Lena Stehr

Gruseln nur im kleinen Kreis

Landkreis. An Halloween von Haus zu Haus zu ziehen ist in Pandemiezeiten keine gute Idee. Doch es gibt durchaus Alternativen für Gruselfans. Und viel Interessantes über das Fest mit keltischem Ursprung zu erzählen.

Bild: Evgeny Atamanenko

Mit Särgen, Kreuzen und riesigen Spinnenweben dekorierte Häuser, kunstvoll gruselig geschnitzte Kürbisse und schaurig verkleidete und geschminkte sowie mit Kunstblut preparierte kleine und große Geister-Fans gehören inzwischen zum „normalen“ Bild rund um den 31. Oktober. Halloween-Traditionen werden immer beliebter. Insbesondere bei Kindern, die unter dem Motto „Süßes oder Saures“ Unmengen von Süßigkeiten in der Nachbarschaft sammeln.
 
Auf Halloween-Partys und Umzüge verzichten
 
Doch wie so vieles fällt in diesem Jahr auch der lang ersehnte Halloween-Gruselspaß mit Gruppen, die von Haus zu Haus ziehen und anschließend gemeinsame Kostümpartys feiern der Corona-Pandemie zum Opfer.
„Aufgrund der aktuellen Lage sollten alle nicht notwendigen Treffen und privaten Feiern abgesagt werden, das gilt auch für Halloweenfeiern und -umzüge“, betont zum Beispiel Carmen Menzel, die Leiterin des Gesundheitsamtes im Landkreis Rotenburg. Viele weitere Stimmen bundesweit kommen zum gleichen Schluss und stellen klar: „Kein Süßes, sonst gibt‘s Saures“.
 
Familien überlegen sich Alternativen
 
Wer sich umhört, bekommt mit: Viele Familien haben sich tolle Alternativen überlegt und veranstalten kleine Schnitzeljagden oder Kostümpartys im kleinen Kreis mit Spielen wie Scharade, Wer bin ich oder Tabu, die auch unter Einhaltung des Mindestabstands gespielt werden könnten. Und Kürbisse schnitzen sowie das Haus zur Freude von vorbei Spazierenden gruselig dekorieren ist auch erlaubt.
 
Von Irland in die Welt
 
Wer übrigens glaubt, dass es sich bei Halloween um ein überzogenes amerikanisches Fest handelt, liegt nicht ganz richtig. Die Bezeichnung Halloween leitet sich von „All Hallows‘ Eve“ ab und beschreibt die Volksbräuche am Vorabend von Allerheiligen. Und die stammen ursprünglich aus Irland. Für heidnische und keltische Ursprünge von Halloween spricht unter anderem das sogenannte Samhainfest, das bereits 700 v. Chr. immer in der Nacht zum 1. November gefeiert wurde. Die Nacht galt den Kelten als die Grenze zur dunklen Jahreszeit. Christliche Synoden versuchten damals vergeblich, solche heidnischen Riten abzuschaffen.
 
Seelen der Toten kommen zurück
 
Überlieferungen zu Folge sollen die Seelen von Verstorbenen in dieser speziellen Nacht noch einmal in die Welt der Lebenden kommen, bevor sie für immer im Land der Toten bleiben. Die Grenze zwischen Rationalität und Irrationalität sei an diesem Tag aufgehoben und das Böse genauso allgegenwärtig wie das Gute.
Begangen wurde das Fest laut der Encyclopædia Britannica mit Freudenfeuern auf Hügeln (engl. bonfires, wörtlich Knochenfeuer; ursprünglich mit Bezugnahme auf das Verbrennen von Knochen des Schlachtviehs) und manchmal Verkleidungen, die der Vertreibung böser Geister dienten. Auch Wahrsagerei sei zu diesem Datum üblich gewesen.
Irische Einwanderer brachten die Halloween-Tradition schließlich in die USA, wo sie weiter ausgebaut wurde. Halloween zählt dort inzwischen neben Weihnachten und Thanksgiving zu den wichtigsten Festen des Jahres.
 
Ausbreitung nach Kontinentaleuropa
 
Seit den 1990er Jahren verbreiten sich Halloween-Bräuche in US-amerikanischer Ausprägung auch im kontinentalen Europa. Das moderne Halloween ist vor allem von zahlreichen Partys gekennzeichnet. Mehr als 15.000 Menschen feiern zum Beispiel jedes Jahr auf der Burg Frankenstein bei Darmstadt.
Übrigens: Die kunstvoll geschnitzten Kürbislaternen, die heute nicht mehr als Gruseldeko sind, erfüllten früher einen echten Zweck: Viele Menschen glaubten, dass Kürbis-Fratzen bösen Geistern signalisierten, dass ein Haus bereits durch andere Geister besetzt sei.


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