Ralf G. Poppe

Sportschütze Bernd Klingner war vor 50 Jahren Olympiasieger

Bremervörde. Der Bremervörder Bernd Klingner lernte vor 50 Jahren bei den Olympischen Spielen interessante Leute kennen und holte vier Jahre zuvor Golg im Kleinkaliber Dreistellungskampf (kniend).
Bernd Klingner holte 1968 Gold bei Olympischen Spielen.

Bernd Klingner holte 1968 Gold bei Olympischen Spielen.

Vom 4. bis 20. Februar sollen in der chinesischen Hauptstadt Peking die Olympischen Winterspiele ausgetragen werden. Die Bundesrepublik Deutschland durfte bislang einmal Olympische Spiele ausrichten – vor nun bald 50 Jahren - im Spätsommer 1972 - fand die Olympiade in München statt. Der Bremervörder Sportschütze Bernd Klingner war dabei.
Vier Jahre zuvor hatte er mit einem Ring Vorsprung die Goldmedaille im Kleinkaliber Dreistellungskampf (liegend, stehend, kniend) in Mexiko errungen; vier Jahre später hatte er die Qualifikation für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Montreal um einen Ring verpasst.
 
Herausragende Persönlichkeiten
 
„Die Olympischen Spiele im eigenen Land waren etwas ganz Besonderes“, sagt Klingner. Er wäre dabei als ehemaliger Olympiasieger zu mehreren Veranstaltungen eingeladen gewesen als sonst üblich. Mit einer besonderen Gruppe durfte er so z.B. an den Königssee fahren, um dort gemeinsam mit seinem Bremervörder Schießsportkollegen Peter Kohnke (Olympiasieger 1960 in Rom mit 590 Ringen im Liegendschießen), mit Sportler:innen wie Kunstturnerin Vera Cáslavská (Gewinnerin von insgesamt 7 olympischen Goldmedaillen), Jesse Owens (4) und Emil Zátopek (4) zusammenzutreffen.
Klinger war sogar bei der Feier dabei, auf der die damals 28-jährige Hostess Silvia Sommerlath den späteren schwedischen König Carl XVI. Gustaf kennenlernte.
Damals, schmunzelt Klingner, hätten die Olympiasieger bei Einladungen noch vorn gesessen, die Fußballer jedoch hinten. Daher könne er sich auch nicht an den seinerzeit noch unbekannten Uli Hoeneß erinnern, der in der deutschen Olympia-Auswahl spielte.
 
Einzigartige Völkerfreundschaft
 
Klingner, der sich selbst als den letzten deutschen Amateur bezeichnet („Ich habe für den Sport kein Geld bekommen“), gefiel es besonders, dass man zu allen Sportler:innen aus den verschiedenen Nationen Kontakt gehabt hätte. Peter Kohnke und er konnten gar spontan mit pakistanischen Sportlern ein „Länderspiel“ im Tischtennis austragen: „Eine Völkerfreundschaft wie im Olympischen Dorf gab es sonst auf der Welt nicht. Es gab keinerlei Beschränkungen durch Nationalität oder Hautfarbe“, sagt Klingner.
Eine sehr gute Verbindung hätte er auch zu den Amerikanern und einem belgischen Arzt gehabt, den er bereits seit 1955 kannte. Nach ihren Wettkämpfen hätten die Sportler:innen bis zum Ende der Spiele im olympischen Dorf bleiben dürfen. Doch nach dem Anschlag auf die israelische Mannschaft sei er abgereist. Die Schießerei selbst hat Klingner glücklicherweise nicht miterleben müssen. Zu der Zeit sei er mit anderen Sportlern am Königssee gewesen. Ins Dorf durften sie erst zurück, als die Lage wieder sicher war.
Mit dem damaligen Speerwurf-Olympiasieger Klaus Wolfermann verbindet Klingner übrigens bis heute eine gute Freundschaft. Wenngleich die beiden sich erst später durch Wolfermanns Charity-Golf-Turniere kennengelernt hatten.
 
Der Olympia-Sieg 1968
 
Das Gespräch mit Bernd Klingner, der am 28. Januar seinen 82. Geburtstag feierte (wir gratulieren herzlich), fand in seinem Ladengeschäft für Schießsport in Bremervörde statt, wo der gelernte Kaufmann noch oft anzutreffen ist, auch wenn sein Sohn den weltweit erfolgreichen Versandhandel leitet.
Bernd Klingners positive Denkweise, die ihn bereits 1968 in Mexiko zum Olympiasieg führte, ist bis heute erhalten geblieben. Seinen Erfolg hätte er nicht nur den Haferflocken zu verdanken, die er zur Vorbereitung auf den Wettkampf gegessen hatte sowie dem „Warmlaufen“ vor dem Schießen, sondern auch seiner positiven Denkweise, ist er überzeugt.
Außerdem hatte er seiner Frau am Vorabend der Wettkämpfe eine Nachricht auf ein Tonbandgerät gesprochen und ihr gesagt, dass er am nächsten Tag gewinnen würde. Nachdem Klingner eine Statistik gelesen hätte, dass Schießsport-Olympiasieger am Tag ihres Erfolges durchschnittlich 28 Jahre alt sein würden, und ihm bewusst wurde, dass er exakt dieses Alter in Mexiko haben sollte, hatte er bereits im Frühjahr 1968 freudig zu seinem Bruder gesagt, dass er in diesem Jahr Olympiasieger werden würde.
„Dann habe ich ihm sogar noch das Resultat gesagt – 5 Ringe über Weltrekord, also 396 Ringe.“ Tatsächlich hat Bernd Klingner im entscheidenden Durchgang besagte 396 Ringe erreicht – und damit 17 Jahre - bis zu einer Regeländerung - den Weltrekord innegehabt.


UNTERNEHMEN DER REGION