Mareike Kerouche

Bahnpolitik im Elbe-Weser-Dreieck - Güter auf die Schiene zum Erreichen der Klimaziele gefordert

Referenten und Veranstalter der Informationsveranstaltung: Prof.Dr. Uwe Höft (v.l.), Christoph Lankowsky, Georg Pape, Dr. Iven Krämer, Uwe von Bargen und Manfred Schuster.  Foto: ls

Referenten und Veranstalter der Informationsveranstaltung: Prof.Dr. Uwe Höft (v.l.), Christoph Lankowsky, Georg Pape, Dr. Iven Krämer, Uwe von Bargen und Manfred Schuster. Foto: ls

Bremervörde. Wohin fährt die Bahn? Immer da entlang, wo die Schiene ist. Wenn es denn so einfach wäre. Die Vorträge in der von der Schutzgemeinschaft ländlicher Raum Nord-West e.V. organisierten Veranstaltung zeichneten ein anderes Bild.
„Was läuft schief und warum bekommen wir nicht mehr Güter auf die Schiene?“, fragte Manfred Schuster von der Schutzgemeinschaft. Um hier zumindest eine Teilantwort zu erhalten, begrüßte er Prof. Dr. Uwe Höft von der Technischen Hochschule Brandenburg, Dr. Iven Krämer als Vertreter des Senators für Wirtschaft, Arbeit und Häfen und Christoph Lankowsky als Vertreter des Senators für Umwelt, Bau und Verkehr der Freien Hansestadt Bremen. Der Blick der Vorträge dieser drei Referenten richtete sich schwerpunktmäßig auf den Klimawandel und die Verkehrswende mit der Fragestellung „Welche Rolle spielt die Schiene im Elbe-Weser-Dreieck?“.
Für Prof. Dr. Uwe Höft spielte der Klimaaspekt eine wesentliche Rolle. „Die Bewältigung der Herausforderung des Klimawandels ist eine der zentralen Aufgaben der Menschheit!“ Mit Zahlenmaterial und Grafiken, die zum Teil aus dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) stammten, untermauerte er seine Forderung: „Güterverkehr gehört auf die Schiene. Der Verkehrsträger Eisenbahn kann und muss zur Entspannung beitragen.“ Dies gelte sowohl beim Personen- wie auch beim Güterverkehr.
So lag der Anteil der Fahrgäste 2016 bei 17 Prozent beim öffentlichen Personenverkehr zu 83 Prozent beim motorisierten Individualverkehr. Der Vergleich zum Güterverkehr 2017 zeigte: 79 Prozent wurden über den Straßenverkehr abgewickelt. Der Rest verteilte sich auf Eisenbahnverkehr (8%), Seeverkehr (6%), Binnenschifffahrt (5%), Rohrleitungen und Luftverkehr.
Dem gegenüber stehen die Prognosen für 2030. Zunahme des Güterverkehrs von 2010 bis 2030 um 38 Prozent und Zunahme des Personennahverkehrs um 13 Prozent. „Nur wenn Verkehre auf die Schiene verlagert werden, haben wir eine Chance, die Klimaziele zu erreichen“, ist Höft sich sicher.
Doch die Realität sieht zurzeit anders aus. Die Lkw-Dichte auf den Autobahnen und Landstraßen nimmt eher zu statt ab. „Ob da die Lang-Lkws die Lösung sind, darf bezweifelt werden.“
Höft legt den Finger in die Wunde. Neue Logistikzentren werden autobahnnah ohne jeden Gleisanschluss geplant und umgesetzt. Und das, obwohl die Bahntrassen quasi nebenan liegen. Beispiel Elsdorf an der A1. Direkt am LogIn Park führt die Eisenbahnstrecke Rotenburg-Zeven-Bremervörde vorbei.
Doch auch bei der Bahn selbst ist Kritik angebracht. So agiert die Deutsche Bahn mit veralteter Technik, hat einen riesigen bürokratischen Aufwand für den Güterverkehr in petto. In den letzten Jahren wurde kaum etwas für die Entwicklung unternommen. „Wir haben da heftig was vor der Brust.“ Höft sprach die Infrastruktur der Bahn in der Region an.
„Wann kommt die Elektrifizierung?“ Für Höft ist das die einzige klimafreundliche Lösung. Die Wasserstoffzüge, wie sie die EVB jetzt zunehmend für den Personennahverkehr einsetzen will, sei ein richtiger Schritt. Aber nur eine Zwischenlösung. Für den Güterverkehr nicht einsetzbar, weil die Lokomotiven nicht die notwendige Leistung bringen können.
Höft sprach auch den Abbau und Stilllegungen von Gleisstrecken an, plädierte für den Wiederausbau. Erschreckend in diesem Zusammenhang eine Untersuchung zur Reaktivierung von Bahnstrecken des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung von 2013 und 2014. Von 28 untersuchten Strecken rangieren die Strecken Rotenburg-Bremervörde auf Rang 20, Bremervörde-Osterholz auf Rang 24 und Stade-Bremervörde-Osterholz auf Rang 25.
Die beiden Referenten aus Bremen gingen verstärkt auf die Belastung des Bahn-Nadelöhrs Bremen ein. Hier müssen die Züge aus und nach Bremerhaven und Wilhelmshaven durch. „Über eine Million Container transportieren wir aus dem und in das Hinterland“, rechnete Dr. Iven Krämer vor. Er forderte eine bessere Hinterlandanbindung, die von existenzieller Bedeutung sei. Dazu werde zurzeit schon ein neues IT-System geschaffen.
Kritik an die Bundesbahn: „Die wird seit Jahren kaputtgespart.“ Nicht die Mitarbeiter seien das Problem. Denn die sind hoch motiviert. Ebenso wie die Mitarbeiter bei der EVB, mit der man sehr gut zusammenarbeitet. „Wir brauchen eine belastungsfähige Alternative und sind dankbar, dass wir die EVB haben.“
Christoph Lankowsky meinte: „Es kommt was in Bewegung. Aber es dauert lange. Der Infrastrukturausbau bei der Bahn dauert ewig.“ Er stellte dem der Elektro-Lkw-Teststrecke bei Lübeck gegenüber. „Die war innerhalb von zwei Jahren genehmigt und gebaut.“ Da sehe man deutlich, wo der Schwerpunkt des bundespolitischen Verkehrsministeriums liege.


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