Ralf G. Poppe

Ein „Ja“ zum Leben

Ab Dezember 2024 ist Ben Becker mit seiner Interpretation vom „Todesduell“ unterwegs - auch in Bremen und Hamburg. Es enthält die letzten öffentlich gesprochenen Worte des metaphysischen Dichters John Donne.

Ben Becker freut sich darauf, einen „sauschwierigen Text“ zur Aufführung zu bringen.

Ben Becker freut sich darauf, einen „sauschwierigen Text“ zur Aufführung zu bringen.

Bild: Rgp

Bremen. Der wortgewaltige Dichter John Donne trug 1631, im Beisein von König Charles I., in der Londoner St.-Pauls-Kathedrale seine berühmte „Todesduell“-Predigt vor. Danach verstummte er für immer. Der Schauspieler Ben Becker bringt das Stück nun u.a. zurück auf die Bühnen berühmter Kirchen.

Als Sohn des Schauspielerpaares Monika Hansen und Rolf Becker wurde Ben Becker am 19.12.1964 in Bremen geboren. Aus der Hansestadt ist er damals oft, auch mit der Oma, nach Worpswede gefahren. Seit vielen Jahren lebt er nun in Berlin. Becker polarisiert – was seiner Kunst nicht schadet. Im Gegenteil. Becker ist scheinbar prädestiniert, die schwierigsten Rollen glaubhaft darzustellen. Ab Dezember 2024 ist er mit seiner Interpretation vom „Todesduell“ unterwegs. Es enthält die letzten öffentlich gesprochenen Worte des metaphysischen Dichters John Donne.

 

Ergreifende Literatur

 

Mit dem „Todesduell“ wirft Becker schonungslos den Blick auf die Vergänglichkeit des Lebens, wie John Donne sie ergreifend in Worte kleidete. Doch der Text ist scheinbar zugleich von einer Kraft und Hoffnung durchzogen, die den Tod übersteigt. Denn in Donnes „Todesduell“ gewinnt das Leben. Neben der Predigt hat Becker als Finale seiner Aufführung noch die „Große Elegie an John Donne“, eine Würdigung des Literaturnobelpreisträgers Joseph Brodsky an den Dichter Donne, mit ins Programm aufgenommen. Musikalisch begleitet wird Ben Becker bei seinen Vorstellungen von Andreas Sieling, dem Domorganisten des Berliner Doms.

Der Anzeiger durfte kürzlich bereits erste Auszüge aus dem kommenden Programm im Berliner Dom live miterleben, und persönlich mit Ben Becker sprechen.

 

Herr Becker, beantwortet das „Todesduell“ mehr, als es an Fragen neu aufwirft?

 

Oh. Diese Sichtweise habe ich noch nie gehört. Ich sage es jetzt mal so, einfach aus dem Bauch heraus: Das `Todesduell´ beantwortet eher Fragen. Denke ich. Aber natürlich gibt es keine Antwort ohne Frage. Außerdem ist das Stück zu umfassend, um lediglich zu bemerken, John Donne sagt euch, bzw. Ben Becker erzählt euch durch John Donne, wo es entlang geht. Das wäre Blödsinn. Das interessiert mich auch nicht.

Das Stück wirft bestimmt Fragen auf. Auf jeden Fall weiß man nach dem Besuch vom `Todesduell´ ein bisschen mehr als vorher. Das ist immer so, wenn man sich einer Auseinandersetzung hingibt.

 

Wie ist die Idee zur Aufführung vom „Todesduell“ entstanden?

 

Der (Berliner) Dom hatte angefragt, ob mir etwas einfallen würde, das man hier aufführen könne. Den Text vom `Todesduell´ habe ich bereits vor circa 15 Jahren erstmals in die Hände bekommen. Für heutige Verhältnisse ist es ein sehr fortschrittlicher Text. Ich finde, er hat immer noch Bestand. Es ist eine Auseinandersetzung zwischen der geistlichen und der weltlichen Welt, die in dieser Predigt stattfindet. Ein Ja zum Tod, ein Ja zum Leben. Insofern ist er nicht nur düster. Ein bisschen aber natürlich schon.

Es gab vor Jahren bereits vier, fünf Aufführungen vom `Todesduell´, dann war das Stück plötzlich wieder weg. Darüber war ich sehr traurig. Als nun die Anfrage vom Dom kam, hier etwas zu gestalten, kam die Eingebung, den Text wieder herauszuholen. Das `Todesduell´, wie ich es seinerzeit aufgeführt habe, bestand tatsächlich zunächst nur aus der Predigt von John Donne. Dann kam der Text von Brodsky dazu. Ich gehe voller Vorfreude an das Projekt heran, weil ich weiß, dass es eine Mammut-Aufgabe, ein sauschwieriger Text ist. Er ist sehr komplex, vielleicht auch angreifbar. Doch ich freue mich unheimlich darauf. Ich hoffe, es ist mir gelungen, einen kleinen Einblick zu geben, auf das, was da kommt.

 

Kurz vor unserem ersten Interview im Jahre 2019 verschwand ihr Koffer mit Bühnenklamotten und sehr persönlichen Gegenständen auf Nimmerwiedersehen auf einem Flug von Berlin nach Köln. Wie schafft man es, sich im entscheidenden Moment allein auf seine Darbietung zu konzentrieren?

 

Der Sachverhalt war schon sehr nervig. Dennoch ist es berufsbedingt dann so, dass du im letzten Moment, wenn du auf die Bühne gehst, alles andere über Bord schmeißt. Dann gibt es nichts anderes mehr.

 

Gastspiele in unserer Region

Am 1. November feiert Beckers Interpretation vom „Todesduell“ im Berliner Dom seine Premiere. In unserem Verbreitungsgebiet gibt es Aufführungen in Bremen (14.12.24; Die Glocke), sowie in Hamburg (07./08.02.25; St. Michaelis Kirche).


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