Ralf G. Poppe

Bauernproteste

Am Montag legten Landwirte bundesweit schätzungsweise mit rund 100.000 Traktoren den Straßenverkehr lahm - so auch in Bremervörde.

Auch zahlreiche Landwirte aus Bremervörde und Umgebung beteiligten sich am Montag am bundesweiten Protest

Auch zahlreiche Landwirte aus Bremervörde und Umgebung beteiligten sich am Montag am bundesweiten Protest

Bremervörde. Am Montagmorgen gegen 6 Uhr hatte es in Bremervörde noch danach ausgesehen, als ob es aufgrund der zahlreich in ihren Traktoren angereisten Landwirten zu vielen langen Wartezeiten kommen könnte. Wenig später hatte sich die Situation dann jedoch bis auf wenige Ausnahmen deutlich entspannt.

Nachdem die Landwirte im Dezember 2020 in großen Traktor-Kolonnen durch Bremervörde gefahren waren, um zu Zeiten der Merkel-Regierung für faire Milch- und Fleischpreise zu demonstrieren, ging es diesmal gegen die Reformen der sogenannten Ampel-Regierung, bzw. darum, den Unmut darüber zu äußern, dass Subventionen für landwirtschaftlich genutzten Diesel wegfallen sollen.

 

Ortseingänge versperrt

 

Am frühen Morgen war es schwer, durch die Ortseingänge in die Bremervörder Innenstadt zu gelangen. Im Laufe des Tages waren die Straßen jedoch oft wenig befahren, sozusagen frei, bis ab und an verschiedenen Plätzen „Sperrungen“ von jeweils rund fünfzehn bis zwanzig Minuten durch die Bauern platziert wurden. Während eine Frau frühmorgens aus Richtung Elm kommend, anstatt der üblichen Viertelstunde ganze 60 Minuten benötigte, um ihren Arbeitsplatz zu erreichen, konnte ein Mitarbeiter einer Stader Firma nach dem Ende seiner Spätschicht gegen 7.15 Uhr die betreffende Strecke über eine inoffizielle „Rettungsgasse“ fast ohne Verspätung passieren. Seine Freundin hätte jedoch kurz zuvor an der betreffenden Stelle in Richtung Ortsausgang eine halbe Stunde warten müssen, so der junge Mann. Insgesamt war in der Innenstadt im Laufe des Tages insgesamt wenig Autoverkehr zu verzeichnen. Die Straßen waren teilweise derart leer, dass Fahrradfahrer und Fußgänger an sonst problematischen Positionen die Fahrbahn ohne Probleme überqueren konnten. Viele Menschen hatten sich pffenbar auf den Protest eingestellt und waren gleich zuhause geblieben.

 

Lob und Kritik

 

Was die Belange der demonstrieren Traktorfahrer anbelangt, gab es verschiedene Meinungen. Während eine Firma für Landtechnik aus dem Einzugsgebiet der Stadt Mitarbeiter gebeten hatte, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Stade zu reisen, um eben dort an der Demonstration teilzunehmen, und z.B. ein Passant gegen 9 Uhr an der Kreuzung in Stadtmitte einem Fahrzeug mit dem Slogan “Tut es für den Mittelstand, jagt die Ampel aus dem Land“ offen mit „Daumen hoch“ zujubelte, kritisierte ein Radfahrer bei einem Stau in der Wesermünder Straße Transparente wie „Ohne Bauern kein Bier“. Ihm gefiel weder das Statement noch, dass die Demonstrierenden während der Wartezeit ihre Traktor-Motoren nicht abschalteten. Ein anderer Bremervörder beschwerte sich darüber, dass die Schadstoffbelastung durch die Verbrennung des subventionierten Treibstoffs ohne Weitsicht das Klima unnötig belaste.

 

Offene Türen

 

Gegen 14.30 Uhr war die Straßenkreuzung in der Ortsmitte (beim Rathaus) abermals eine Viertelstunde blockiert, bevor es für den Tross über die Alte Straße Richtung Neue Straße ging. Dabei fuhr die Kolonne an der Tanzschule Witassek vorbei. Deren Inhaber hatte bereits am Vorabend in den sozialen Medien kommuniziert, dass sein Betrieb die Protestaktion zwar unterstütze, er die Tanzschule allerdings nicht ganztägig schließen werde. Wer Probleme hätte, wieder aus der Stadt herauszukommen, dem Stünde die Tür offen, um einen sicheren Rückzugsort zu bekommen.

Sehr besonnen und menschlich handelte auch das Gesundheitszentrum Burfeindt. Die Inhaberin hatte am Sonntag mit Mitarbeiterinnen ein Banner gefertigt, um Solidarität mit den Bauern zu zeigen. Während der Sportbetrieb an den Geräten vom Milon-Zirkel unbehelligt blieb, war die physiotherapeutische Abteilung am Montag offiziell geschlossen. Wer jedoch trotz der Behinderungen den Weg in die Praxis gefunden hatte, wurde dennoch nicht abgewiesen. Zudem stellten die Mitarbeiterinnen des Gesundheitszentrums kostenlos Kaffee zum Aufwärmen zur Verfügung, und „Notdürftige“ durften die WCs benutzen.


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