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Bei Innenstädten am Ball bleiben

Die IHK Niedersachsen hat ihre Zentrenstudie veröffentlicht. Sie mahnt Erreichbarkeit und Aufenthaltsqualität in den Innenstädten als wichtige Zukunftsthemen an.

 

Niedersachsen. „Unsere Innenstädte und Ortskerne stehen vor großen Herausforderungen. Besonders die Themen Erreichbarkeit und Mobilitätsangebote werden von den Besuchern kritischer bewertet als anderswo. Auch dem Thema Aufenthaltsqualität durch sogenannte `third places`, also konsumfreie Räume, sollten wir zukünftig mehr Beachtung zukommen lassen, um wieder Lust auf Innenstadt zu machen“, kommentiert Christoph von Speßhardt, Hauptgeschäftsführer der IHK Elbe-Weser, die regionalen Ergebnisse der „Zentrenstudie Niedersachsen“. Diese wurde von der IHK Niedersachsen und dem Handelsverband Niedersachsen-Bremen beauftragt und vom Kommunalberatungsbüro cima aus Hannover realisiert.

 

Innenstadtbesuche nehmen immer mehr ab

Demnach erhalten die Zentren im Elbe-Weser-Dreieck lediglich die Note 3,7. Die Häufigkeit der Innenstadtbesuche geht kontinuierlich zurück. 53 Prozent der Befragten sagen, dass sie die hiesigen Innenstädte zukünftig weniger bis gar nicht mehr besuchen wollen. Als primäre Hinderungsgründe werden die Erreichbarkeit mit Pkw und Fahrrad, das Angebot an innerstädtischen Parkplätzen und E-Ladesäulen für E-Bikes sowie die Nutzungsvielfalt benannt.

Laut IHK gibt es erfreulicherweise auch Bereiche, wo der Elbe-Weser-Raum landesweit die Nase vorn hat. So ist das Shoppen im Vergleich zu anderen deutschen Regionen immer noch der Innenstadt-Besuchsgrund Nummer eins. Auch wird in den hiesigen Zentren mit rund 199 Euro je Besuch am meisten Geld im Landesvergleich ausgegeben. Der niedersächsische Durchschnittswert liegt laut Studie bei 170 Euro.

Ebenfalls gut bewertet wird das Angebot an inhabergeführten Geschäften sowie an internationaler Gastronomie. „Zwei wichtige Zugpferde, um sich von anderen Innenstädten und der vielerorts eingekehrten Uniformität in Fußgängerzonen abzuheben“, sagt IHK Handels- und Stadtentwicklungsreferentin Kathrin Wiellowicz und ergänzt: „Wenn es etwas Positives gibt, was aus Corona hervorgegangen ist, dann ist es der neu entfachte politische und gesellschaftliche Diskurs über die Belebung unserer Innenstädte. Hier müssen wir am Ball und im Dialog bleiben. Konkret wünschen wir uns, dass Politik und Verwaltungen gemeinsam mit der Wirtschaft an runden Tischen erörtern, wie wir unseren Zentren wieder mehr Vielfalt und Frequenz einhauchen. Die Einbeziehung der Immobilieneigentümer ist dabei unerlässlich.“

Als weitere Handlungsempfehlung nennt die IHK Elbe-Weser die Schaffung eines eigenständigen Förderprogramms für Gewerbevereine auf Landesebene. Das würde laut Wiellowicz die Motivation und das Engagement der Gewerbetreibenden für den eigenen Standort maßgeblich erhöhen.

 

Bürokratie als Belastung

Hauptgeschäftsführer von Speßhardt appelliert auch in Richtung der Bundes- und EU-Politik, die Weichen neu zu stellen und in den Abbau bürokratischer Hindernisse sowie in faire Wettbewerbsbedingungen zu investieren: „Unsere Mitglieder sehen sich mit einer Vielzahl an gesetzlichen Regelungen konfrontiert. Die Vielzahl und zunehmende Komplexität bürokratischer Vorschriften stellt eine enorme Belastung dar und erschwert es den Betrieben, in ‚ihre‘ Zentren zu investieren.“

Auch die Konkurrenz aus Asien beobachtet die IHK Elbe-Weser mit großer Sorge. „Unsere Handelsunternehmen müssen sich nach deutschem Recht an unzählige Umwelt- und Produktsicherheitsvorgaben halten, während asiatische Direktvertriebsmodelle wie Shein und Temu diese fast vollständig umgehen und den hiesigen Markt mit Billigwaren überfluten, die den europäischen Sicherheits- und Umweltstandards kaum bis gar nicht genügen. Ein internationales Level Playing Field in diesem Bereich ist dringend geboten, um die aktuelle Schieflage aufzulösen“, appelliert von Speßhardt in Richtung Berlin und Brüssel.

Die Zentrenstudie samt detaillierten Handlungsempfehlungen der IHK gibt es zum Download unter www.ihk.de/elbeweser/zentren.


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