Die wirklich allerletzte Party
Schon lange zuckt kein Scheinwerfer mehr durch das „Dancing“, kein aus den Boxen stampfender Beat wabert mehr durch den beschaulichen Ort. In diesem Jahr hatte sich der Karlshöfener Schützenverein deshalb etwas Besonderes einfallen lassen und organisierte am Abend des Schützenfests für die angereisten Mitglieder befreundeter Vereine und für die Karlshöfener eine „wirklich“ allerletzte Party im Dancing Club.
Seit Jahren steht der Club leer. „Wir hatten die Idee, die Erinnerungen an die alte Zeit bei den Karlshöfenern wiederzubeleben und im Rahmen einer geschlossenen Veranstaltung eine letzte Party im Dancing zu schmeißen“, beschreibt Philipp Logemann vom Schützenverein die Idee. Der neue Eigentümer hatte keine Einwände und so nahm die Planung ihren Lauf.
Kürzlich war bekannt geworden, dass Michael Max Meyer, Unternehmer aus Karlshöfen, das große Areal gekauft hat, auf dem neben dem „Lütten Hus“, dem Vereinsheim des Schützenvereins unter anderem auch der ehemalige Dancing Club steht. Da das Gebäude jahrelang dem Verfall preisgegeben wurde, hat der Schützenverein viel Arbeit und Geld investiert: „Extra für den Abend haben wir Wasser- und Stromleitungen verlegt“, so Logemann. Aufgrund von Frostschäden war die vorhandene Infrastruktur nicht mehr zu gebrauchen.
300 Tickets wurden verkauft. Die Band New Comix wurde angeheuert, dereinst im „Dancing“ groß geworden, feiert sie diese Tage ihr 50-jähriges Bestehen. 1974 traten sie erstmals im „Dancing“ auf. Mit amtlicher Rockmusik von klassisch bis modern heizten die fünf Herren aus Heeslingen dem sehr gemischten Publikum, überwiegend Ü30, ordentlich ein.
Die Gäste erzählen, dass das „Dancing“ früher weithin bekannt gewesen sei und als echte Großraumdisko mehrere Areas hatte. „Eigentlich war ich rockaffin, aber man passt sich ja der Menge an“, beschreibt es Uta aus Sandbostel. Sie schwang Mitte der 2000er regelmäßig das Tanzbein, auch auf der Main-Area, die an diesem Abend für die allerletzte Party hergerichtet wurde.
Liebevoll mit Folienballons dekoriert, hatte sich das Organisationsteam sichtbar viel Mühe gemacht, den Look einer Disko von vor 20 Jahren nachzubauen. Auch Sebastian aus Karlshöfen erinnert sich, dass die Türen im Dancing jedem offen gestanden haben: „Es gab ja mehrere Bereiche. Ich war meistens im Rockkeller. Alteingesessene waren auch schon gegen zehn Uhr da, die Masse stürmte gegen Mitternacht herein.“
Die Zukunft des Areals ist ungewiss. Lediglich die Nutzung des „Lütten Hus“ als künftiges Dorfgemeinschaftshaus ist gewiss. „Wie werden bisher vom Eigentümer lediglich geduldet. Unsere Kisten sind alle gepackt“, beschreibt Philipp Logemann die ungewisse Zukunft für die Karlshöfener Vereine. Alle hoffen sie auf eine zügige Umsetzung der Pläne für das „Lütte Hus“ sowie auf eine vernünftige Integration der Karlshöfener Vereine, wie dem Schützenverein und der Heimatbühne in das neue Dorfgemeinschaftshaus. „Karlshöfen braucht wirklich wieder einen Treffpunkt, das würde ich mir wünschen“ findet auch Partygast Sebastian.