Bühne frei für junge Schauspieltalente
Lilienthal. Die Freilichtbühne blickt in diesem Jahr auf eine großartige Besucherbilanz zurück. Familien- sowie Abendstück überzeugen etwa 12.500 Zuschauer:innen und zeigen einmal mehr, dass die Lilienthaler Spielstätte zu den wichtigsten Theaterinstitutionen der Region gehört. Jährlich investieren die zahlreichen Beteiligten um den 1. Vorsitzenden Jörg Flömer dabei über 40.000 ehrenamtliche Arbeitsstunden, um Familien-, Abend – sowie Jugendstück auf die Beine zu stellen.
Neues Stück
Flömer leite seine Theatergruppe seit jeher nach dem Motto „Was wir sind, sind wir zusammen“. Über die Jahre sei so eine kleine Familie entstanden, in der immer wieder neue Talente und alte Hasen aufeinandertreffen. So kommt es, dass die Regie des anstehenden Familienstückes „Der Zauberer von Oz“ Oliver Kohlmann und Maurice Walter in den kommenden Monaten gemeinsam übernehmen. „Nach zwölf Inszenierungen verabschiedet sich unsere langjährige Regisseurin Elke Ohlrogge und macht damit Platz für zwei erfahrene Theaterkoryphäen“, so Flömer.
Enge Zusammenarbeit
Walter spielt schon als Kind viel bei der Freilichtbühne – 2024 brilliert er, nach seinem Theaterstudium in Hamburg, als Aladin erneut in Lilienthal. „Im Laufe der Jahre bin ich dabei oft auf Oliver getroffen, wobei wir vor und hinter der Bühne schnell gemerkt haben, dass wir trotz Altersunterschied voll auf einer Wellenlänge sind“, sagt Walter. Schnell habe man sich deshalb für die gemeinsame Inszenierung von Oz entschieden, erklärt auch Kohlmann, wobei die Regisseure Sprech- und Choreoproben untereinander aufteilen.
„Ich schnappe mir die Nachwuchsschauspieler, während Oliver sich dem Hauptensemble widmet“, erläutert Walter. Die Förderung des Theaternachwuchses liege dem Verein nämlich schon immer am Herzen, sodass man die jungen Spieler:innen nun durch Workshops zur Text- sowie Rollenarbeit unterstützen will, so der 26-Jährige. „Der Zauberer von Oz“ sei dabei ein Bühnenabenteuer, das man auch nach außen hin zeigen will, sagt Kohlmann. Besonders wichtig sei es deshalb als Ensemble eine gemeinsame Basis zu finden, indem man sich von intimen Einzelproben hin zu großen Proben als gesamte Gruppe entwickelt, erklärt er sein Konzept.
„Diese Fusion der Einzelproben wird ungefähr im Februar beginnen, wobei wir immer auch eng mit den weiteren Theatergewerken wie Maske, Kostüm und Technik zusammenarbeiten möchten“, ergänzt Walter. Spannend wird es vor allem, weil in „Oz“ 39 aktive Sprecher:innen von Jung bis Alt auf der Bühne zusammentreffen. „Ein tolles Beispiel dafür ist Bühnenurgestein Rolf Meyer, der in der damaligen Inszenierung von 1996 den Blechmann und im kommenden Jahr den Zauberer spielt“, hebt Maurice Walter hervor.
Schwierige Zeiten gemeinsam überwinden
Als Hommage an den Verfasser habe man sich dabei für die „Oz“-Version von Manfred Hinrichs-Bettinger entschieden, die der Autor damals explizit für das Lilienthaler Theater schrieb. Auch in seinem Schauspiel landet das Mädchen Dorothy durch einen Wirbelsturm an einem seltsamen Ort, von dem sie nur mithilfe ihrer neuen Freunde entkommen kann. „Letztlich birgt das Stück unglaublich viel Hoffnung – besonders für die junge Generation – dass man auch schwere Zeiten als Gemeinschaft überwinden kann“, so Walter.
Premiere feiert „Der Zauberer von Oz“ am 24. Mai 2025, wobei sich Theatergänger:innen auf Szenen in schwindelnder Höhe und viele Ohrwürmer freuen dürfen.
Weiteres Stück
In der zweiten Hälfte des kommenden Theaterjahres präsentiert die Freilichtbühne dann „Die Physiker“. Die Inszenierung des modernen Klassikers übernimmt Regisseur Felix Sommer, der besonders die tragische Komik des Stückes betont. „Das Publikum kann zwar herzlich über die humoristischen, teils grotesken Szenen lachen“, erklärt Sommer. Tief darunter verberge sich jedoch eine ernste Thematik, die heute aktueller denn je scheint. „Dürrenmatts Zweiakter verarbeitet ursprünglich die Erfahrungen des Kalten Krieges, indem er drei vermeintlich Geisteskranke aufeinandertreffen lässt, von denen einer tatsächlich die Formel zur Vernichtung der Menschheit entdeckt hat“, fasst der Regisseur zusammen.
Wie die konkrete Umsetzung der Komödie am Ende aussehe, entscheide er hingegen erst nach der finalen Besetzung aller Rollen und im gemeinsamen Austausch mit den beteiligten Akteuren, so Sommer. „Fakt ist, dass es im Bühnenbild zwar keine großen Umbauten geben wird, die Zuschauer sich dafür aber auf Dürrenmatts ganz spezifische Kunstsprache freuen dürfen, mit der er die Lächerlichkeit des Ernstes eindrücklich hervorhebt“, berichtet Sommer. Zudem biete das Stück einen schönen Kontrast zum Spielplan des vergangenen Theaterjahres.
Premiere des Abendstückes ist am 27. Juni 2025. Kartengutscheine gibt es bereits jetzt unter www.fblilienthal.de.