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Unser Dorf hat Zukunft

Landkreis (jm). Die Corona-Pandemie hat das Dorf zeitweise wieder in den Fokus gerückt. Aktueller denn je ist deshalb auch der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“, der im dreijährigen Rhythmus auch in unserer Region stattfindet.

Vieles läuft anders in der Pandemie, das gilt auch für den seit 1961 unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten stattfindenden Wettbewerb. Der beginnt - das hat sich nicht geändert - mit einem Kreiswettbewerb, später geht es auf Bezirks-, Landes- und schließlich auf Bundesebene weiter.
Unter normalen Umständen bekunden die Dörfer bei der Kreisverwaltung ihr Interesse, am Wettbewerb teilzunehmen und werden dann von einer Jury aus Kommunalpolitiker:innen und Vertreter:innen der Verwaltung besucht. Bei einer Präsentation oder einer gemeinsamen Radtour durch den Ort bekommt die Dorfgemeinschaft dann die Gelegenheit, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Der Wettbewerb soll gemeinschaftliches Engagement, innovative Projektideen und Zukunftsperspektiven für den ländlichen Raum ins Rampenlicht stellen.
 
Flexible Bewerbungsform
 
Nun ist seit anderthalb Jahren fast nichts mehr normal. Der Dorfwettbewerb wurde zunächst um ein Jahr verschoben, jetzt findet er statt - mancherorts in anderer Form. Im Landkreis Osterholz hat sich die Kreisverwaltung entschieden, auf die Besuche in den Ortschaften zu verzichten. „Wir haben uns vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie bewusst für vereinfachte Bedingungen ausgesprochen“, berichtet Landrat Bernd Lütjen. „Vereinfachte Bedingungen“ heißt in diesem Fall, dass die Bewerbung in verschiedensten Formen erfolgen konnte. Ein klassisches Schreiben, Videos oder Powerpoint-Präsentationen nennt die Verwaltung als Beispiele.
Die Idee sei auf große Resonanz gestoßen, freut sich der Landrat. Sechs Bewerbungen sind bis zum Ende der Frist eingegangen - deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Teilgenommen haben Axstedt, Freißenbüttel, Garlstedt, Hinnebeck, Pennigbüttel und Rautendorf.
 
Bewegte Bilder zeigen die Dorfgemeinschaft
 
Vor allem die Möglichkeit der Video-Bewerbung wurde dabei gerne genutzt - auch wenn es durchaus eine Herausforderung sei, ein ganzes Dorf in wenigen Minuten vorzustellen. „Wir hatten sonst eine 90-minütige Präsentation. Das alles in fünf Minuten unterzubringen, war schon eine große Herausforderung“, berichtet etwa Marie Jordan, Ortsvorsteherin aus Garlstedt. In ihrer Ortschaft kümmerte sich eine achtköpfige Projektgruppe um die Bewerbung. Für den Imagefilm wurden einige Szenen aktuell gedreht, einige aus den Archiven ausgegraben. Denn Veranstaltungen wie Ernte- und Schützenfeste legen zwar gerade eine Zwangspause ein, sind aber aus dem Dorfleben und dem Film nicht wegzudenken.
Bewegte Bilder wurden auch aus Pennigbüttel als Bewerbung eingereicht. Dem Förderverein Pro Pennigbüttel kam die Verschiebung des Wettbewerbs sogar entgegen. Im letzten Jahr hatte man mit dem neuen Dorfplatz alle Hände voll zu tun und hätte wohl gar nicht am Wettbewerb teilnehmen können, erklärt Ortsvorsteherin Martina de Wolff. Nun hofft der Verein, mit genau diesem Projekt punkten zu können. „Da haben wir selbst die Ärmel hochgekrempelt und viel Eigeninitiative gezeigt“, erzählt de Wolff. Ansonsten habe man in dem Bewerbungsvideo „ganz viel Zeit der Jugend gewidmet“, berichtet die Ortsvorsteherin.
In Freißenbüttel stand die Dorfgemeinschaft ebenfalls vor dem Problem, die ganze Vielfalt der Ortschaft in einem kurzen Videoclip unterzubringen. Die kreative Lösung: Aus der Perspektive von Martin Kock wird erzählt, was passiert, wenn der Ortsvorsteher in der Freißenbütteler WhatsApp-Gruppe nach Hilfe fragt. Prompt stehen Feuerwehr, Schützenverein, Organisator:innen des Burning Q Festivals, des Schleppertreffens und viele weitere Freiwillige bereit. Rund 100 Personen hätten insgesamt vor der Kamera gestanden, schätzt Martin Kock. Und das dargestellte Szenario sei keineswegs unrealistisch: „Zwei Drittel aus dem Dorf kriegen wir immer mit“, sagt der Ortsvorsteher.
Die Siegerehrung im Landkreis Osterholz ist für den 25. November geplant, es geht um 5.000 Euro Preisgeld. Bis Ende des Jahres muss die Kreisverwaltung den besten Beitrag für den Landeswettbewerb einreichen.
 
Kreissieger in Rotenburg stehen schon fest
 
Im Landkreis Rotenburg (Wümme) stehen die Sieger des Kreiswettbewerbs schon fest. Sechs Ortschaften haben in diesem Jahr teilgenommen und wurden in zwei Gruppen bewertet. In der Gruppe A (Dörfer mit mehr als 500 Einwohner:innen) wurde Mulmshorn zum Sieger gekürt und konnte sich damit gegen die Mitbewerber Bevern-Plönjeshausen und Rhade durchsetzen. Unter den kleineren Dörfern unter 500 Einwohner:innen ging die Ortschaft Buchholz der Stadt Visselhövede als Sieger hervor und zog damit an Bellen und Spreckens vorbei. Insgesamt wurden 20.000 Euro an Preisgeldern ausgegeben. Unabhängig von der Platzierung hätten alle Dörfer etwas gewonnen, meinte der Vorsitzende der Kreisbewertungskommission Hartmut Leefers: „Alle haben gewonnen, weil Ihr Euch die Zeit genommen habt, etwas für Eurer Dorf zu tun.“
Den ausgelobten Sonderpreis „Artenvielfalt im Dorf“ konnte sich Bellen sichern. Der Sonderpreis „Klimaschutz und Klimaanpassung“, der vom Niedersächsischen Umweltministerium zur Verfügung gestellt wurde, ging nach Spreckens. Im Landkreis Rotenburg hatte sich die Bewertungskommission entschieden, den Wettbewerb in seiner traditionellen Form durchzuführen und die Dörfer zu besuchen. Für die Sieger geht es im kommenden Jahr weiter zum Vorentscheid in der Region Lüneburg und möglicherweise bis auf die Landesebene, wo es weitere Preisgelder und Förderungen für Projekte zu gewinnen gibt.
Auf der Bundesebene werden 2023 dann jeweils mehrere Teilnehmer als Gold-, Silber-, oder Bronzedörfer ausgezeichnet und erhalten bis zu 15.000 Euro Preisgeld. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Ortschaft aus dem Landkreis Rotenburg die höchste Auszeichnung erhält: 2019 kam das Dorf Bötersen in die Endrunde. Die „konstruktive, strukturierte Koordinierung des bürgerschaftlichen Engagements in der Dorfgemeinschaft Höperhöfen-Jeerhof-Bötersen“ und die Initiative „Dörfliches Grün“ überzeugten die Jury des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und brachten dem Ort einen Platz unter den „Golddörfern“ ein.


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