Der Krieg macht alles teurer
Vor allem im eigenen Geldbeutel. Und der war schon vor dem Ukraine-Krieg durch steigende Rohstoffpreise und Energiekosten immer leerer geworden. Coronabedingte Probleme in den Lieferketten führten ebenfalls schon vor dem Krieg zu Engpässen und Preissteigerungen. Wer dachte, dass es nicht schlimmer kommen könne, wurde jetzt eines Besseren belehrt - nahezu alles wird noch teurer.
Das Bundeskabinett brachte deshalb am Mittwoch mehrere Entlastungsmaßnahmen auf den Weg. Dazu zählen eine höhere Pendlerpauschale für Fernpendler, höhere Freibeträge in der Steuererklärung, ein höherer Heizkostenzuschuss für finanzschwache Haushalte, ein Sofortzuschlag für Familien mit Kindern und kleinen Einkommen sowie eine Einmalzahlung für besonders bedürftige Erwachsene.
Spritpreis so hoch wie nie zuvor
Darüber, inwiefern der Spritpreis, der mit durchschnittlich 2,22 Euro pro Liter Diesel so hoch wie nie zuvor ist, abgefedert werden kann, sind sich die Regierungsparteien allerdings noch nicht einig. Dass Finanzminister Christian Lindner (FDP) alle Autofahrer:innen mit einem Spritpreis-Rabatt entlasten möchte, wird von den Grünen als nicht durchdachte Idee kritisiert. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich findet den FDP-Vorschlag „sozial unausgewogen“.
Große Auswirkungen hat der rasant gestiegene Spritpreis auf das Speditionsunternehmen von Andreas Meyer in Bremervörde. Er spricht von weit mehr als 50.000 Euro Mehrkosten im Monat für Diesel. „Wir können das ein paar Monate aushalten, für viele kleinere Unternehmen ist die Lage aber jetzt schon existenzbedrohend“, sagt der Spediteur und Logistiker. Neben einer Soforthilfe in Form des von Lindner vorgeschlagenen Spritpreis-Rabatts müssten längerfristige Lösungen gefunden werden. Vielversprechend sei vor allem Wasserstoffenergie.
Beschimpft und angeschrien
Die Stimmung an den Tankstellen in der Region ist schlecht. Kathrin Martens, die an der Raisa-Tankstelle in Bremervörde arbeitet, sei schon öfter beschimpft und angeschrien worden, berichtet sie. „Die Kunden wissen teilweise nicht, dass nicht wir die Preise machen, sondern die Mineralölkonzerne. Wir verdienen auch nicht mehr daran“, sagt Martens. Die Zahlen auf der Anzeigetafel, die sich mehrfach täglich ändern, kämen direkt aus der Konzern-Zentrale, die Raisa habe darauf keinen Einfluss.
Bäcker:innen müssen kleine Brötchen backen
Doch nicht nur Sprit ist teurer geworden. Weil die Ukraine einer der wichtigsten Weizenexporteure der Welt ist, müssen auch Bäckereien, die ebenfalls schon unter den steigenden Energiepreisen leiden, buchstäblich kleinere Brötchen backen. Wolfgang Rohde, Bäckermeister aus Gnarrenburg und Mitglied der Bremerhavener Bäcker- und Konditorengenossenschaft eG (BÄKO), spricht von „massiven Preissteigerungen“. Der Mehlpreis sei innerhalb der vergangenen Monate von 26 auf nun 56 Euro pro 100 Kilo gestiegen. Und auch die Preise für Verpackungsmaterialien seien enorm nach oben gegangen. „Unsere für den 1. April geplante Preisanhebung muss damit nun leider noch größer ausfallen“, sagt Rohde. Für Brötchen und Co. werden die Verbraucher:innen also auch tiefer in die Tasche greifen müssen.
Glaserei verliert Auftrag
Ganz unmittelbar von den Sanktionen gegen Russland betroffen ist Glasermeister Thomas Hübner aus Schwanewede. Seine Firma sollte eigentlich die Scheiben einer Luxusyacht auswechseln, doch die Werft zog den Auftrag plötzlich zurück. „Ich denke, dass die Yacht einem russischen Oligarchen gehört, offiziell bestätigt ist das aber nicht“, sagt Hübner. Sicher sei dagegen, dass auch Glas und Kunststoff noch einmal teurer werden würden als im letzten Jahr. So würden die Öfen in den Glasereien mit Gas befeuert und für die Produktion von Kunststoff sei Erdöl notwendig.