Lena Stehr

Sommer ohne Schwung

Was bleibt vom Sommer? Ein konjunktureller Aufschwung jedenfalls nicht. Doch es gibt viele Ideen, wie unsere Innenstädte und der lokale Handel gestärkt werden könnten.

Bild: Adobe Stock

Wie das Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage zeigt, schätzen die Unternehmen in der Elbe-Weser-Region ihre Geschäftslage erneut schlechter ein. Der Ausblick auf die kommenden Monate bleibt ebenfalls pessimistisch.

Branchenübergreifend geht die Anzahl der Unternehmen, die von einem guten Quartalsverlauf sprechen, erneut zurück. Nach 18 Prozent im Vorquartal bewerten nun 15 Prozent ihre gegenwärtige Geschäftslage als gut. Vor einem Jahr waren es noch fast doppelt so viele.

Neben steigenden Arbeitskosten, einer wackeligen Inlandsnachfrage und Fachkräfteengpässen zählen aus Sicht der Betriebe insbesondere die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen zu den größten Geschäftsrisiken. „Fehlende Planungssicherheit, überbordende Bürokratie sowie ein geringes Investitionsniveau bremsen die wirtschaftliche Entwicklung“, verdeutlicht IHK-Hauptgeschäftsführer Christoph von Speßhardt. Die IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum begrüße deshalb die Ergebnisse der Haushaltsverhandlungen und das geplante Wachstumspaket der Ampel-Koalition. Damit sei die Hoffnung verbunden, dass sich die Rahmenbedingungen für die hiesige Wirtschaft nun verbessern könnten.

 

Geschäftsflächen nicht planlos vergeben

Indra Krüger, Uhrmacherin aus Osterholz-Scharmbeck, bewertet ihre Geschäftslage aufgrund positiver Umsatzentwicklung zwar als gut, gibt aber zu Bedenken, dass die Konkurrenz des Online-Handels immer stärker werde und es zudem immer schwieriger sei, gutes Personal zu finden. Sie übt gleichzeitig deutliche Kritik an der Stadt, die sich ihrer Meinung nach zu wenig für die Einzelhändler interessiere. Lediglich der Wirtschaftstreff stelle etwas auf die Beine.

Geschäftsflächen sollten nicht planlos vergeben und mehr Pop-Up-Stores schnell und ohne großen Aufwand genehmigt werden, um das Angebot zu erweitern. „Auch die Eigentümer der freien Flächen sind dafür verantwortlich, auf ein ausgewogenes Angebot zu achten, damit die Innenstadt viel bieten kann und nicht ramschig wirkt“, sagt Indra Krüger.

Den Vorstoß der FDP, mehr Parkplätze in Innenstädten zu schaffen, begrüßt die Uhrmacherin, da es ihrer Meinung nach zu wenig Parkplatzflächen gebe. Immerhin könne kostenlos mit Parkscheibe geparkt werden. Krüger schlägt außerdem vor, aus der Kirchenstraße eine befahrbare Zone zu machen, um mehr Kundschaft anzulocken. Insgesamt fehlten Ankerpunkte in der Stadt und es brauche mehr Mut für Innovationen - vor allem von einigen alt eingesessenen Geschäftsinhabern, die „mit Tunnelblick“ arbeiteten.

 

Baustelle in Elm bremst die Geschäftswelt aus

Sylke König-Sander vom Oste-Hotel in Bremervörde sieht für ihren Betrieb die größten Herausforderungen im demografischen Wandel und dem damit verbundenen Fachkräftemangel. Es sei sehr schwer, überhaupt noch Auszubildende zu bekommen.

Auch die veränderten Ansprüche der Angestellten (Freizeit vor Arbeit), ein verändertes Gästeverhalten nach der Covid19 Pandemie, die Anhebung der Mehrwertsteuer und die Tatsache, dass viele Menschen aus Kostengründen auf Restaurantbesuche und Partys verzichten, mache sich bemerkbar. „Auch die immer höhere Abhängigkeit von Online-Plattformen wie Booking oder HRS und die daraus resultierenden Kommissionskosten stellen uns vor Herausforderungen“, so König-Sander.

Speziell in Bremervörde sei die große Baustelle in Elm ein großes Problem für die lokale Geschäftswelt. So seien Buchungen aus dem Kreis Stade zurück gegangen. Gäste, die aus oder in Richtung Stade fahren müssen, seien sehr verärgert.

 

Mehr Unterstützung und einheitliche Öffnungszeiten

Zur Stärkung des Einzelhandels, der Hotels und der Geschäftswelt insgesamt wünscht sich Sylke König-Sander vor allem Unterstützung und Hilfe bei digitalen Umsetzungen sowie die Kooperation mit Bildungseinrichtungen (günstigere Förderung von Ausbildung und Weiterbildung).

„Auch kostenlose Parkplätze könnten mehr Attraktivität für unsere Gäste und Kunden bedeuten und sie in die Innenstadt locken“, sagt Sylke König-Sander. Dies könnte den Einzelhandel und die Gastronomie weiter beleben. Allerdings sollte auch in Bremervörde der Ausbau von Radwegen verkehrssicher gestaltet werden. Wichtig seien aber auch einheitliche Öffnungszeiten der Geschäfte.

Über die Tourist-Information Bremervörde sollte Bremervörde zudem noch mehr als Reiseziel, z.B. für Naturliebhaber, Kulturinteressierte oder Tagungs- und Geschäftsreisende beworben werden. Wünschenswert sei auch, dass das Team der Tourist Info wieder ein größeres Budget für den Besuch von Reisemessen erhalte.

 

Runde Tische für die Innenstädte

Kirsten Kronberg von der IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum meint, dass sich alle für eine Innenstadt Verantwortlichen – Bürgermeister, Politik, Stadtmarketing, Gewerbevereine und die Immobilieneigentümer - verstärkt an Runde Tische setzen und Maßnahmen diskutieren sollten, die ihre Innenstadt voranbringen. Das könnten Events für mehr Aufenthaltsqualität sein, Investitionen in mehr grüne und blaue (Wasser-)Flächen, der gemeinsame virtuelle Auftritt von Handel, Gastronomen, Dienstleistern und City- und Tourismusmarketing oder die kreative Zwischennutzung von Leerstand, z.B. mit Pop-Up Kitas.

Wichtig sei, dass realistisch umsetzbare Projekte entwickelt würden, die Frequenz erzeugen und dass Verwaltung und Wirtschaft gemeinsam und nicht aneinander vorbei agieren.

Kostenlose Parkplätze seien gerade im ländlich geprägten Elbe-Weser-Raum, wo der PKW nun mal immer noch das Fortbewegungsmittel Nr. 1 sei, auch in den Innenstädten wichtig. Sie könnten sicherlich ein zusätzlicher Anreiz sein, die Innenstadt zu besuchen und dort länger zu verweilen. Es müssten dann aber auch genug Plätze vorhanden sein. In der aktuellen Diskussion, in der es eher um die Reduzierung von PKW-Verkehr gehe, könne das vielerorts schwierig werden, so Kronberg.


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