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Als ich an einem dieser Montage kurz vor 18 Uhr versuchte, ein Biofachgeschäft in der Kirchenstraße am Rathausplatz zu betreten, sah ich mich im Halbdunkel einer bedrohlichen Stimmung ausgesetzt.
Treffpunkt Rathausplatz
An den Regalen in besagtem Biofachgeschäft verweilend, wunderte ich mich zunächst über die Menschenmenge, die sich plötzlich bildete. Als Journalist immer neugierig, fragte ich eine der Demonstrantinnen, ob ich - im Besitz eines Presseausweises und dem Wissen, dass ich es eigentlich nicht müsste - Fotos machen dürfe. Dieser Wunsch wurde mir nicht genehmigt - man müsse, so die Begründung, schließlich erst alle Demonstrant:innen fragen, und dann beschließen. Soweit, so falsch. Nun gefiel es jedoch dem Inhaber des Fachgeschäfts nicht, dass sich die Demonstrant:innen gegen seinen ausdrücklichen Wunsch stets vor seinem Ladengeschäft versammeln. Bis vor Kurzem gar noch unter seinem Vordach.
Also abermals nach draußen, und mit Erlaubnis des Ladenbesitzers fotografiert. Spontan schälte sich ein circa 1,90m großer Mann aus der Menge, um mich, den Fotografierenden, zu bedrohen. Der Grundgesetzverteidiger wollte das Fotografieren unterbinden lassen und drohte mit der Polizei. Der zu Hilfe gerufene Polizist informierte den Demonstranten jedoch freundlich über die Gesetzeslage bzw. die grundgesetzlich gesicherte Pressefreiheit, dass die Presse an öffentlichen Platzen bei einer Demonstration ohne Zustimmung der Demonstrierenden fotografieren darf. Das gefiel dem Mann nicht. So forderte er Gleichdenkende auf, nun ihrerseits mich zu fotografieren. Was durchaus erlaubt ist, nur dürfen diese Bilder nicht veröffentlicht werden. Allein der Besitz ist legal - meine hingegen schon. Siehe oben,
Offene Fragen
Anschließend zog die Menge los. Das Betreiberpaar des Biofachgeschäfts ist über die derzeitigen Zustände mehr als unglücklich. In Pandemiezeiten sei das Geschäft eh schon schwierig genug und so könnten Kund:innen vom Besuch auch noch abgeschreckt werden. Die Anwohner:innen sind über die aktuelle Situation ebenfalls sehr unglücklich. Auf Nachfrage bestätigte eine Person, dass es tatsächlich bereits Probleme gegeben hätte, die eigene Wohnung zu erreichen. Auch den Nachbar:innen wäre nicht wohl zumute. Der diensthabende Polizist bestätigte später auf Nachfrage, dass er die Denkweisen der Demonstranten nicht nachvollziehen könne. In der Abschlussrede wären Worte gefallen, so der Polizist, die darauf schließen ließen, dass man zwar demonstrieren, jedoch nicht erkannt werden wolle, um dadurch möglichen Konsequenzen zu entgehen.
Doch das galt nicht für alle: Ein Demonstrant aus Stade, der „Keine Impfversuche am Menschen“ als Slogan auf dem Rücken seiner neongelben Warnweste trug, stehe zu seiner Meinung. Er möchte sich und andere informieren, bemerkte er freundlich. Auch zeigte sich nach der Drohgebärde seines Mitdemonstranten empört. Es würden, so meinte er, natürlich - wie bei allen Kundgebungen - auch hier Leute dabei sein, die sich unterhalb jeglicher Niveaugrenzen bewegen würden. Dem wäre eigentlich nichts hinzuzufügen.
Außer vielleicht die Fragen: Warum demonstriert man in der Dämmerung und warum versuchen andere Teilnehmende, zu verhindern, dass Fotos für Presseartikel vom eigenen Handeln veröffentlicht werden? Als Demonstrant müsste man sich doch über das Interesse der Öffentlichkeit freuen, um seine Anliegen zu thematisieren, bzw. diskutieren zu lassen. Oder?