate aus. Und auch, wenn der CO2-Austoß durch Streaming gestiegen ist, hat der Wandel an einer anderen Stelle eine positive Seite: Durch den Einbruch von DVD- und CD-Verkäufen wird für deren Produktion wesentlich weniger Plastik verbraucht.


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