Ehrenamtliche sind auf Zinne
Bremervörde (eb). Der Verein wünscht sich schon seit vielen Jahren eine Kultur- und Begegnungsstätte und kritisiert Verwaltung und Politik, nicht im Sinne der Bürger:innen zu entscheiden.
Die jüngst veröffentlichten Planungen zur weiteren Nutzung des ehemaligen Gebäudes der Orientierungsstufe erzeugen bei den Verantwortlichen des Bremervörder Kultur- und Heimatkreises nur Kopfschütteln, heißt es in einer Mitteilung des KuH. Insbesondere moniert der Verein, dass die Verantwortlichen der Stadtverwaltung erneut an der Bevölkerung und an potenziell betroffenen Institutionen vorbeigehen.
Der KuH habe in Gesprächen mit Bürgermeister Michael Hannebacher sein großes Interesse am OS-Gebäude, das man berücksichtigen wolle, konkret vorgetragen. Der Dialog mit den Bürgern werde im Vorfeld nicht gesucht. Wieder einmal funktioniere die Kommunikation nicht. Stattdessen würden Entscheidungen im behördeninternen Dunstkreis gefällt und alle vor vollendete Tatsachen gesetzt. „Wo bleibt der Grundsatz, dass die Verwaltung (und Politik) im Dienste der Bürger stehen und nicht umgekehrt?“ fragt der KuH.
Im Einsatz für eine Kultur- Und Begegnungsstätte
Seit über 20 Jahren setzt sich der Verein dafür ein, dass in Bremervörde eine Kultur- und Begegnungsstätte entsteht. Diesen Anspruch an die Stadtverwaltung und die Politik in Bremervörde erhebt der KuH weiterhin. In vielen Gesprächen mit dem jeweils amtierenden Bürgermeister und politischen Vertretern wurde vergebens für die Verwirklichung geworben und die Dringlichkeit angemahnt. Denn Bremervörde weist zwar Räumlichkeiten auf, die vom Verein gern genutzt werden, wie den Ratssaal, das Ludwig-Harms-Haus und das Museum Hein Meyer. Die Freude über diese Möglichkeiten sei gepaart mit dem Bedauern, dass diese Räumlichkeiten suboptimale Lösungen darstellen. Ob es um die Akustik, das Ambiente, die Verfügbarkeit, die Miete, die Enge, die satzungsgemäß eingeschränkte Nutzung oder Anderes gehe, weise jeder dieser Veranstaltungsorte eines oder mehrere dieser Probleme auf, so der KuH.
Die von Bürgermeister Fischer in Aussicht gestellte Mensa im Schulzentrum wäre eine interessante Alternative gewesen. Das Problem: Vier Schulen, der Landkreis, die Stadt sowie zwei Hausmeister mit ihren Dienstzeiten bestimmen über die Nutzung des Gebäudes. Die in Aussicht gestellte Nutzung der Aula nur in unterrichtsfreien Zeiten sei ausgesprochen unattraktiv. Dies stelle für eine kulturelle Vereins-Nutzung faktisch eine Verhinderung dar.
Einzigartige Möglichkeit
„Der OS-Würfel böte die seit langem einzigartige Möglichkeit, einen solchen Ort zu verwirklichen. Aber bis auf die auch vom Verein vorgeschlagene Idee, die Elbe-Weser-Akademie und die LEB dort unterzubringen, gibt es keinerlei Überlegung, das Potenzial dieses Gebäudes als Veranstaltungsgebäude auszuloten. Und endlich einen Ort zu finden, der mit Kultur und Begegnung identifiziert wird“, sagt der KuH-Vorsitzende Manfred Bordiehn.
„Der KuH sichert in Bremervörde einen wesentlichen Teil der kulturellen Arbeit“, bestärkt der stellvertretende Vorsitzende Hans Luettke. „So werden ca. 40 Veranstaltungen pro Jahr angeboten, die ihre Stärke in der Vielfalt haben: Kino, Theater, Lesungen und Vorträge, Konzerte, um nur einige zu nennen – manche Städte unserer Größenordnung ‚beneiden‘ uns deswegen. Die vielen positiven Rückmeldungen von Menschen, die unser Angebot wahrnehmen, bestärken uns.“
Zu wenig Wertschätzung fürs Ehrenamt
Die Vorsitzenden geben zu bedenken, dass diese gesamte Organisation und Durchführung kultureller Veranstaltungen für Bremervörde uneigennützig und freiwillig geleistet werde. Unter diesem Aspekt sei die tatsächliche Wertschätzung durch Stadtverwaltung und Politik mit guten Worten zwar bestärkend, im Sinne finanzieller, baulicher und kooperativer Unterstützung aber beschämend.
„Man mag sich die kulturelle Situation in Bremervörde vorstellen, die eintritt, wenn die Bereitschaft der Ehrenamtlichen nicht mehr vorhanden ist und der Verein seine Tätigkeiten plötzlich einstellt. Was ist die Kultur vor Ort der Politik und der Verwaltung eigentlich wert? Wie lange noch sollen wir nahezu lautlos den endlos langen Versprechen vertrauen. Konkret gibt es kein Weiterkommen“, so Bordiehn.
Dialog gefordert
Kultur in Bremervörde brauche einen definierten Ort, ein „Dorfgemeinschaftshaus“, wie viele Dörfer ringsum eines haben, das gleichzeitig auch Begegnungsstätte sein kann. Vor allem, wenn Bremervörde seine Marke und Identität entwickeln möchte. Die Integration der Kultur gehöre dazu. Und sei außerdem ein guter Weg, die Identifikation aller, die hier wohnen und wirtschaften, mit dieser Stadt zu ebnen: ein Weg zu einem guten Zusammenhalt. In diesem Sinne fordert der Verein jetzt den ernsthaften Dialog ein, bevor endgültige Entscheidungen getroffen werden.