Warten auf Adebar
Weil der Weißstorch gerne in der Nähe von Menschen und Nutztieren brütet, sind die Dubberkes sicher, dass sich bald ein Paar in ihrem selbstgeflochtenen Nest niederlässt.
Die Population an Weißstörchen wächst auch im nördlichen Landkreis Rotenburg stetig an. Waren es 2011 gerade einmal neun Paare und 21 ausgeflogene Jungtiere, zählte Hans-Heinrich Gerken, ehrenamtlicher Storchenbeauftragter beim NABU-Kreisverband Bremervörde-Zeven, im vergangenen Jahr 38 Paare und 80 ausgeflogene Jungtiere.
Um den beliebten Vögeln zu helfen, gibt es zudem immer mehr Menschen, die Storchennester errichten. Diese werden von den Tieren auf ihren Flugrouten entdeckt und gerne angenommen. Die Rückkehr der fleischfressenden Vögel in ihre Brutgebiete ist derzeit in vollem Gange. Ein neues zu Hause für die Heimkehrenden steht nun auch in Osterwede gegenüber der Grundschule bei Familie Dubberke.
Die in der vergangenen Jahren im Landkreis Rotenburg aufgestellten Nisthilfen werden von den Vögeln gut angenommen. „Angefangen habe ich mit 6 bebrüteten Nestern, heute sind es über 40, die ich regelmäßig besuche“, berichtet Hans-Heinrich Gerken.
Belebte Hofstellen sind ideal für Störche
Seit 12 Jahren berät er alle, die einen Pfahl mit einem Nest aufstellen möchten. „Der Weißstorch brütet gerne in der Nähe des Menschen. Auf einer belebten Hofstelle mit viel Grünland im Umkreis von 3 bis 5 Kilometern drumherum fühlt er sich wohl“, fasst Gerken die Bedürfnisse der anpassungsfähigen Vögel zusammen. Am besten finde der Storch in der Nähe artenreiche, selten gemähte Wiesen oder Weideland. Insbesondere Weideland führe zu einem abwechslungsreichen Speiseplan für den Weißstorch, der sich von Mäusen, Eidechsen und Regenwürmern ernähre, aber auch Maulwürfe, kleine Igel oder Insekten erbeute. „Gerne lässt sich der Storch dort nieder, wo der Mensch Nutztiere auf der Weide hält. In diesem Zusammenhang sehe ich die unregulierte Ausbreitung des Wolfs kritisch. Denn der Wolf bedroht die Hobby-Weideviehhaltung und damit für den Storch bedeutsame Futterplätze“, bezieht der Bremervörder Storchenvater Position zu dem aktuellen Aufreger-Thema.
Bei Familie Dubberke in Osterwede sind Störche nun an der richtigen Adresse. „Wir wohnen inzwischen vier Jahre hier und immer sehe ich zahlreiche Störche auf unserer Wiese. Es war mir daher schon länger ein Herzenswunsch, ein Nest hier aufzustellen“, beschreibt Bärbel Dubberke ihre Motivation.
Unterstützung beim „Nestbau“
Die Tierliebhaberin ist fasziniert von den eleganten Vögeln. Internetrecherchen brachten das Ehepaar letztlich dazu, den Schritt zu wagen, ein Nest in Eigenleistung an geeigneter Stelle am Rande ihres Grundstückes zu errichten.
Am schwierigsten sei es gewesen, einen ausreichend hohen Pfahl aufzutreiben, der wettergeschützt ist. Eine Spende von Joe und Felix Heitmann löste dieses Problem. Das Wagenrad als Grundlage für das Nest schenkte Nachbar Ralf Norden dem vogelbegeisterten Paar. Das Nest flocht Sven Dubberke in Eigenleistung und bekleckste es mit Kalkfarbe: „So denkt ein Storch beim Überfliegen: `Das sieht nach Hinterlassenschaften aus, da war schon jemand, das ist interessant`“, begründete er dieses Vorgehen. Die Zimmerei BTM von Carsten Oerding aus Basdahl half mit Personal und Krananhänger beim Errichten des Pfahls. Und zahlreiche Schaulustige aus der Nachbarschaft waren dabei, um dem Ehepaar zum Storchennest zu gratulieren. Nun sind alle gespannt, wann sich der erste Adebar hier niederlässt.
Hintergrund
Seit es durch den Klimawandel in Europa immer wärmer wird, verzichten immer mehr Störche auf die Tausende Kilometer weite Reise nach Afrika und überwintern in Spanien. Die milden Winter bewirken zudem, dass die Störche Deutschland meist erst Ende August oder Anfang September verlassen und häufig schon im Februar wieder zurückkehren.
Kontakt zum Storchenvater per Mail an info@nabu-bremervoerde-zeven.de